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Verängstigte Eltern lassen sich vom Polizeichef über die Lage informieren.

© Reuters

Waffenwahn: Schüsse an US-Schule - der Wachmann war gerade nicht da

Es war ein Lehrer, der bei der erneuten Schießerei an einer US-Schule das Schlimmste verhindern konnte. Der Wachmann, wie ihn die Waffenlobby für alle Schulen fordert, war eingeschneit und konnte nicht kommen.

Die erneute Schulschießerei in den USA ist glimpflich ausgegangen. Sie liefert aber Hinweise, inwieweit die Maßnahmen, die jetzt zur Verhinderung der gehäuften Bluttaten diskutiert werden, Abhilfe versprechen.

Die Schüsse fielen am Donnerstag um 9 Uhr vormittags Ortszeit in der Union High School in der Kleinstadt Taft im bergigen Hinterland Mittelkaliforniens etwa 200 Kilometer nordöstlich von Los Angeles; sie hat 9200 Einwohner. Ein 16-jähriger Schüler, der als Einzelgänger gilt und schon vor einem Jahr Morddrohungen gegen besonders beliebte Schulkameraden ausgesprochen hatte, war erst zur zweiten Schulstunde in seiner Klasse erschienen. Er brachte ein Schrotgewehr mit, das seinem 19-jährigen Bruder gehört, schoss einen Mitschüler nieder, verfehlte aber einen zweiten.

Nach Angaben der Polizei war es vor allem dem Lehrer zu verdanken, dass es keine Toten gab. Er war durch eine Schrotkugel leicht am Kopf verletzt worden, öffnete aber eine zweite Tür des Klassenzimmers und trieb die Schüler zur Flucht an. Gleichzeitig redete er auf den Schützen ein und stellte sich ihm dann in den Weg. Der Schüler sagte, er wolle nicht auf den Lehrer schießen, und zählte eine Liste der Schüler auf, die er töten wolle. Zusammen mit einem Kollegen brachte der Lehrer den Schützen dazu, das Gewehr niederzulegen. Die Polizei war innerhalb einer Minute nach der Meldung über Schüsse in der Schule eingetroffen. Sheriff Donny Youngblood bewertete es als entscheidend, dass die Lehrer den Schützen daran hindern konnten, den Klassenraum mit dem Gewehr zu verlassen. Vermutlich hätte er dann weiter in der Schule um sich geschossen. Er hatte 20 Schuss Munition dabei.

Die High School wird normalerweise von einem Wachmann geschützt, wie das die Waffenlobby National Rifle Association (NRA) nach dem Schulmassaker in der Sandy Hook Grundschule in Connecticut, bei dem Mitte Dezember 20 Erstklässler starben, für alle Schulen im Land gefordert hat. Dieser Wachmann war an dem Tag aber zu Hause eingeschneit und nicht zum Dienst erschienen. Die Gemeinde liegt in der Nähe des King Canyon Nationalparks.

Die NRA hebt hervor, dass keine der Maßnahmen, die die Arbeitsgruppe unter Vizepräsident Joe Biden nach dem Massaker in Connecticut diskutiert, gegen die neue Schießerei in Kalifornien geholfen hätte. Die Arbeitsgruppe schlägt unter anderem ein Verbot von Schnellfeuergewehren und Hochleistungsmagazinen, mit denen man viele Kugeln in kurzer Abfolge verschießen kann, vor. In Taft benützte der Schütze eine Jagdwaffe. Das Verbot von Jagdwaffen wird weder diskutiert noch wäre es in den USA durchsetzbar. Auch schärfere Überprüfungen von Waffenkäufern, die die Arbeitsgruppe vorschlägt, hätten in diesem Fall keine Abhilfe gebracht, argumentiert die NRA. Der Bruder des Schützen habe die Waffe legal erworben.

Bidens Arbeitsgruppe hatte sich am Donnerstag mit der NRA getroffen, um ihre Vorschläge zu diskutieren, aber keine Annäherung erzielt. Die NRA sagte, sie halte weitere Gespräche für sinnlos. Christoph von Marschall

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