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Im Indischen Ozean wurden möglicherweise Teile des Wracks von Flug MH370 gefunden.

© dpa

Update

Flug MH370: Experten schließen technisches Problem nicht aus

Im Fall der verschwundenen Malaysia-Boeing schließen Experten nicht aus, dass es zu technischen Problemen kam. Derweil wurden von einem australischen Such- und Rettungsdienst womöglich Trümmerteile des vermissten Passagierflugzeugs entdeckt.

Bei den Ermittlungen um die verschwundene Malaysia-Boeing schließen die Experten trotz des Sabotage-Verdachts auch ein technisches Problem weiterhin nicht aus. Das sagte der malaysische Verkehrsminister Hishammuddin Hussein am Donnerstag in Kuala Lumpur. Regierungschef Najib Razak hatte vergangenen Samstag erklärt, beim Ausfall der Kommunikationssysteme deute alles auf einen vorsätzliches Eingreifen von jemand an Bord hin. Seitdem sind Passagiere und Besatzung im Visier der Ermittler. Flugzeugexperten haben immer wieder die Möglichkeit eines Schwelbrands im Bereich des Cockpits in die Diskussion gebracht. Dieser könne die Kabel zu den Kommunikationssystemen zerstört haben. Dabei könnten giftige Gase die Piloten bewusstlos gemacht haben. Andere spekulierten über einen plötzlichen Druckverlust, der Piloten und Passagiere außer Gefecht gesetzt haben könnte. Die Möglichkeit eines solchen katastrophalen Ereignisses an Bord „ist nicht ausgeschlossen worden, und gehört weiter zur Untersuchung“, sagte Hishammuddin. „Die Blackbox kann uns Aufschluss geben.“

Wrackteile entdeckt?

Zuvor waren auf Satellitenbildern im Indischen Ozean mehrere Objekte entdeckt worden, die Wrackteile des vermissten Malaysia-Airlines-Flugzeug sein könnten. Eines der Teile sei 24 Meter lang, sagte John Young von der australischen Seesicherheitsbehörde Amsa am Donnerstag in Canberra. Ein Flugzeug habe die Region bereits überflogen, zunächst aber nichts entdeckt. Die Sicht in der Region rund 2500 Kilometer südwestlich von Perth an der australischen Westküste sei schlecht, sagte Young. Die Maschine mit mehr als 200 Menschen an Bord war am 8. März auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking verschwunden.

Australiens Premierminister Tony Abbott sprach am Donnerstag im Parlament von „glaubwürdigen“ Informationen, nach denen mittels Satellitentechnik zwei Objekte ausgemacht worden seien, die zu der Flugnummer MH370 gehören könnten. Vier Aufklärungsflugzeuge seien bereits im Einsatz, um die Objekte aufzuspüren, sagte Abbott. Über den mutmaßlichen Fundort äußerte er sich nicht näher. Australien übernahm im Rahmen der international koordinierten Suche Gebiete im Süden des Indischen Ozeans.

Abbott wies darauf hin, dass seine Erkenntnisse noch keine Gewissheit ergäben. „Wir müssen uns darüber klar sein, dass die Aufgabe des Aufspürens dieser Objekte eine sehr schwierige ist“, sagte der Premierminister. Es könne sich „herausstellen, dass sie nicht zum Flug MH370 gehören“. China bot Australien Hilfe bei der Suche an. Man beobachte die Ereignisse mit großer Aufmerksamkeit, sagte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums.

Die Daten des Flugsimulators des Flugkapitäns Zaharie Ahmad Shah sind gelöscht worden

Das Rätselraten um die Geschehnisse geht unterdessen weiter. Die Daten auf dem von den Behörden beschlagnahmten, selbst gebauten Flugsimulator des Flugkapitäns Zaharie Ahmad Shah sind nach Angaben der malaysischen Behörden bereits am 3. Februar gelöscht worden. Spezialisten versuchen, wenigstens einen Teil der Informationen wiederherzustellen. Keine Bestätigung gab es zu Meldungen, wonach Zaharie neben Flugplätzen in Indien und Sri Lanka auch Male und die im Indischen Ozean gelegene US-Militärbasis Diego Garcia programmiert hatte. Da Malaysia Airlines auch Male, Colombo und mehrere indische Flughäfen bedient, müsste dies auch kein Indiz für die aktive Verstrickung des Piloten in das Verschwinden der Boeing sein. Für ihn gelte wie für alle Personen bis zum gegenteiligen Beweis das Unschuldsprinzip, sagte Verkehrsminister Hishammuddin Hussein. Mit Ausnahme von Russland und der Ukraine hätten alle betroffenen Staaten die Ergebnisse der Überprüfung ihrer Passagiere geliefert, bei keinem ergaben sich Verdachtsmomente.

Auch ein Schwelbrand könnte die Bordsysteme deaktiviert haben

In Pilotenkreisen heißt es, die Bordsysteme zur Lokalisierung der Boeing müssten nicht zwangsläufig mutwillig deaktiviert worden sein. Man schließt nicht aus, dass in der Bordelektrik ein Schwelbrand entstanden sein könnte, der zum sukzessiven Ausfall von Systemen führte. Möglicherweise habe die Crew auf dem Langkawi International Airport im Nordwesten Malaysias notlanden wollen, jedoch zuvor im Qualm das Bewusstsein verloren. Die Maschine könnte dann ihren letzten Kurs beibehalten haben, bis sie aus Spritmangel abstürzte. Laut Airline-Chef Yahya hatte sie Kerosin für achteinviertel Flugstunden getankt. Indessen steigt die Zahl der zum Teil abenteuerlichen Spekulationen über die Hintergründe des Verschwindens.

Verschwörungstheorie: Chinesen und US-Marine wollten die Maschine entführen

Einige beziehen sich auf eine vermeintlich wertvolle Fracht, die durch eine Entführung des Jets gestohlen werden sollte. Laut Yahya befanden sich als Hauptladung allerdings mehrere Tonnen Mangosteen-Früchte im Frachtraum. Eine weitere Theorie ist, dass der Jet im Radarschatten einer anderen Maschine ungesehen über Indien und Afghanistan geflogen und beispielsweise in der chinesischen Unruheprovinz Xinjiang gelandet sein könnte. Eine besonders abenteuerliche These, die im Internet kursiert und eher einem James-Bond-Film entstammen könnte, verweist auf einen angeblichen russischen Geheimdienstbericht. Danach soll die Boeing eine geheime, möglicherweise nukleare oder biologische Fracht befördert haben und vor einem geplanten Zugriff chinesischer Behörden von der US Navy nach Diego Garcia entführt worden sein.

Indessen konzentrierte sich die Suche nach der Boeing am Mittwoch auf den südöstlichen Teil des indischen Ozeans. Abgesucht werde ein 305 000 Quadratkilometer großes Seegebiet rund 2600 Kilometer südwestlich von Perth, so das Australian Maritime Safety Authority. Drei Suchflugzeuge der australischen und der neuseeländischen Luftwaffe sowie der US-Marine kamen hier zum Einsatz. Gefunden wurde nichts.

Dementiert wurden Berichte, wonach Bewohner der rund 180 Kilometer südlich von Male gelegenen Malediveninsel Kudahuvadhoo am Morgen des 8. März ein tieffliegendes Flugzeug mit einem roten Seitenstreifen gesehen hatten, bei dem es sich um die Boeing gehandelt haben könnte. Seit deren Verschwinden werde der Luftraum besonders aufmerksam überwacht, teilten die Streitkräfte der Malediven mit. Es gebe keine entsprechende Radaraufzeichnung. (mit Agenturen)

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