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Verhalten und Evolution: Warum Tiere ihre Babys töten

DER FALL:Im Nürnberger Zoo hat die Eisbärin Vilma ihre beiden Ende November geborenen Jungen aufgefressen. Ein Verhalten, das im Tierreich unter Raubtieren nicht selten zu beobachten ist – Biologen nennen das im Fachjargon „Infantizid“.

DER FALL:

Im Nürnberger Zoo hat die Eisbärin Vilma ihre beiden Ende November geborenen Jungen aufgefressen. Ein Verhalten, das im Tierreich unter Raubtieren nicht selten zu beobachten ist – Biologen nennen das im Fachjargon „Infantizid“.

AGGRESSIVE VÄTER:

Meistens sind es Männchen, die den Nachwuchs umbringen. Ein Beispiel

dafür sind Löwen, die nach der Eroberung eines Rudels alle Jungtiere töten. Dafür haben Evolutionsbiologen eine Erklärung: Die Löwen wollen ihr eigenes Erbgut weitergeben.

Davon, dem Nachwuchs eines fremden Männchens beim Heranwachsen zu

helfen, hätten sie nichts.

TÖTENDE TIERMÜTTER:

Warum bringen in der Natur auch Mütter ihre

Kinder um, wie im Fall der Eisbärin Vilma? Kann dieses Verhalten von Vorteil sein, obwohl die Weibchen viel Energie in die Schwangerschaft und die ersten Wochen der Aufzucht gesteckt haben? Evolutionsbiologen sagen Ja. Denn wenn die Jungtiere krank oder sehr schwach sind – oder die Weibchen aus anderen Gründen eine erfolgreiche Aufzucht instinktiv für unmöglich halten, ist es besser, Energie zu sparen, das eigene Überleben zu sichern, und im nächsten Jahr einen neuen Versuch zu starten. In einer Computersimulation haben Forscher von der Universität Oxford gezeigt, dass Tiere, die versuchten alle Nachkommen aufzuziehen, nicht die überlebensfähigsten waren. Denn bei Nahrungsknappheit starb der ganze Wurf. Diejenigen, die unter schwierigen Bedingungen einige der Neugeborenen auffraßen, konnten wenigstens einige Junge großziehen, berichten die Wissenschaftler im „American Naturalist“ (Band 170, S. 886). Bei Zoo-Eisbärin Vilma könnten auch die Bedingungen in Gefangenschaft den Tötungsinstinkt ausgelöst haben.

WELCHE TIERE ES TUN:

Infantizid ist von fast allen Raubtieren, aber auch von Affen, Nagetieren, Vögeln, Reptilien und sogar von Delfinen bekannt. dal

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