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© dpa

Verschollener Frachter: "Arctic Sea" offenbar entführt

Das Verwirrspiel um die "Arctic Sea" geht in die nächste Runde. Nun haben Unbekannte nach Angaben der finnischen Polizei ein Lösegeld für den Frachter gefordert.

Ein Polizeisprecher sagte am Samstag in Helsinki, der von den Schiffsbesetzern verlangte Betrag sei "beträchtlich, aber nicht gewaltig". Die genaue Summe wollte er ebenso wenig preisgeben wie Details darüber, auf welchem Wege die Forderung gestellt wurde.

Das Schiff sollte nach Angaben der Reederei Holz im Wert von über einer Million Euro von Finnland nach Algerien bringen. Seit Tagen wird darüber spekuliert, ob der Frachter in die Hand von Piraten gefallen, gesunken oder mit einer Ladung von Waffen Richtung Afrika unterwegs ist.

Nachdem am Freitagabend die Regierung Kap Verdes zunächst mitgeteilt hatte, dass das Schiff rund 400 Seemeilen (720 Kilometer) nördlich des Inselstaates vor der westafrikanischen Küste gesichtet worden sei, wurde dies wenig später von russischer Seite dementiert.

Der kapverdische Generalstabschef habe ihn davon unterrichtet, dass ein der "Arctic Sea" ähnelndes Schiff gesichtet worden sei, sagte der russische Botschafter in Kap Verde, Alexander Karpuschin, laut Nachrichtenagentur Interfax dem russischen Fernsehen. "Diese Information hat sich jedoch nicht bestätigt."

Zuvor hatte bereits ein ranghoher Militärsprecher in Brüssel der russischen Agentur Itar-Tass gesagt, dass man wisse, wo sich die "Artic Sea" befinde: "Das Schiff ist nicht gesunken. Seine Position ist bekannt, wird aber aus taktischen Gründen nicht bekanntgegeben." Den Grund für die Geheimhaltung nannte der Sprecher nicht. Der russische NATO-Botschafter Dmitri Rogosin betonte, man könne keine Details mitteilen. "Die Situation ist dramatisch genug, da darf man nichts vorzeitig mitteilen", sagte der Diplomat ohne weitere Einzelheiten dem Moskauer Radiosender Echo Moskwy. Russland und die NATO stünden im Fall der "Arctic Sea" in "engem Kontakt".

Ein Sprecher der EU-Kommission sagte, es habe nach dem mysteriösen Überfall auf das Schiff in der Ostsee vom 24. Juli einen zweiten Angriff vor der Küste Portugals gegeben. Lissabon bestreitet dagegen, dass sich die "Arctic Sea" in den vergangenen Tagen in portugiesischen Gewässern bewegt hat.

Ein EU-Sprecher sagte, es handele sich nach «Informationen aus den Mitgliedsstaaten» nicht um klassische Piraterie. Auf die Frage, was sich dann hinter dem Verschwinden des rund 100 Meter langen Schiffes verbergen könnte, sagte ein Sprecher der EU-Kommission: "Dazu haben wir keine Meinung und keinen Kommentar abzugeben."

Der Vizechef der russischen Seefahrergewerkschaft, Sergej Portenko, sagte der Moskauer Boulevardzeitung Moskowski Komsomolez: "Ich gehe davon aus, dass die Behörden längst wissen, wo das Schiff ist." Nach seiner Vermutung soll vertuscht werden, dass die "Arctic Sea" Waffen für Afrika geladen hatte.

Den vorerst letzten Funkkontakt zu dem unter maltesischer Flagge fahrenden Schiff gab es am 28. Juli bei seiner Einfahrt in den Ärmelkanal. Die letzte Bewegung wurde am 30. Juli vor der französischen Küste aufgezeichnet, auch vor Portugal wurde es noch ausgemacht. Am Donnerstag gab die Reederei an, dass sie noch am 1. August eine E-Mail mit Positionsangaben des Schiffes erhalten habe – wo sich die Arctic Sea zu diesem Zeitpunkt aufhielt, verriet das Unternehmen nicht.

Die Arctic Sea war auf dem Weg von Finnland in den algerischen Hafen Bejaia. Dort wurde der 4000-Tonnen-Frachter am 4. August mit einer Holzlieferung erwartet, doch er kam nicht an. Seit Tagen ist die Aufregung groß, bislang war unklar, wo der Frachter geblieben ist. Er soll durch den Ärmelkanal gefahren, aber nicht durch die Straße von Gibraltar in das Mittelmeer gefahren sein.

ZEIT-ONLINE Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, sh

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