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Vogelgrippe: WHO warnt vor Panik

Die Weltgesundheits-Organisation (WHO) hat vor überzogenen Ängsten vor einem Übergreifen der Vogelgrippe auf Menschen gewarnt. Das H5N1-Virus sei nach bisherigem Kenntnisstand nicht einfach auf Menschen zu übertragen.

Rom/Genf - «Wir stehen absolut nicht am Beginn einer Vogelgrippe-Pandemie für den Menschen», sagte der für Europa zuständige WHO-Experte Roberto Bertollini am Donnerstagabend in Rom. Auch der Nachweis des gefährlichen Vogelvirus-Typs H5N1 in Geflügel in der Türkei machen «keine Änderung der Strategie (zur Bekämpfung) notwendig», fügte er hinzu.

An ihrem Hauptsitz in Genf verwies die WHO darauf, dass die Ausbreitung des Virus zwar Besorgnis erregend sei. «Jedoch zeigen alle bisherigen zur Verfügung stehenden Daten, dass der H5N1-Virus nicht einfach von Vögeln auf Menschen zu übertragen ist», heißt es in einer am Donnerstagabend veröffentlichten Erklärung. Grippeerscheinungen sollten beobachtet werden, da erste Symptome einer H5N1-Infektion der einer normalen Grippe ähnelten. «Falscher Alarm ist wahrscheinlich.» Die Warnstufe der WHO für eine Pandemie bleibe unverändert. Reisende sollten Kontakt mit lebenden Vögeln vermeiden.

EU-Experten beraten über Maßnahmen

Die Europäische Union plant derzeit zur Abwehr der Vogelgrippe kein generelles Freilauf-Verbot für Geflügel. Experten aus den 25 Mitgliedstaaten berieten am Freitag in Brüssel über Schutzmaßnahmen. Dabei geht es nach Angaben eines Sprechers der EU-Kommission vor allem darum, nach dem Auftauchen des auch für den Menschen gefährlichen Virustyps H5N1 im asiatischen Teil der Türkei den Kontakt zwischen Zugvögeln und Geflügel zu verhindern.

Bei ihren Beratungen gehen die Fachleute von der Annahme aus, dass auch ein Huhn und eine Ente im Donaudelta Rumäniens an dem gefährlichen Virus gestorben sind. Ob dies wirklich zutrifft, wird man jedoch erst später wissen: Wegen Problemen mit dem rumänischen Zoll verzögerte sich der Proben-Transport ins europäische Referenzlabor im britischen Weybridge. Ein Ergebnis, das eigentlich bereits am Freitag vorliegen sollte, wird nun erst am Samstagnachmittag erwartet. Die EU-Kommission hat bereits ein Importverbot für Geflügel und Geflügelprodukte aus Rumänien und der Türkei erlassen.

Beim Bemühen, Zuchtgeflügel nicht mit Zugvögeln in Berührung kommen zu lassen, werden die Mitgliedstaaten relativ viel Entscheidungsspielraum haben, sagte der Kommissionssprecher. Zwar werde es gemeinsame Kriterien für die Definition von «Gefahrengebieten» geben, in denen Maßnahmen zur Verhinderung einer möglichen Virus-Übertragung ergriffen werden müssten. Die einzelnen Regierungen müssten jedoch selbst entscheiden, welche Feuchtgebiete unter diese Kriterien fielen.

Je nach Lage sei es auch ausreichend, beispielsweise freilaufendes Geflügel durch Netze vor einfliegenden Zugvögeln zu schützen. In anderen Fällen genüge es wohl, die Fütterung in geschlossene Räume zu verlegen.

Die Kommission sah keinen Grund, die Verzögerungen bei der Übersendung wichtiger Proben von Rumänien an das britische Labor in Weybridge zu kritisieren. «Es ist völlig verständlich, dass es Zollkontrollen geben muss», sagte der Kommissionssprecher. Die Proben seien «gefährliches Material», deswegen sei Vorsicht durchaus angebracht.

Die EU beschloss auf Antrag Bulgariens, das um seinen Geflügelbestand fürchtet, Veterinär- und Laborfachleute in das künftige EU-Mitgliedsland zu entsenden. Sie sollen Anfang kommender Woche dort eintreffen. In die Türkei werden Tierseuchenexperten und Fachleute geschickt, die Erfahrung mit den nötigen Schutzmaßnahmen haben. (tso/dpa)

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