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© Sony/promo

Verschwörungstheorie: Nasa sagt den Weltuntergang ab

Untergangsszenario: Kurz vor dem Start von Roland Emmerichs "2012" dementiert die US-Weltraumbehörde Nasa eine Kollision mit dem Planeten Nibiru.

So gründlich hat Roland Emmerich die Welt noch nie platt gemacht. Und nun bekommt sein Weltuntergangsfilm „2012“ auch noch unfreiwillig Werbung von gestandenen Wissenschaftlern.

Am Montag nahm die US-Weltraumbehörde Nasa zu der im Internet sehr weit verbreiteten Verschwörungstheorie Stellung, wonach am 21. Dezember 2012 die Erde mit einem Planeten namens Nibiru kollidiert und untergeht.

„Diese Behauptungen sind durch keinerlei Fakten gerechtfertigt“, lautete das offizielle Statement der Nasa. „Wenn sich ein Planet auf Kollisionskurs zur Erde befände, hätten Astronomen ihn seit zehn Jahren verfolgt, und er wäre mittlerweile mit bloßem Auge sichtbar“ – auch für Nichtastronomen.

Allerdings gibt die Nasa zu, dass da ein Zwergplanet durchs All treibe. Er trägt den Namen Eris. Aber auch hier dementiert die Nasa eine Gefahr. Eris bleibe der Erde 6,4 Milliarden Kilometer fern. Das ist zwar in kosmischen Dimensionen nicht sehr viel, aber es reicht. „Unserem Planeten ist es in den vergangenen vier Milliarden Jahren wohlergangen“, heißt es offiziell, und es gäbe keine Anzeichen dafür, dass sich das in naher Zukunft ändern werde.

Warum sich die US-Raumfahrtbehörde bemüßigt fühlt, ernsthaft zu einem abstrusen Untergangsszenario Stellung zu nehmen, hat mit „2012“ zu tun – mit dem gleichnamigen Film von Roland Emmerich, der diese Woche überall in die Kinos kommt. Nicht nur hat der gebürtige Schwabe für 200 Millionen Dollar und mit Hilfe von 1000 Spezialeffekte-Künstlern den ultimativen Katastrophenfilm gedreht. Emmerich, der schon mit „Independence Day“ und „The Day After Tomorrow“ klotzte, hat dieses Mal die Erdenbewohner noch vor dem Kinostart erschreckt. Genauer: Die Website zum Film, die eine weitverbreitete Verschwörungstheorie ausbeutet. „Die Mayas haben uns gewarnt“, raunt es da. Die Website nimmt das Ende einer Epoche des Maya-Kalenders zum Anlass, am 21. Dezember 2012, der Wintersonnenwende, den Weltuntergang zu prophezeien. Immerhin, so heißt es, bedeute das im besten Fall den Aufstieg der Menschheit in eine neue spirituelle Dimension.

Im besten Fall. Zahlreiche Buchtitel wie „Apocalypse 2012“ oder „How to Survive 2012“ beschäftigen sich mit dem Thema ebenso wie Internetseiten, Blogs und Chatrooms. Auch im chinesischen Orakelbuch I-Ging und im Alten Testament soll es Hinweise auf das Datum geben.

Weltuntergangsängste sind wahrlich nichts Neues. Man denke nur an die geschürten Ängste vor dem Millenniumswechsel. Dann die Weltuntergangstheorien für Mai 2003. Als auch damals nichts Dramatisches geschah, wurde die Katastrophe auf 2012 verschoben, was nicht zufällig mit dem Ende einer Epoche im Maya-Kalender zusammenfällt.

Soweit die Fakten: Der 21. Dezember 2012 ist mit dem 31.12.1999 vergleichbar – alle Ziffern des Kalenders ändern sich und zahlenmäßig beginnt eine neue Epoche. Mystisch daran ist nichts, auch schweigen sich die Maya darüber aus, was nach 2012 passiert. All dies hindert Esoteriker jedoch nicht daran, ihre ganz eigenen Theorien zu spinnen. Und davon gibt es unzählige. Am bekanntesten ist die von Ufo-Forscher Erich von Däniken, der glaubt, dass an diesem Tag die Götter oder Außerirdischen zur Erde zurückkehren. Oder die von Biophysiker Dieter Broers, der für 2012 eine besonders starke Sonnenaktivität vorhersagt. Diese soll angeblich auch im Jahre 1989 geherrscht und unter anderem den Mauerfall beeinflusst haben.

Wie auch immer. Emmerichs Weltuntergang scheint selbst manchen Normalbürger aufzuwühlen. Die Nasa wird mit Anfragen überhäuft und Beobachter warnen davor, dass „2012“ nichts für labile Naturen sei.

Denn nicht nur ist Emmerich ein Meister des Schreckens und lässt mit größter Liebe zum Detail Wolkenkratzer zerbersten und Menschen in der Endzeitflut ersaufen. Vom einstürzenden Petersdom bis hin zu den Wogen eines Tsunami, der sich – ausgerechnet – an der Südwand des Mount Everest bricht, lässt er nichts aus.

Er spielt perfide noch mit anderen Ängsten. So auch mit der Angst, von den Mächtigen hintergangen zu werden.

Denn während in „2012“ die Regierungen der Welt die Evakuierung der politischen Führungen und geistigen Eliten vorbereiten und verbleibende Plätze auf den Archen an die Reichsten der Reichen verhökern, tappt der Großteil der Menschheit im Dunkel, ahnt nichts vom bevorstehenden Untergang. Nur ein ausgeflippter Waldschrat spürt die drohende Katastrophe. In „2012“ sterben zudem nicht nur ein paar Tausend Amerikaner. Es sterben Milliarden. Die Armen sterben für die Reichen, die Dritte Welt stirbt für die Ersten der Ersten Welt. Und mit ihnen all das, was dem Bildungsbürger hoch und heilig ist: die Kultur, die Institutionen, die Glaubenssysteme.

Da musste ja jemand einschreiten. Dass die Nasa Verschwörungstheoretiker überzeugt, ist aber eher unwahrscheinlich. Glauben die doch noch heute, dass die Amerikaner am 20. Juli 1969 nicht wirklich auf dem Mond landeten. Und dass die Mond-Bilder von Stanley Kubrick im Studio gedreht wurden.

Aber das weiß ja jeder.

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