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Getrennte Wege. Jörg Kachelmann und Reinhard Birkenstock. Foto: Reuters

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Vergewaltigungsprozess: Kachelmann wechselt seinen Anwalt

Wettermoderator Jörg Kachelmann und sein Verteidiger Reinhard Birkenstock trennen sich. Die Gründe sind unklar. Sicher ist nur: Die neue Verteidigung wird es schwer haben.

Es ist die bislang größte Überraschung im Prozess gegen Jörg Kachelmann: Kurz vor Ende einer zweiwöchigen Verhandlungspause, nach 15 Verhandlungstagen, wechselt der Wettermoderator sein Verteidigerteam. So überraschend, dass manche zunächst an eine Fälschung dachten, als am Montagabend eine dürre Pressemitteilung des bisherigen Verteidigers Reinhard Birkenstock bei den Medien einging: "Ich habe der 5. großen Strafkammer des Landgerichts Mannheim heute angezeigt, dass ich nicht mehr Verteidiger von Herrn Kachelmann bin." Birkenstock vertrat Kachelmann seit dem Ermittlungsverfahren; im Team der Verteidiger gab der 65-Jährige mit der rauchig-heiseren Stimme eindeutig den Ton an. Und es schien, als sei ihm der Fall eine Herzensangelegenheit ­ sogar seine Frau bezog er in das Verfahren ein, die ausgebildete Psychologin betreute Kachelmann in den Verhandlungspausen.

Gegenüber dem Gericht fuhr Birkenstock einen klaren Konfrontationskurs: Gleich zu Prozessbeginn stellte er Befangenheitsanträge gegen zwei der Richter, später nochmals gegen das gesamte Gericht, nachdem es die Strafkammer zunächst abgelehnt hatte, das mutmaßliche Opfer über ein Zeugnisverweigerungsrecht wegen möglicher Selbstbelastung zu belehren. Beide Male wurden die Anträge abgelehnt, doch zumindest mit dem zweiten Antrag hatte Birkenstock das Gericht nicht gut aussehen lassen ­ die Richter korrigierten sich und holten die verlangte Belehrung nach.

Nicht zuletzt war Birkenstock das Gesicht der Verteidigung in der Öffentlichkeit ­ er war es, der in den Verhandlungspausen mit den Fernsehteams sprach und sichtlich Freude daran hatte, auf immer neue Art zu sagen, dass er über nichtöffentliche Verhandlungen nichts sagt.

An Stelle von Birkenstock soll nun der Hamburger Strafverteidiger Johann Schwenn das Mandat übernehmen. Die Pflichtverteidigerin Andrea Combé bleibt Kachelmann erhalten. Welche Gründe auch immer zur Trennung von Birkenstock geführt haben mögen ­ die neue Verteidigung wird es schon deshalb schwer haben, weil sie sich in ein bereits mehrere Monate dauerndes Strafverfahren einarbeiten muss. Angesichts der Masse der Gutachten und Vernehmungsprotokolle ist schon das eine Herausforderung.

Hinzu kommt: Sollte Schwenn am Ende des Verfahrens ein Plädoyer halten, so wird er Zeugenaussagen würdigen müssen, bei denen er selbst nicht dabei war. Es könnte sein, dass die Pflichtverteidigerin Combé nun eine entscheidende Rolle spielen wird. (dpa)

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