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Panorama: Vom Exil in die Ehe

Emanuele Filiberto di Savoia, einziger Sohn des italienischen Thronfolgers, kehrt nach Italien zurück – zum Heiraten

„Wer hat Angst vor den Savoyen ? – niemand!“ vertraute Emanuele Filiberto di Savoia der Tageszeitung „La Repubblica“ an, als dem männlichen Nachfahren des letzten italienischen Königs die Reise nach Italien per Verfassung verboten war. Das ist jetzt endgültig vorbei. Vor Weihnachten wurde der Bann offiziell mit einer Audienz beim Papst aufgehoben.

Seit er ungestört einreisen darf, gefällt er sich sichtlich in der Rolle des Schönlings, der bei italienischen Müttern und Mädchen ankommt – aufgrund seines verwegenen Aussehen, das durch seinen Dreitagesbart betont wird, aber auch aufgrund seines gewinnenden Lächelns. Geschickt nutzte er zuletzt seinen Beliebtheitsgrad für eine Werbekampagne für Delikatessen, die in Öl eingelegt sind. Der Erfolg war durchschlagend, auch wenn ihm die Kampagne manch hämische Bemerkung einbrachte.

In der Öffentlichkeit will der einzige Spross von Viktor Emanuel von Savoyen es tunlichst vermeiden, ins Fettnäpfchen zu treten. Tatkräftige PR-Berater unterstützen ihn dabei. Darin unterscheidet er sich von seinem draufgängerischen Vater Viktor Emanuel, der Negativschlagzeilen förmlich herausfordert. So vermasselt der Senior durch seinen Starrsinn, die pompöse Rückkehr nach Italien. Bei seinem Debüt als Rallye-Fahrer bei der Faraonen-Rallye überschlug sich der „Fürst von Neapel“ spektakulär und verletzte sich an der Wirbelsäule.

Emanuele Filiberto hingegen scheint zumindest in dieser Hinsicht größeres Glück zu haben. Er trat zuletzt ins Rampenlicht, als seine Kulturstiftung „Prince of Venice“ im vergangenen September in Bern einen beachteten Preis vergab. Einen anderen spektakulären Auftritt hatte Emanuele Filiberto beim Carneval von Rio, wo er als „Botschafter Italiens“ auftrat. Und wieder zeigten die Schnappschüsse ihn umringt von einer Vielzahl spärlich bekleideter Frauen.

Einer der begehrtesten Junggesellen

Geübter als sein glückloser Vater ist der Prinz allemal – auch im Umgang mit den lästigen Paparazzi. Sie folgen zwar dem jungen Mann auf Schritt und Tritt. Denn sie wissen, dass ein Foto mit dem Enkelsohn des letzten italienischen Königs Umberto eine Menge Geld einbringt, erst recht wenn er in Begleitung einer schönen jungen Frau ertappt wird – in der Disco, bei einer VIP-Party oder auf einer Luxusyacht. Doch bislang wusste Emanuele Filiberto die Reporter-Meute stets im Zaune zu halten. Für italienische Boulevardzeitschriften wie „Gente“, „Chi“ oder „Oggi“ ist der 30jährige Prinz schließlich einer der begehrtesten Junggesellen des Landes – neben den Zöglingen von Ministerpräsident Berlusconi und den Enkelsöhnen des jüngst verstorbenen Fiat-Bosses Gianni Agnelli. Der Marktwert des Prinzen, der in Lausanne Architektur und in Genf Politikwissenschaften studierte, ist nach der formellen Abschaffung des Bannes auf alle männlichen Nachfahren der Savoyen immens gestiegen.

Der Weg zurück ins heimatliche Italien war unterdessen steinig und langwierig. Bis zum Schluss hegte Emanuele Filiberto di Savoia große Vorbehalte gegen die Möglichkeit, je einmal legal nach Italien einreisen zu können. Das italienische Königsgeschlecht musste 1946 ins Exil gehen, nachdem sich die Italiener bei einem Referendum für die Abschaffung der Monarchie aussprachen. Der Bann wurde jetzt formell zurückgenommen, auch wenn sich die Thronfolger zur republikanischen Verfassung bekennen mussten. Nach seinen persönlichen Plänen gefragt will Emanuele Filiberto demnächst heiraten und eine Familie gründen. „Ich weiß jetzt schon, dass, wenn ich einen Sohn bekommen werde, ich ihn auf den Namen Umberto taufen werde – auf den Namen meines Großvaters“, prophezeit der Prinz großspurig. Wer allerdings die Auserwählte sein wird, das ließ Emanuele Filiberto di Savoia nicht verlauten. Eines weiß er aber schon jetzt: „Ich würde dadurch meiner Familie eine große Freude bereiten.“ Die Wahl der richtigen Braut will der Prinz mit Gewissenhaftigkeit angehen. Was mit Sicherheit auszuschließen ist, ist, dass er eine Bürgerliche ehelicht.

Der einzige Sohn des italienischen Thronfolgers lebt derweil noch im Schweizer Exil und spricht besser Französisch als Italienisch. Bekannt ist seine Passion für den italienischen Fußball. Unlängst bekundete er Interesse am Kauf des ligurischen Zweitligisten Genoa. Als Grund führte er an, dass Mutter Maria Doria schließlich genuesische Wurzeln habe. Am Ende wurde nichts daraus.

Kein politisches Feingefühl

Mit der Kulturstiftung „Prince of Venice“, die er selbst ins Leben rief, machte er allerdings die besseren Schlagzeilen. „Zum ersten Galaabend meiner Stiftung würde ich gerne den Filmregisseur Roberto Benigni einladen“, sagte er. Doch von Benigni war nichts zu sehen, als es soweit war. Von besonderem politischen Fingerspitzengefühl kann bei Emanuele Filiberto wohl keine Rede sein. Wenn ihn die führende Hand eines PR-Profis verlässt, dann verstrickt er sich schnell in eklatante Widersprüche. Just dann, als das römische Parlament seine Rückkehr und die seiner Familie beschlossen hatte, gab er in einem Interview zu, nicht viel von italienischen Politikern zu halten. „Wie überall sind auch die italienischen Politiker sehr faul und stimmen lediglich für Sachen, die sie direkt interessieren“, sagte Emanuele. Ein Dementi folgte prompt. Zuvor hatte Vater Viktor Emanuel offiziell erklären müssen: „Mein Sohn und ich geben hiermit unsere formelle Versicherung bezüglich unserer Treue gegenüber der republikanischen Verfassung und dem Staatspräsidenten ab“. Das war die Grundvoraussetzung, damit das Parlament ihre Rückkehr beschließen konnte . Es ist also nur eine Frage von kurzer Zeit, bis die frühere Königsfamilie nach Italien zurückkehrt. Während die Eltern in Rom oder Neapel wohnen werden, macht der Stammhalter die Wahl seines Domizils von seinen beruflichen Interessen abhängig. „Ich werde in Mailand wohnen“, sagte Emanuele Filiberto, „weil ich dort ein Büro eröffnen und für eine ausländische Bank arbeiten werde.“ Das war im Herbst letzten Jahres. Seitdem ist aber noch nicht viel passiert. Auch weil die Königsfamilie vom italienischen Staat die Rückgabe diverser Güter und Paläste verlangt, die der Staat allerdings kategorisch ablehnt.

Vincenzo Delle Donne

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