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Panorama: Warum nur sind die Tage so dunkel?

Die Sonne geht merkwürdigerweise später auf als am 21. Dezember – die derzeitige Winterdepression und ihre Gründe

Von Andreas Oswald

Die Sonne will einfach nicht aufgehen, die Tage scheinen nicht länger zu werden, überhaupt wird es fast den ganzen Tag nicht hell. Kolleginnen und Kollegen stöhnen, in Wohnungen und Büros ist das Licht fast den ganzen Tag angeschaltet.

Was ist los? Leiden wir alle an Winterdepressionen? Es gibt wissenschaftliche Gründe, warum unsere Empfindungen nicht eingebildet sind, wie viele meinen, sondern der Realität entsprechen.

Wie fast jeder weiß, ist der 21. Dezember – da ist die Wintersonnenwende – der kürzeste Tag im Jahr. Anschließend werden die Tage wieder länger. Aber, was kaum jemand weiß: Noch viele Tage danach geht die Sonne später auf als am 21. Dezember. Das ist ein ganz realer Grund, warum wir morgens denken, der Tag wird eher kürzer als länger.

Am 21. Dezember ging die Sonne in Berlin um 8 Uhr 15 auf. Am 24. Dezember erst um 8 Uhr 16 und am 27. Dezember gar noch eine Minute später, um 8 Uhr 17.

Bis einschließlich 1. Januar blieb es bei dieser Zeit. Erst am Sonntag ging sie wieder um 8 Uhr 16 auf. So war es auch am gestrigen Montag und so ist es am heutigen Dienstag gewesen. Das ist immer noch eine Minute später als am 21. Dezember. Erst am Donnerstag wird sie wieder zur gleichen Zeit aufgehen wie am 21. Dezember und erst am Samstag wird sie eine Minute früher aufgegangen sein – um 8Uhr 14.

Wie kann es überhaupt sein, dass noch nach der Wintersonnenwende die Sonne später aufgeht? Wissenschaftler haben dafür eine Erklärung. Die Erde dreht sich nicht auf einer kreisförmigen Bahn um die Sonne, sondern auf einer elliptischen. „Dadurch entsteht diese Ungleichmäßigkeit“, sagt Wilfried Tost vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Berlin-Adlershof. „In Sonnenferne läuft sie langsamer um die Sonne, in Sonnennähe schneller“, erklärt Dietmar Stachowski vom Zeiss-Großplanetarium in Prenzlauer Berg. Dadurch gebe es diese Verschiebungen. Es gibt komplizierte mathematische Formeln, mit denen diese Abweichungen berechnet werden.

Dem Laien ist es eine Genugtuung zu wissen, dass ihn sein Gefühl nicht getäuscht hat. Die Tage werden allerdings seit dem 21. Dezember länger, weil die Sonne jeden Tag ein paar Sekunden später untergeht, als sie später aufgeht. Allerdings scheint der spätere Sonnenaufgang das feine Gefühl am Morgen stärker zu beeinflussen, als der etwas spätere Sonnenuntergang das Gefühl am Nachmittag.

Für den subjektiven Eindruck, dass es tagsüber gar nicht richtig hell wird, ist aber nicht der Lauf des Planeten als vielmehr das Wetter maßgeblich. Die dicke Wolkendecke lässt kaum Licht durch und solange wir keine winterliche Wetterlage mit Kälte und Sonne bekommen, wird sich das auch nicht ändern. Es bleibt bewölkt und milde. Zehn Grad werden am Freitag erwartet, sagt Thomas Globig von Meteomedia. Das ist ein bisschen viel für diese Jahreszeit. Normal wären drei Grad.

Gefühle täuschen also nicht: Es ist etwas durcheinander gekommen in den letzten Tagen.

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