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Verkehrschaos: Stromausfall legt Schweizer Bahn lahm

Ein Spannungabfall im Stromnetz hat am Abend mitten im Berufsverkehr die Schweizer Bahn lahm gelegt. Die Schweizerischen Bundesbahnen stellten den Betrieb gegen 18:00 Uhr ein. Tausende von Reisenden saßen in Zügen fest, wo bei brütender Hitze auch die Klimaanlagen ausfielen.

Bern (22.06.2005, 22:52 Uhr) - In einer Eilaktion wurden mit Dieselloks die Züge aus den zahlreichen Tunnels des Alpenlandes herausgezogen. Nach 20:00 Uhr rollten die ersten Züge wieder, nachdem die Bahn das Stromnetz stabilisiert hatte. Die Ursache der Panne war zunächst nicht bekannt.

Einen solchen landesweiten Stromausfall im Bahnnetz hat es in der Schweiz noch nie gegeben. Die SBB beziehen über 94 Prozent ihres Stroms aus eigenen Wasserkraftwerken. Plötzlich sei die Spannung von 15.000 auf nur noch 12.000 Volt gesunken, erklärte das Unternehmen. Da habe man den Verkehr unterbrochen. Über 100.000 Passagiere waren betroffen. Bis 19:00 Uhr hatten alle Reisenden die Züge verlassen. Für Licht und Türantriebe haben die Waggons eigene Batterien. Auch gibt es Notmechanismen, um Türen ohne Strom zu öffnen.

SBB-Angestellte und Feuerwehrleute versorgten die gestrandeten Reisenden mit Wasser. Dieselloks schleppten, wo möglich, die Züge in die nächstgelegenen Bahnhöfe. Die SBB charterte im ganzen Land Busse, um die Leute von den freien Strecken abholen zu können. Mit Bussen wurden die Fahrgäste auch zu ihren Zielorten gefahren. Viele Reisende organisierten sich auch in Sammeltaxis. Die Stimmung blieb nach Angaben von Bahnsprechern die ganze Zeit über friedlich. Die Menschen hätten die Panne mit Gelassenheit ertragen, hieß es.

Der Flughafen Zürich-Kloten meldete keine größeren Probleme. «Reisende greifen für die Fahrt vom und zum Flughafen auf andere Verkehrsmittel zurück», hieß es in einer Mitteilung der Betreibergesellschaft Unique. Selbst an den Taxihaltestellen habe es keine größeren Wartezeiten gegeben.

Von dem kompletten Stromausfall im Schweizer Schienennetz war in Deutschland besonders der Zugverkehr im angrenzenden Baden- Württemberg beeinträchtigt. Etwa zehn Züge, vor allem im Fernverkehr von und in die Schweiz über Stuttgart, waren betroffen, sagte eine Bahnsprecherin in Berlin. Von Deutschland aus gab es keinen Zugverkehr mehr in Richtung Schweiz. Der Stuttgarter Bahnsprecher Jürgen Friedmann sagte, wo man es schnell hätte organisieren können, seien Fahrgästen Bustransfers angeboten worden. Neben dem Fernverkehr - etwa mit dem Cisalpino Stuttgart-Mailand - sei auch der Nahverkehr am Bodensee betroffen gewesen.

Am 28. September 2003 hatte ein umgestürzter Baum im Tessin in einer Überlandleitung einen Kurzschluss verursacht, was zu einem Totalausfall des Stromnetzes in Italien führte. Damals waren rund 50 Millionen Menschen betroffen. Ein SBB-Sprecher schloss am Abend eine Computerpanne für den Spannungsabfall aus.

Die Panne wird die SBB viel Geld kosten. Seit Juni gibt es bei Verspätungen von mehr als einer Stunde so genannte Entschuldigungs-(Sorry-) Schecks. Reisende der ersten Klasse bekommen 15, der zweiten Klasse zehn Franken (6,40 und 9,70 Euro) Vergütung. (tso)

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