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Panorama: Viele Fotografen, wenige Schaulustige

Die Potsdamer haben Günther Jauch bei seiner Hochzeit in Frieden gelassen. Aber die vielen Kameras waren lästig

Wenn sich die Fragen bei „Wer wird Millionär“ um Günther Jauch drehen würden, könnte Renate die Million mit Sicherheit gewinnen. Der Telefonjoker der Potsdamerin wohnt einige Meter vom Pfingstberg in Potsdam entfernt und wartet darauf, dass seine Frau von ihrem Spaziergang zurückkommt. „Na, das wollte ich mir doch anschauen“, sagt sie und erklärt, wie Günther Jauch vorgefahren sei, um sich später das Ja-Wort mit seiner langjährigen Lebensgefährtin Thea Sihler zu geben.

Vor den Absperrungen drängeln sich Profi-Fotografen, die gar nicht wissen, ob die Bilder überhaupt veröffentlicht werden können. Denn der 49-jährige Fernsehmoderator Jauch hat Berichte über seine Hochzeit verboten.

Jauch, der sein Privatleben immer konsequent geschützt hat, hatte gegen den Verlag Axel Springer wegen der Berichterstattung über die Hochzeit eine einstweilige Verfügung erwirkt. Das Berliner Kammergericht urteilte, über Termin und Ort dürfe wegen Jauchs „überragender Prominenz“ berichtet werden. Mehr sei der Presse nicht erlaubt. Während der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger gegen Jauchs Ansinnen protestierte, fand der Moderator bei seriösen Medien Verständnis.

Verständnis fand er ganz offenkundig auch bei den Potsdamern. Die Befürchtung, dass tausende Menschen zu den Orten der Hochzeit strömen würden, war unbegründet. Es waren nur wenige Menschen an den Absperrungen zu sehen, die meisten von ihnen schienen eher Touristen zu sein, die zufällig dort waren. Der Pulk, der sich bildete, bestand vorwiegend aus Fotografen.

Deren Bilder wurden am Freitag fleißig verbreitet. An die hundert Fotos liefen über verschiedene Agenturen, darunter viele, die eindeutig unter das gerichtliche Verbot fallen. So wurden Fotos verbreitet, die Jauch und seine Frau zeigten, wie sie sich von den Fotografen wegdrehen. Andere zeigten Gäste, deren Haltung deutlich machte, dass sie nicht fotografiert werden wollten. Allerdings gab es auch Prominente, die sich bereitwillig vor die Fotografen stellten, um abgelichtet zu werden.

Nach dem Polterabend am Donnerstag fand die Trauung gestern im Belvedere auf dem Pfingstberg statt, die kirchliche Hochzeit in der Friedenskirche von Sanssouci und die Feier in der Orangerie des Schlossparkes im Herzen der Brandenburger Landeshauptstadt.

Das Belvedere, das mit Spendengeldern, unter anderem von Werner Otto, wiedererrichtete Bauwerk auf dem Pfingstberg wird seit zwei Jahren für Zeremonien genutzt. Noch nie wurde es für eine Hochzeit komplett gesperrt. Rotweiße Bänder mit Schildern „Privatgelände“ und Bedienstete eines privaten Wachschutzes machten deutlich, wie weit Zuschauer und Fotografen sich dem Geschehen nähern durften.

Über die lauernden und laut rufenden Fotografen erregen sich manche Schaulustige. „Manchmal können die aber auch lästig sein“, sagte eine Frau am Rande über die Promifotografen. Dann guckt sie wieder in Richtung Hochzeitsgäste und schießt selbst ein Bild mit ihrer Kamera.

Nach kurzer Zeit ist alles vorbei, der Tross bewegt sich zur Friedenskirche im Park Sanssouci – ohne großes Aufsehen, ohne Polizeischutz. Und wieder standen nur ein paar Zuschauer herum, um die berühmte Hochzeitsschar zu sehen.

Um den Ort der kirchlichen Trauung hatte es ein Verwirrspiel gegeben. Denn bis zuletzt hieß es, die Trauung soll in der Heilandskirche Sacrow stattfinden. Kaum einer wusste von dem geänderten Standort, selbst Mitglieder der Kirchengemeinde waren nicht unterrichtet und auch am Parkeingang, bei den jungen Damen, die um einem freiwilligen Parkeintritt bitten, kam die Information erst am Morgen der Trauung an.

Nur wenige Schaulustige standen am Mittag an der Kirche, um die Hochzeitsgesellschaft durch die Säulengänge zu beobachten. „Wenn sie noch mal nach den Gästen rufen, sperren wir weiträumiger ab“, sagte ein Sicherheitsbeamter zu einem der Schaulustigen mit Fotoapparat.

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