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Panorama: Vulkan Ätna: Es brodelt

Das Rumoren am Ätna geht weiter. Nach der Serie von über 2000 kleineren Erdbeben, die unter Bewohnern in Sizilien Angst vor einem größeren Ausbruch verbreitet hatten, ging die Zahl der Erdstöße zwar zurück.

Das Rumoren am Ätna geht weiter. Nach der Serie von über 2000 kleineren Erdbeben, die unter Bewohnern in Sizilien Angst vor einem größeren Ausbruch verbreitet hatten, ging die Zahl der Erdstöße zwar zurück. Experten registrierten in der Nacht zum Montag "lediglich" etwa 70 Erschütterungen und sprachen von einer "Waffenruhe". Dennoch gaben die Vulkanologen keine Entwarnung.

Der Chef des vulkanologischen Instituts in Catania, Professor Giovanni Frazzetta, sagte, die in einem Kilometer Tiefe brodelnde Magma übe starken Druck auf das rund 3300 hohe Bergmassiv aus. "Die Situation erfordert äußerste Aufmerksamkeit, nach den jüngsten Kontrollen können wir aber vorsichtig optimistisch sein."

Die Gefahr eines Ausbruchs des aktivsten Vulkans Europas bestehe allerdings immer. Andere Experten vertreten die Auffassung, das "explosive Potenzial" des Ätna werde häufig unterschätzt. Das größte Risiko für die Anwohner bestehe, wenn die Lava aus der Flanke in geringer Höhe des Berges ausbrechen würde.

Am Montag floss zunächst keine Lava aus den Kratern am Ätnagipfel. Allerdings spuckte der Vulkan weiter Rauch und Asche. Das stärkste Beben am Morgen hatte die Stärke 2,9 auf der Richterskala.

Zuvor hatten die Experten innerhalb von drei Tagen rund 2100 kleinere Erdbeben aufgezeichnet. Dies hatte Angst vor einem größeren Ausbruch wie etwa 1991 aufkommen lassen, als der Lavastrom Menschen und Dörfer bedrohte und nur durch spektakuläre Sprengungen umgeleitet werden konnten. Die Aktivitäten im Vulkan würden weiter Tag und Nacht überwacht.

Vulkanologen vertraten die Auffassung, eine Häufung der Erdstöße wie zum Wochenende habe es seit zehn Jahren nicht mehr gegeben. Die historische Erfahrung habe gelehrt, dass eine solche Serie von Erschütterungen häufig einem größeren Ausbruch vorangehen.

Der Ätna ist nicht der "Vulcano buono", der gutmütige Vulkan, als der er immer wieder dargestellt wird. "Das explosive Potenzial des Ätna wird unterschätzt", warnte der deutsche Vulkanologe Dr. Boris Behnke von der Universität Catania erst kürzlich.

Auch wenn der größte Vulkan Europas in den vergangenen Jahrzehnten nur 1979 einige leichtsinnige Touristen in den Tod gerissen hat, sei "er gefährlicher, als viele denken". "Der Berg lässt dir Zeit zu fliehen", sagen die Sizilianer. Verlassen sollte man sich nicht darauf, auch wenn seit 1995 nur die vier Gipfelkrater in über 3000 Meter Höhe aktiv sind. Mit gigantischen Lava-Fontänen und harmlosen Lavaströmen sorgen sie aus sicherer Entfernung betrachtet eher für spektakuläre Unterhaltung, als das sie als Bedrohung empfunden werden. Aber der "Mongibello" (schöne Berg) kann auch anders, warnt Behnke.

Das erste jederzeit denkbare Horror-Szenario sei ein explosionsartiger Ausbruch, den man dem Ätna lange Zeit überhaupt nicht zugetraut hatte. Wissenschaftler fanden nun aber Gesteinsschichten in verschiedenen Höhen des Berges, die auf einen so gewaltigen Ausbruch hindeuten, wie 79 n. Chr. am Vesuv bei Neapel, der Pompeji verschüttete und mehrere tausend Menschen tötete.

120 v. Chr. soll auch der Ätna so explodiert sein. So ein Ausbruch würde verheerende Schäden anrichten und unzählige Menschenleben kosten. "Da es keinerlei Überlieferungen davon gibt, wissen wir aber nicht, was so einem gewaltigen Ausbruch am Ätna vorangeht."

Beim zweiten Szenario, einem so genannten "Lateralausbruch" auf der Flanke des Vulkans, ist dies anders. "Wenn sich der Berg an einer Flanke öffnet, kündigt sich das mit einer Vielzahl von Erdbeben in diesem Bereich an", sagt Behnke. Der Berg ruft also, bevor er in Rage gerät.

Mit Hilfe von Mess-Apparaten, die den ganzen Ätna überziehen und den Vulkan rund um die Uhr überwachen, sind neben Beben auch Erdbewegungen sofort zu erkennen. Wo genau und wie heftig sich der Ausbruch ereignen wird, lässt sich aber nicht sagen.

"Auf der dicht besiedelten Süd-Ost-Flanke des Vulkans rund um Catania würde ein Ausbruch auf 500 bis 800 Meter über dem Meer mit heftigen Eruptionen und großen Menge an Lava zu einer riesigen Katastrophe führen", sagt Behnke.

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