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Panorama: Warten auf den Geldregen

Das Glück kommt aus den spanischen Pyrenäen. In dem kleinen katalanischen Bergdorf Sort eröffnete ein Losverkäufer vor sechzehn Jahren ein Lottogeschäft.

Das Glück kommt aus den spanischen Pyrenäen. In dem kleinen katalanischen Bergdorf Sort eröffnete ein Losverkäufer vor sechzehn Jahren ein Lottogeschäft. "Sort", der Name des verschlafenen Dorfes, bedeutet auf Katalanisch soviel wie Glück - und dies offenbar nicht ohne Grund. Viermal in den letzten sechs Jahren fiel ein Hauptgewinn der spanischen Weihnachtslotterie auf Lose, die in Sort verkauft wurden. Heute könnte der fünfte Geldregen kommen, dann wird in der größten Lotterie der Welt wieder der "Gordo" (der Dicke) gezogen.

Der "Gordo" beträgt dieses Mal die sagenhafte Summe von 306 Millionen Euro. Eine Rekordprämie in der Geschichte des wohl berühmtesten und ältesten Lottospieles der Welt. Genauso wie der Umsatz der Weihnachtslotterie im Jahr der Terrorkrise mit Losverkäufen im Wert von mehr als zwei Milliarden Euro alles bisher dagewesene sprengt. Insgesamt werden in diesem Superlotto, in dem mittlerweile Zocker aus aller Welt auf ihre Glücksnummer setzen, 1,4 Milliarden Euro an Preisen ausgeschüttet. Einer der Hauptgewinner steht freilich schon fest: das spanische Finanzamt, dass 505 Millionen Euro an Steuern einnimmt.

Auch Xavier Gabriel, der Chef des Lottogeschäftes in Sort und der wohl bekannteste Losverkäufer Spaniens, kann sich die Hände reiben. Schließlich kassiert er bei jedem Los, das über seine Theke geht, seine Prozente. Seine Lottostelle, die er auf den geheimnisvollen Namen "Die Glückshexe" taufte, setzte allein vor der Weihnachtsziehung 19 Millionen Euro um. Ganze Busladungen von Lottotouristen kommen täglich nach Sort, um bei Xavier ihr Glück zu kaufen. Kein Lottogeschäft Spaniens nimmt mehr ein als die "Glückshexe", deren Chef auf diese Weise längst zum Euro-Millionär geworden sein dürfte.

Der pfiffige Xavier, der inzwischen via Internet (www.labruixador.com) seine Lose in alle Welt absetzt, hat nun ganz große Pläne. Seine kleine 25 Quadratmeter große Lottobude, die sich zum Mekka der Zockerwelt entwickelte, weicht nun einem schicken, supermodernen Lottocenter mit rund 500 Quadratmetern Verkaufsfläche und Multimedia-Animation für die langen Warteschlangen. Der nächste "Gordo" werde bestimmt wieder eine von ihm verkaufte Losnummer treffen, versichert Xavier, der auf die "positive Energie" der märchenhaften und wilden Landschaft schwört, die das Dorf Sort umgibt.

Ralph Schulze

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