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Panorama: Vollbremsung vor Saturn

Zum ersten Mal ist eine Raumsonde in eine Umlaufbahn um den großen Ringplaneten eingeschwenkt

Ganz nah dran: Die Raumsonde „Cassini“ ist in der Nacht zu Donnerstag als erstes Raumfahrzeug der Geschichte in eine Umlaufbahn um den Planeten Saturn eingeschwenkt. Fast sieben Jahre nach ihrem Start flog die Sonde durch eine Lücke zwischen den Saturnringen hindurch. Dann zündete ihr Haupttriebwerk, sie bremste ab und wurde in einem minutiös geplanten Manöver vom Planeten einfangen. In den kommenden vier Jahren wird sie den Gasriesen 74 Mal umkreisen, die Ringe und die 31 bisher bekannten Monde des Saturn studieren.

Es war eine riskante Vollbremsung. Die Sonde näherte sich dem zweitgrößten Planeten des Sonnensystems am Donnerstagmorgen bis auf 20000 Kilometer. Sie kam ihm dabei so nah wie nie wieder in den nächsten Jahren. Anschließend drehte sie in weitem Bogen ab.

„Es hätte nicht besser laufen können“, freute sich Charles Elachi vom Jet Propulsion Laboratory der amerikanischen Weltraumbehörde Nasa in Pasadena. „Das ist die Frucht von 22 Jahren Arbeit.“ Auch im europäischen Raumfahrtkontrollzentrum in Darmstadt feierten Forscher die gelungene Ankunft des 2,8 Milliarden Euro teuren Raumfahrzeugs.

Gleich nach der Vollbremsung schalteten sich die Messgeräte ein. Mehr als eine Stunde lang machten die Instrumente erste Bilder der Ringe und schauten in die Atmosphäre des Saturn hinein.

Bei den Ringen handelt es sich um einen Schwarm unzähliger Teilchen, die den Saturn umkreisen: wenige tausendstel Millimeter kleine Partikel, aber auch einige Meter große Felsbrocken. Womöglich sind all dies Überreste eines Mondes, der dem Planeten einmal zu nahe kam und von dessen Schwerkraft in viele Fragmente zerrissen wurde.

Die Saturnringe seien wohl so alt wie das Sonnensystem selbst, sagt Tilman Spohn, Leiter des Instituts für Planetenforschung in Berlin-Adlershof. „Die Teilchen selbst sind aber vermutlich jünger." Sie würden anscheinend ständig neu erzeugt. Auf welche Weise, das sei bislang ein Rätsel.

260 Forscher weltweit sind in den kommenden Jahren unmittelbar mit der „Cassini“-Mission befasst, darunter viele deutsche Planetologen. Sie interessiert unter anderem, woraus die Atmosphäre des riesigen Saturn zusammengesetzt ist. Während es in Jupiters Atmosphäre äußerst wild zugeht, sind in Saturns Gashülle bislang keine großen Wirbel und Taifune zu sehen. „Möglicherweise liegt dies daran, dass der Planet sehr weit von der Sonne weg und daher kälter ist“, sagt Spohn. „Aber wir haben bei fast allen bisherigen Raumfahrt-Missionen festgestellt, dass unsere Vorstellungen zu naiv waren.“

Ihren Höhepunkt wird die Mission erst im Dezember erreichen. Dann löst sich eine kleine Tochtersonde von dem Raumfahrzeug und segelt zum größten Saturnmond Titan hinab, wo sie am 14. Januar landen soll. Bislang weiß niemand, ob sich unter der dichten Titan-Atmosphäre eine feste Oberfläche verbirgt oder ob die Sonde im Meer versinken wird. Die Bilder vom Landeanflug werden mit größter Spannung erwartet.

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