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Panorama: Vielen Männern geht es um Machtausübung

FRANKFURT (MAIN) (AP).Jeder zweite Mord oder Totschlag in Deutschland wird unter Verwandten oder näheren Bekannten begangen.

FRANKFURT (MAIN) (AP).Jeder zweite Mord oder Totschlag in Deutschland wird unter Verwandten oder näheren Bekannten begangen.Häufig sind es Fälle, die im Zusammenhang mit dem Scheitern von Ehen oder Partnerschaften stehen.Der Eindruck, daß immer mehr Trennungen mit versuchter oder tatsächlich begangener Tötung enden, täuscht jedoch."Man erfährt es nur lückenloser als früher", sagt der Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, Pfeiffer.

"Die Zahl der vollendeten Tötungen ist rückläufig", sagte er.Das gelte auch für die Beziehungstaten.Ausrasten beim Verlassenwerden sei der Hauptgrund bei Totschlagsfällen.Das Forschungsinstitut untersuche gerade die Annahme, daß Beziehungstaten unter Deutschen abnehmen, unter Einwanderern aber nicht.Der Verband binationaler Familien und Partnerschaften in Frankfurt (Main) ist der Ansicht, daß Gewalt in binationalen Partnerschaften nicht häufiger ausbricht als in deutsch-deutschen.In Beratungsgesprächen äußerten Frauen, die mit einem Ausländer zusammenleben, durchaus Befürchtungen, daß ihr Partner in Krisensituationen tätlich werden könnte, berichtet die Chefin des Verbands, Cornelia Spohn.

Unterschiede zwischen Männern und Frauen bei Beziehungsstraftaten sieht der Vorsitzende der Sektion Rechtspsychologie im Berufsverband Deutscher Psychologen, Uwe Wetter.Männer gingen als Täter oft besonders brutal vor, weil Machtausübung eine starke Triebkraft dabei sei.Bei Frauen sei der "erweiterte Selbstmord" häufiger, das heißt, sie töten ihre Kinder und danach sich selbst.Auch wenn Frauen ihren Partner töten, stehe oft die Angst dahinter, daß den Kindern Gefahr von dem Mann drohe.Eine "Scheidung per Delikt" wird vor Gericht am häufigsten nicht als Mord, sondern als Totschlag bestraft.Wenn eine krankhafte Störung vorliegt, ist der Fall klar.Handelt es sich um "Ausrasten", eine Tat im Affekt, hat das Gericht zu klären, ob ein Kontrollverlust des Täters vorlag.Für Psychologen ist ein wichtiges Kriterium, ob es sich um "wesensfremdes Verhalten" des Täters handelt.

Die Tötung eines Partners steht oft am Ende eines langen und für beide Seiten zermürbenden Beziehungskonflikts.Der Leiter des Zentrums für Rechtsmedizin in Frankfurt (Main), Brettel, sagt aus seiner Erfahrung als Gerichtsgutachter, es sei nicht selten, daß Schwiegereltern gegen den unliebsamen Mann der Tochter intrigierten.Ein Auslöser sei oft, daß die Frau den Partner verhöhne oder auf andere Art provoziere.

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