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Vermisste Engländerin: Madeleines Tod immer wahrscheinlicher

Die Nachrichten zum 100. Tag nach Madeleines Verschwinden hätten kaum schrecklicher sein können. Zum ersten Mal räumte die Polizei öffentlich ein, dass das britische Mädchen tot sein könnte.

"In den letzten Tagen gab es einige Entwicklungen, einige Anhaltspunkte, die auf einen möglichen Tod des kleinen Kindes hinweisen könnten", sagte der portugiesische Chefinspektor Olegario Sousa der BBC. Damit wurde die grauenhafte Vermutung, die die Presse schon vergangene Woche verbreitet hatte, wieder ein Stück wahrscheinlicher. Die Hoffnungen auf ein gutes Ende schwinden.

Die Eltern Gerry und Kate McCann wollten am Samstag eigentlich in aller Stille einen Gottesdienst in Praia da Luz feiern, dem Ort an dem Madeleine am 3. Mai aus einer Ferienanlage verschwand. Doch der Medienrummel wurde durch die neuen Äußerungen noch mehr angefacht. Mit gebrochener Stimme rief die Mutter die Menschen auf, weiter nach der Vierjährigen Ausschau zu halten. "Bitte begleiten Sie uns weiter auf der Reise der Hoffnung und bitte behalten Sie Madeleine in ihren Gedanken und Gebeten."

Polizei nimmt Eltern in Schutz

In Madeleines Heimatort Rothley in Mittelengland hielten Angehörige und Freunde zum 100. Tag eine Wache für die Kleine. In Liverpool verteilten die Großeltern Luftballons und Anstecker. In Glasgow spielte ein Dudelsack-Meister ein Klagelied für das Mädchen, und Fußballer der englischen Liga erinnerten an "Maddie".

Der Verdacht, dass Madeleine getötet wurde, erhärtete sich, nachdem Blutspuren in dem Zimmer gefunden wurden, aus dem das Mädchen verschwand. Seitdem wurde spekuliert, dass Madeleine ermordet und nicht entführt wurde. Als entscheidend für die Ermittlungen gelten nun die Laboranalysen dieser Spuren, die britische Spürhunde entdeckt hatten. Sie werden derzeit in Birmingham untersucht. Ein Ergebnis wird nach Angaben der BBC Ende kommender Woche erwartet. Als wenig tröstlich erscheint es unter diesen Umständen, dass die Polizei die McCanns vor Angriffen in Schutz nahm und Schuldvorwürfe gegen sie zurückwies. Die beiden seien keine Verdächtigen, betonte Sousa, nachdem Gerüchte aufkamen, die McCanns selbst seien die Täter. "Sie sind Opfer dieses Verbrechens, weil sie ihr Kind verloren haben. Und sie sind Zeugen in diesem Fall."

Unmut im portugiesischen Ferienort

Nachdem die McCanns den Fall Madeleine durch eine beispiellose Medienkampagne bekannt gemacht hatten, regte sich in Praia da Luz Unmut. "Zirkus geh' nach Hause" stand auf einem geparkten Auto in dem Badeort, in dem die Eltern derzeit wohnen. Der anglikanische Kaplan an der Algarve, Haynes Hubbard, betonte, die Menschen in der Kirche würden "keine Sekunde" daran zweifeln, dass es richtig sei, wenn die McCanns in Portugal bleiben. "Es wäre leichter für uns, wenn sie abreisten, aber es wäre nicht das richtige."

Selbst nach den Andeutungen zum Tod ihrer Tochter hoffen die Eltern: "Sie beten weiter, dass Madeleine am Leben ist", sagte eine Sprecherin. Wenn das schlimmste Szenario zutreffe, tröste es ihn, dass Madeleine "an einem besseren Ort" sei, betonte der Vater.

Annette Reuther[dpa]

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