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Panorama: War das ein Kuss?

Nach der Hochzeit Felipes gibt es ein paar Fragen

Madrid - Die Spanier lieben offenbar doch nicht mehr so heißblütig, wie ihnen lange Zeit nachgesagt wurde. Den Beweis lieferte die „Jahrhunderthochzeit", die doch das Bild des modernen Spanien in alle Welt transportieren sollte. Denn der leidenschaftliche Hochzeitskuss von Thronfolger Felipe (36) und Letizia Ortiz (31), auf den ganz Spanien und mehr als eine Milliarde Fernseh-Live-Zuschauer gewartet hatten, blieb überraschend aus.

In der Madrider Almudena-Kathedrale blieb es nach dem Ja-Wort bei einem zarten Berühren der Wangen. Und auch als sich die beiden gerade Verheirateten später auf dem Balkon des Palastes zeigten, kam es nicht zur erwarteten Mund-zuMund-Berührung. Daran änderten auch die Rufe der Untertanen vor dem Palast nichts, die vernehmbar und nach guter spanischer Hochzeitsgesellschafts-Tradition riefen: „Küssen, Küssen“. Das Fehlen des echten Kusses bewegt nun die Gemüter der Nation. Auch wenn darauf hingewiesen wird, dass bei spanischen Trauungen in der Kirche eher selten geküsst wird. Und bei königlichen Hochzeiten in Spanien sowieso nicht. Entsprechend wartete das Volk auch bei den vorausgegangenen Vermählungen von Felipes Schwestern, Prinzessin Elena und Prinzessin Christina, vergeblich auf einen richtigen Hochzeitskuss. Obwohl das royale Protokoll, so wird versichert, derlei öffentlichem Lippenkontakt nicht entgegensteht. Die internationalen Hofexperten verweisen derweil verwundert darauf, dass die Welt sogar von den steifen Briten bei ihrer letzten englischen Märchenhochzeit zwischen Prinz Charles und Diana Spencer im Jahr 1981 einen Hochzeitskuss zu sehen bekam. Auch Felipes Freund, Dänemarks Kronprinz Frederik, traute sich vergangene Woche, seine Mary vor aller Augen auf den Mund zu küssen.

Zur spanischen Kuss-Frage gesellen sich nun noch ein paar weitere Beobachtungen, die in spanischen Medien zu Überschriften führten wie: „Eine ernste Königshochzeit." Ja, sogar Spuren von Traurigkeit und Melancholie wurden in den Gesichtern der beiden Frischvermählten geortet – ausgerechnet am Hochzeitstag. Erste Anzeichen einer Beziehungsermüdung? Oder einfach nur Ermüdung? Nach allem, was man die letzten Tage aus dem Palast hörte, handelt es sich vermutlich eher um Letzteres, um pure körperliche Erschöpfung. Felipe und Letizia litten dem Vernehmen nach und trotz aller dienstbaren Geister, die ihnen zur Verfügung stehen, schlicht unter Hochzeitsstress. Dutzende offizielle Essen, Empfänge und Einladungen musste das Paar in den letzten Wochen absolvieren. Hinzu kamen die Vorbereitungen für die Mega-Hochzeit, deren Dimension alles bisher in Spanien Gesehene sprengte. Kein Wunder, dass die ohnehin gertenschlanke Letizia einige Kilogramm verlor – das gilt übrigens als normal in Spanien, wo die Hochzeitskleider aus diesem Grund vom Schneider erst kurz vor dem großen Tag perfekt angepasst werden. Dass die bürgerliche Braut an Magersucht erkrankt sei, wird dementiert.

Ralph Schulze

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