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Vogelgrippe: EU rechnet mit noch mehr Fällen

Die Europäische Union muss sich auf neue Vogelgrippe-Fälle bei Geflügel einstellen. Das sagte EU-Gesundheitskommissar Markos Kyprianou am Dienstag nach einer Sondersitzung der EU-Außenminister in Luxemburg.

Luxemburg - Zugleich müsse sich die Union besser auf eine Grippe-Pandemie unter Menschen vorbereiten. Ein solcher massenhafter Grippe-Ausbruch bei Menschen über mehrere Länder oder Kontinente sei bald möglich, habe aber mit der Vogelgrippe nicht zwangsläufig etwas zu tun.

In der Nähe von Moskau ist unterdessen der erste Verdachtsfall auf das Vogelgrippe-Virus H5N1 bei Geflügel im europäischen Teil Russlands aufgetreten. Im Gebiet Tula 150 Kilometer südlich der russischen Hauptstadt seien 247 Stück Federvieh verendet, teilte die regionale Verwaltung mit. Zudem gab es weitere Verdachtsfälle im rumänischen Donaudelta. Bei allen Fällen wird noch geprüft, ob es sich um den gefährlichen Subtyp H5N1 handelt. In Griechenland, wo am Montag der erste Verdachtsfall in der EU aufgetreten war, wurden Testergebnisse für kommenden Montag oder Dienstag erwartet.

Insgesamt waren neun von 20 Truthähnen eines Bauern auf der griechischen Insel Oinousses verendet. Nach Anordnung der griechischen Behörden dürfen keine Hausvögel oder deren Produkte die Insel verlassen. Zudem wurde alles Geflügel in Ställen untergebracht. Dies gilt auch für die benachbarte größere Insel Chios. Der Züchter des verendeten Truthahns werde gemeinsam mit seiner Frau von Ärzten beobachtet, berichtete das griechische Fernsehen. «Uns geht es gut. Wir haben unsere Pflicht getan und haben die Erkrankung gemeldet. Mehr können wir nicht tun», sagte der Bauer Dimitrios Komninaris.

«Wir können nicht ausschließen, dass es in anderen Mitgliedstaaten zu weiteren Ausbrüchen der Vogelgrippe kommt», sagte EU-Kommissar Kyprianou. «Und wir haben dafür einen Notfallplan.» Eine gefährliche Grippe-Epidemie in der EU könnte nach Ansicht aller Experten auch von einem anderen Erreger als dem Vogelgrippe- Virus ausgelöst werden. Es sei keineswegs sicher, dass es zu einer solchen Krankheitswelle komme: «Aber wir müssen auf eine solche Pandemie vorbereitet sein», sagte der Kommissar. In der kommenden Woche wollen die Gesundheitsminister über die nationalen Vorbereitungen auf eine Pandemie beraten. Die Kommission werde auch mit der Industrie Kontakt aufnehmen, um zu klären, in welchem Umfang Medikamente vorhanden seien und rasch produziert werden könnten.

Die Grippe-Medikamente wirken unspezifisch gegen vielerlei Grippeviren. Dagegen kann ein spezieller Impfstoff gegen ein Virus erst entwickelt werden, wenn es genau identifiziert ist. Da Deutschland das Auftreten eines besonders gefährlichen Grippe- Erregers befürchtet, hat es die Entwicklung eines Impfstoff-Prototyps in Auftrag gegeben. Er soll im Fall einer gefährlichen Pandemie an das spezifische Virus angepasst werden.

Aus den von der Vogelgrippe betroffenen Ländern ist seit Jahren offiziell kein lebendes Geflügel nach Deutschland exportiert worden. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes kamen in den vergangenen fünf Jahren per Handel weder aus Griechenland, der Türkei, Rumänien noch aus den asiatischen Staaten lebende Hühner, Enten, Gänse oder Truthühner nach Deutschland.

Das von der Vogelgrippe besonders schwer getroffene Vietnam braucht nach Einschätzung der Vereinten Nationen noch mehr internationale Hilfe im Kampf gegen die Viruskrankheit. Der aggressiven Subtyp H5N1 ist inzwischen weit über Vietnam verbreitet. Seit Ende 2003 sind dort mehr als 40 Menschen daran gestorben. Mehr als 50 Millionen Stück Geflügel verendeten oder wurden getötet. In Thailand wurde inzwischen ein Vogelgrippe-Virus bei Spatzen nachgewiesen. Es war unklar, ob es sich dabei um H5N1 handelt.

Der Schweizer Pharmakonzern Roche kündigte unterdessen eine Steigerung der Produktion des Grippemittels Tamiflu an. Die US- Arzneimittelbehörde FDA habe eine weitere Anlage zur Produktion der Kapseln in den USA genehmigt, teilte Roche in Basel mit. Diese werde Teil eines Netzwerkes von mehr als einem Dutzend Produktionsstätten für Tamiflu weltweit. Der britische Pharmakonzern GlaxoSmithKline hatte bereits Ende der vergangenen Woche eine Steigerung der Produktion seines Grippemittels Relenza angekündigt. (tso/dpa)

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