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Vogelgrippe: Bund beruft Krisenstab

Ein neu eingerichteter Krisenstab von Bund und Ländern soll nach dem Vogelgrippe-Alarm in der Türkei und Rumänien Notfallpläne für Deutschland erarbeiten. In den betroffenen Ländern gehen die Notschlachtungen weiter.

Berlin/Bonn - Nach dem Vogelgrippe-Alarm in Rumänien und der Türkei beruft die Bundesregierung den nationalen Krisenstab von Bund und Ländern ein. Die Staatssekretäre der zuständigen Ministerien von Bund und Ländern werden an diesem Mittwoch in Bonn beraten, welche Aktionen für den Notfall nötig sind. Das teilte Bundesminister Jürgen Trittin (Grüne) am Dienstag mit. Die Tierseuchenexperten des Friedrich-Loeffler-Instituts werden eine Risikoeinschätzung abgeben. Danach soll entschieden werden, wann ein Notfallplan greift und welche Maßnahmen dafür notwendig sind.

«Sollte sich herausstellen, dass es sich bei diesen Fällen um das hoch pathogene Virus H5N1 handelt, werden unsere Notfallpläne sofort greifen», sagte Trittin, der seit dem Rücktritt von Verbraucherministerin Renate Künast (Grüne) ihren Posten mit übernommen hat. «Was uns Sorgen macht, ist die Frage möglicher illegaler Importe aus der Türkei», sagte Trittin dem RBB-Sender Radio eins. Noch gebe es keine Veranlassung, die Freilandhaltung von Geflügel in Deutschland zu verbieten. Ein Verbot gilt bereits in einigen Regionen Nord- und Westdeutschlands. Weitere Testergebnisse von Proben aus der Türkei und Rumänien erwartete die EU-Kommission am Mittwoch.

Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Gerd Sonnleitner, forderte in der «Berliner Zeitung» (Dienstag) schärfere Grenzkontrollen. Eine Sprecherin des Verbraucherministeriums sagte der dpa: «Es gibt schon verstärkte Kontrollen an Grenzen.» Die EU- Kommission hatte zuvor den Importstopp für Geflügel und Geflügelprodukte aus der Türkei verschärft und auf unbehandelte Federn und lebende Vögel ausgeweitet. Der französische Außenminister Philippe Douste-Blazy sprach sich für ein baldiges Treffen der EU- Gesundheits- und Außenminister aus.

Die Behörden im westsibirischen Gebiet Kurgan wollen unterdessen mit Notschlachtungen von 460.000 Tieren eine Ausbreitung von Vogelgrippe in ihrer Region verhindern, teilte die Veterinärbehörde von Kurgan nach Angaben der Agentur Interfax mit. Am Montag wurden aus Kolumbien erste Fälle von Vogelgrippe gemeldet. Allerdings handelt es sich nach Behördenangaben um einen weniger gefährlichen Erreger.

In Italien löste die Angst vor Vogelgrippe einen drastischen Rückgang des Geflügelkonsums aus. In Deutschland hat der Vogelgrippe- Alarm in Rumänien und der Türkei nach Einschätzung der Zentralen Markt- und Preisberichtsstelle für Erzeugnisse der Landwirtschaft (ZMP) keinen Einfluss auf den Appetit auf Geflügelfleisch.

In Rumänien wurden nach Protesten von Dorfeinwohnern trotz Vogelgrippe-Verdachts die Massentötungen von Geflügel gestoppt. Im Dorf Ceamurlia de Jos im Süden des Donaudeltas waren bereits 30.000 Tiere getötet worden. Bei drei verendeten Hausenten waren Antikörper gegen die Vogelgrippe festgestellt worden. Rumänische Behörden haben das Donaudelta und den Verwaltungskreis Tulcea unter Quarantäne gestellt. In der Türkei wurden nach dem Vogelgrippe-Alarm tausende Puten in nächtlichen Aktionen mit Gas getötet.

Das Risiko einer Infektion des Menschen über die Nahrung halten Experten für sehr gering. Das Virus stirbt beim Kochen. Der Erreger wird von infizierten Tieren weitergegeben, kann aber auch über Eier, Geflügelfleisch, Kleider und Schuhe übertragen werden. (tso/dpa)

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