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Panorama: Verlobt hoch zwei

Österreichs smarter Finanzminister Grasser hat zwei Freundinnen. Mit einer ließ er sich beim Knutschen filmen

Im Grunde eine durch und durch romantische Geschichte: Zwei Menschen mittleren Alters treffen sich am Wochenende heimlich in Paris. Sie verbringen nette Stunden, schlendern durch die Stadt der Liebe. Dann bringt sie ihn zum Flughafen, begleitet ihn, ihre Hand in seiner, bis zum Check-in. Weil bis zum Abflug noch ein wenig Zeit ist, gehen sie in eines der zahlreichen Bistros am Flughafen Paris Charles-de-Gaulle. Er bestellt eine Karaffe Rotwein, ein Baguette mit etwas Käse, schließlich ist man in Paris. Dann setzen sie sich, er auf einen Stuhl, sie auf seinen Schoß, sie krault ihm liebevoll den Nacken, und dann küssen sie sich.

Lange. Innig.

Ja, es ist eine schöne Geschichte, die sich da in Paris zugetragen hat. Unschön ist daran nur, dass diese Kussszene von irgendeinem Hobbyfotografen fotografiert wurde und die Bilder anschließend in die österreichische Illustrierte „News“ gelangten. Denn die Hauptdarsteller dieser Love-Story sind in Österreich keine Unbekannten. Sie: Fiona Swarovski, 40-jährige Jetset-Lady der Oberklasse, ehemalige Gespielin von Flavio Briatore und Erbin des Kristallschleifer-Konzerns Swarovski. Er: Karl-Heinz Grasser, 36-jähriger Finanzminister Österreichs mit absolutem Sunnyboy-Image – und verlobt mit einer anderen.

Zu allem Überfluss war diese andere kurz nach dem Paris-Abstecher ihres Verlobten – und kurz vor der Veröffentlichung der Fotos – in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt. Nathalia Corrales-Diez, 28-jährige Betriebswirtin und eigentlich Grassers Freundin, war nachts in Wien mit einem Porsche von der Straße abgekommen und hatte einen Baum gerammt – ohne Fremdeinwirkung, wie das Polizeiprotokoll ergab, nur mit überhöhter Geschwindigkeit. Corrales-Diez erlitt dabei eine Brustbeinfraktur, eine schwere Gehirnerschütterung und mehrere Prellungen.

Hängt das alles irgendwie zusammen? Schon ist die Soap-Opera perfekt: Es geht um zwei Frauen und einen Mann, die allesamt seit Monaten den Wiener Boulevard unterhalten – und nun sind alle noch miteinander verquickt? Das ist, selbst für Wiener Verhältnisse, besser noch als „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ und verbotener als „Verbotene Liebe“.

Doch zurück zum Anfang: Karl-Heinz Grasser war jahrelang so etwas wie der begehrteste Junggeselle des Landes und imagetechnisch der Lieblingsschwiegersohn der Österreicherinnen. Er sieht gut aus, hat einen tollen Job und perfekte Umgangsformen. Seit er 2000 zum Finanzminister aufstieg, war er jahrelang der beliebteste Politiker des Landes, in allen Politikerrankings auf Platz eins. Nur mit der Liebe klappte es anscheinend nicht: Nachdem ihm im Jahr 2002 seine langjährige Freundin, eine Topjuristin, den Laufpass gab, war Grasser Single, und offensichtlich fand er nicht die Richtige, wie Österreichs Boulevard-Blätter traurig feststellten. Grasser war viel in der Stadt unterwegs und gern gesehener Gast auf den Partys der Prominenz – doch über sein Liebesleben war wenig zu erfahren. Eine Reihe von Affären wurde ihm angedichtet. Grasser dementierte routinemäßig alle Gerüchte.

Umso größer dann die Überraschung, als er sich im vergangenen April im Kreise seiner 200 engsten Freunde mit der 28-jährigen Nathalia Corrales-Diez verlobte. Die Absolventin der Wiener Wirtschaftsuniversität war Grasser bei einem Praktikum im Finanzministerium über den Weg gelaufen. Und es war, wenn man den Verlobungsinterviews glaubt, Liebe auf den ersten Blick. Die beiden zeigten sich fortan nur noch gemeinsam. In diesem Mai sollte Hochzeit sein.

Doch jetzt diese Bilder aus Paris. Inzwichen ist auch noch ein Video des innigen Paares im Flughafenbistro aufgetaucht. Wie ist das zu bewerten? Grasser und sein Ministerium wollen keine Stellungnahme abgeben. Andererseits erledigte das Fiona Swarovski nur zu gut: „Ja, es stimmt – ich liebe ihn seit drei Jahren“, erzählte sie „News“. Es sei Liebe auf den ersten Blick gewesen, Grasser wäre der Mann ihres Lebens – „ich werde noch in 20 Jahren mit ihm zusammen sein“. Laut Swarovski hätte sich Grasser von seiner Verlobten getrennt: „Als ich deswegen geweint habe, sagte er, weine nicht, Fiona, es ist nicht deine Schuld.“ Vielleicht würden sie und Grasser bald ein „gemeinsames Statement abgeben“.

Laut Augenzeugenberichten trafen sich Grasser und seine Verlobte am Dienstagabend vor deren Unfall im gut besuchten Wiener Szenelokal Fabio’s. Es wurde viel getrunken und laut geredet – dann stieg Corrales-Diez in besagten Porsche. Der Finanzminister, der weiterhin jede Stellungnahme zu seinem Privatleben ablehnt, soll nach Angaben seines Pressesprechers tagelang am Krankenbett seiner Verlobten ausgeharrt haben.

Am letzten Wochenende holte Karl-Heinz Grasser seine Verlobte Nathalia Corrales-Diez aus dem Krankenhaus ab – auch das ist natürlich fotografisch dokumentiert.

Wie es in dieser Liebesgeschichte weitergeht, ist vollkommen offen.

Wolfgang Schüssel, Bundeskanzler der konservativen christlichen Volkspartei und sozusagen Chef des smarten Finanzministers, soll über die Vorfälle gar nicht amüsiert sein.

Markus Huber[Wien]

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