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© NASA/JPL/ESA/ddp

Vulkanismus: Feurige Venus

Wissenschaftler haben auf dem Nachbarplaneten Venus Vulkanaktivität gefunden – mit Wärmebildkameras.

Die Venus, unser nächster Nachbar in Richtung Sonne, ist der Erde ähnlicher als gedacht. Schon länger ist bekannt, dass es dort ebenfalls Vulkane gibt, mehr als 1000 wurden bereits gezählt. Sie galten aber als erloschen – bisher. Ein internationales Forscherteam hat nun Hinweise dafür entdeckt, dass es bis in die junge Vergangenheit Vulkanismus auf der Venus gab.

Auf den Bildern einer Wärmebildkamera auf der europäischen Forschungssonde „Venus Express“ fanden sie neun „Hotspots“. Das sind große Magmakammern, wie sie auf der Erde beispielsweise unter Hawaii zu finden sind.

Feuerspeiende Berge haben die Forscher nicht entdeckt. Aber erstarrte Lavaflüsse, die auf den Wärmebildern deutlich hervortreten und deshalb nach geologischen Maßstäben ziemlich frisch sind: jünger als 2,5 Millionen Jahre, wahrscheinlich sogar weniger als 250 000 Jahre, schreiben sie im Fachblatt „Science“. „Gemessen am Alter des Sonnensystems von mehr als vier Milliarden Jahren ist das im Prinzip Gegenwart“, sagt Jörn Helbert vom Institut für Planetenforschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Berlin-Adlershof. Es sei durchaus möglich, dass es bis heute auf der Venus Eruptionen gebe. Für den direkten Nachweis ist der Blick der Forschungssonde wahrscheinlich nicht scharf genug. Außerdem gehört etwas Glück dazu, dass ein Vulkan gerade beim Überflug einer Sonde ausbricht.

Wenn sich der Verdacht bestätigt, wäre das ein großer Schritt für die Planetenforschung, fügt Helbert hinzu. „Es wäre der zweite Planet neben der Erde, der aktiven Vulkanismus zeigt.“ Einmal mehr stelle sich die Frage, wie einer von zwei relativ ähnlichen Himmelskörpern Leben hervorgebracht habe, der andere jedoch nicht. Die Forscher haben die heißen Flecken zufällig entdeckt. Eigentlich sollte die Wärmekamera die Atmosphäre der Venus erkunden. Einige Wärmestrahlen mit einer bestimmten Wellenlänge haben es aber geschafft, die extrem dichte Wolkendecke, die vorrangig aus Kohlendioxid besteht, zu durchdringen.

„Das Bild, das wir daraus rekonstruiert haben, ist ziemlich grob“, sagt Helbert. Um es zu verfeinern, haben die Berliner Planetenforscher ein bisschen Venus im Labor nachgebildet. Sie vermuten, dass unser Nachbarplanet vor allem von dunklem Basaltgestein bedeckt ist, das auch an irdischen Vulkanen zu finden ist. In einem kleinen Spezialofen erhitzen sie Gesteinsproben aus Sizilien und Hawaii bis auf 500 Grad Celsius, die „Wohlfühltemperatur“ der Venus. Dann messen sie, welche Art von Wärmestrahlen die Gesteine mit verschiedener chemischer Zusammensetzung aussenden, und vergleichen die Daten mit denen der Venussonde. „Unser Labor ist das einzige weltweit, in dem solche Versuche möglich sind“, sagt Helbert. Noch besser wären natürlich echte Stücke von der Venus. Aber außer Mondgestein haben die Raumsonden noch keine Proben zur Erde zurückgebracht.

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