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© dpa

Vermisster Kanufahrer: Alles nur großer Schwindel?

Das Rätsel um den totgeglaubten und nach fünf Jahren wieder aufgetauchten Kanufahrer in Großbritannien hat möglicherweise eine ganz profane Lösung. Ein Bild, das ihn vor einem Jahr mit seiner Frau in Panama zeigen soll, wirft ein neues Licht auf die Geschichte.

Die Polizei hat begonnen, den 57-jährigen John Darwin zu vernehmen. Sie hatte ihn in der Nacht wegen des Verdachts auf Versicherungsbetrug festgenommen. Darwin soll unter anderem zu einem jetzt aufgetauchten Foto befragt werden, das angeblich ihn und seine Frau an der Seite eines Immobilienmaklers in Panama zeigt.

Das Bild wurde von der Zeitung "Daily Mirror" veröffentlicht. Es soll vor einem Jahr entstanden sein, als sich Darwin und seine Frau Anne (55) in dem zentralamerikanischen Land nach einer Bleibe umgeschaut haben sollen. Der Mann, der zu Wochenbeginn auf einem Polizeirevier auftauchte, behauptet bislang, sich nicht zu erinnern, was sich seit dem Jahr 2000 in seinem Leben zugetragen hat.

"Ich dachte doch ehrlich, er sei tot"

Frau Darwin hat sich nach Medienangaben vor sechs Wochen nach Panama abgesetzt. Vorher hatte sie die zwei Häuser verkauft, die sie gemeinsam mit ihrem Mann besaß. Der Erlös wird auf umgerechnet rund 700.000 Euro geschätzt. Sie hatte zudem die Lebensversicherung für ihren Mann kassiert, wie sie gegenüber Reportern bestätigte. "Ich dachte doch ehrlich, er sei tot", sagte sie. Nach Angaben der "Sun" war Darwin hoch verschuldet, als er 2002 scheinbar bei einem Bootsunfall ums Leben kam. Sein zerbrochenes Kanu war am Strand gefunden worden, während von ihm jede Spur fehlte.

Nun könnte die Sache auch für die Polizei selbst peinlich werden: Ermittler im nordostenglischen Bezirk Hartlepool, wo die Darwins seinerzeit lebten, hatten das Verschwinden des Mannes bereits nach einem Jahr für "unverdächtig" erklärt, berichtete die "Daily Mail". Der Mann sei mit größter Wahrscheinlichkeit tot und es gebe keinen Anlass für weitere Nachforschungen. Deshalb habe die Lebensversicherung, deren Höhe zunächst nicht bekannt wurde, schließlich ausgezahlt werden müssen. Normalerweise können vermisste Personen in Großbritannien frühestens nach sieben Jahren für tot erklärt werden.

Nachbarn schöpften bereits Verdacht

Nachbarn in der kleinen Küstenortschaft Seaton Carew, einem früheren Wohnort des Ehepaares im Nordosten Englands, sollen jedoch Anzeichen dafür bemerkt haben, dass Darwin sich im dortigen Haus der Familie versteckt gehalten habe. Dazu soll es immer wieder Gerüchte und auch anonyme Hinweise an die Polizei gegeben haben.

Anderseits hieß es in britischen Medien, der Totgeglaubte der vor seinem Verschwinden als Gefängnismitarbeiter tätig war, habe sich seinerzeit wahrscheinlich nach Amerika abgesetzt. Er habe dort mit einer Frau zusammengelebt, die er über das Internet kennengelernt habe. Laut "Sun" fanden Ermittler auf Darwins Computer E-Mails, die darauf hindeuten. Zudem habe die Polizei bereits vor Monaten Hinweise erhalten, wonach der Totgeglaubte quicklebendig sei.

Happy End - oder nur Show?

Nur wenige Stunden vor Darwins Festnahme hatte es so ausgesehen, als ob der Fall ein Happy End haben könnte. Darwins Ehefrau meldete sich aus Panama und kündigte gegenüber britischen Reportern eine baldige Familienzusammenführung an. Von der sagenhaften Rückkehr ihres Gatten habe sie durch ihren Sohn erfahren. "Er rief mich an und sagte: 'Falls Du stehst, setz Dich hin. Ich habe hier meinen Vater neben mir.'"

Zurückkehren will Anne Darwin vorerst jedoch nicht. Sie habe zunächst noch Probleme mit ihrem Visum für Panama zu lösen und warte zudem auf die Anlieferung ihres Umzugsgutes, sagte sie Reportern. Zugleich wies Frau Darwin alle Verdachtsmomente von sich. "Die Leute können denken, was sie wollen - ich kenne die Wahrheit." Und die Lebensversicherung werde "möglicherweise" zurückgezahlt. "Das ist nur eine von den vielen Sachen, mit denen ich jetzt erstmal fertig werden muss." (smz/dpa)

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