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Panorama: Von wegen Krieg: Generationen leben in Frieden Eine neue Studie widerlegt den Trend zur sozialen Spaltung

Es ist eine frohe Botschaft, die der Zukunftswissenschaftler Horst W. Opaschowski verbreitet: Der Krieg der Generationen fällt aus, an seine Stelle gerückt ist ein neuer Frieden der Generationen.

Es ist eine frohe Botschaft, die der Zukunftswissenschaftler Horst W. Opaschowski verbreitet: Der Krieg der Generationen fällt aus, an seine Stelle gerückt ist ein neuer Frieden der Generationen. Die Diskussionen des Sommers, sagt Opaschowski, hätten sich ausschließlich auf wirtschaftliche Überlegungen gestützt. Übergangen worden sei der soziale Faktor. Und so menschelte es bei der Vorstellung der neuen Studie des an „British American Tobacco“ (B.A.T.) angegliederten Freizeitforschungsinstituts ganz gewaltig.

2000 Deutsche ab 14 Jahren hatte Opaschowski befragen lassen – heraus kam, dass 94 Prozent der Befragten die Aussage „Die Alten leben auf Kosten der Jungen“ für falsch halten. Altersvorsorge sei eben nicht nur eine Frage des Geldes, so Opaschowski, sondern auch eine Frage des sozialen Netzes. Ein stabiles Beziehungsgeflecht aus Freunden und Familie könne fehlendes Geldkapital durch „Sozialkapital“ ausgleichen und im Generationenvertrag einen Lastenausgleich garantieren.

Die Alten sind keine Zukunftsdiebe

„Die Familie ist für alle Generationen das tragende Netz“, sagte Bundesfamilienministerin Renate Schmidt. „Ältere Menschen unterstützen die Jungen finanziell pro Jahr mit einem zweistelligen Milliardenbetrag und praktisch mit Hilfen wie der Betreuung von Enkelkindern.“ Dies sei jedoch keine Einbahnstraße, Jüngere unterstützten ihrerseits die Älteren im Haushalt. Und Opaschowski ergänzte: „Die These von den Alten als Zukunftsdiebe verweist die Bevölkerung endlich dorthin, wo sie hingehört, in das Reich der Märchen und Legenden.“

Für dramatisierende Einschätzungen gibt es laut Opaschowski trotz der demografischen Entwicklung keinen Anlass – der Generationenpakt auf familiärer Grundlage funktioniere; Jung und Alt bescheinigten sich gegenseitig ein hohes Verantwortungsbewusstein: „Die Familie wird fast zum Wohlfahrtsverband, sie bleibt billig und barmherzig.“ Die Schreckensszenarien, in denen die Jungen den Generationenvertrag einfach kündigen und die Alten zu sozial Obdachlosen ohne Zufluchtsort machen, entbehrten jeder Grundlage, erklärte der Freizeitforscher.

„Soziale Konvois“ als Familienersatz

Opaschowskis „Haus der Zukunftsvorsorge“ wird von drei Säulen getragen: der gesetzlichen Grundversorgung, einer privaten Zusatzversorgung (Sparbuch, Immobilien, Lebensversicherung) – und eben der sozialen Altersversorgung. Darunter falle auch der Aufbau und die Pflege von generationsübergreifenden Freundschaften. Freundschaften seien gerade für Singles und Kinderlose, sagt der Forscher, eine gute Alternative zum „gelebten Zusammenhalt“ einer Familie. Familie und Freundschaften würden mittlerweile gleich hoch bewertet. „Soziale Konvois im außerfamiliären Bereich“ nennt Opaschowski das. Nicht zu unterschätzen sei dabei die Bedeutung der Vereine, die gerade allein stehenden Menschen eine gute gesellschaftliche Einbindung lieferten. Doch so weit, dass der Staat den privaten Freundeskreis der Bürger organisiert, so weit will selbst Renate Schmidt nicht gehen. „Wir können nur Rahmenbedingungen schaffen.“

Weil immer mehr Menschen immer älter werden, sieht Opaschowski auch die „historische Chance“, dass bis zu fünf Generationen gleichzeitig zusammenleben und sich unterstützen können – praktisch, wenn die Kernfamilie parallel immer kleiner wird.

Von Horst W. Opaschowski ist zuletzt erschienen: „Der Generationenpakt – Das soziale Netz der Zukunft“, Primus Verlag, 19,90 Euro

Esther Kogelboom

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