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Panorama: Was wurde aus Hans-Wilhelm Ebeling?

Im Zuge der Wende in der DDR standen sie vor zehn Jahren plötzlich im Rampenlicht. Fast täglich sah man sie in den Zeitungen und im Fernsehen.

Im Zuge der Wende in der DDR standen sie vor zehn Jahren plötzlich im Rampenlicht. Fast täglich sah man sie in den Zeitungen und im Fernsehen. Viele von ihnen kennt inzwischen kaum noch jemand. Sie haben sich ins Private zurückgezogen, machen Politik in der zweiten Reihe oder sind in ihre alten Berufe zurückgekehrt. Der Tagesspiegel stellt täglich ein "Gesicht der Wende" vor und sagt, was aus den Akteuren von damals geworden ist.

Nach einer politischen Funktion drängt es den früheren Vorsitzenden der Deutschen Sozialen Union (DSU) Hans-Wilhelm Ebeling heute nicht. Der erste und zugleich letzte DDR-Minister für Wirtschaftliche Zusammenarbeit meldet sich kaum bei großen politischen Debatten zu Wort. Interviews gibt er selten. Zu oft sei er in den Medien gescholten worden. Auch von einigen seiner Amtsbrüder fühlt sich der frühere Pfarrer an der Leipziger Thomaskirche ungerecht behandelt. Man habe ihn als Trittbrettfahrer der Wende bezeichnet. "Es ist eine tiefe Resignation in mir", sagt er. Und eine "so dicke Haut" wie Helmut Kohl habe er nicht. So ging er 1993 mit 59 Jahren in den Vorruhestand.

In der Politik mitmischen mochte Ebeling eigentlich noch nie. Aber er wollte, "dass die DDR verschwindet". Aus diesem Grunde organisierte der seit 1952 unter ständiger Beobachtung der Staatssicherheit Stehende im Wende-Herbst an der Leipziger Thomas-Kirche einen Gesprächskreis, in dem es um eine Veränderung der DDR ging. Deshalb gehörte er zu den Ersten, die öffentlich die deutsche Einheit forderten. Auf dem DSU-Parteitag am 18. Februar 1990 verlangte Ebeling: "Die deutsche Einheit sofort". Seine Äußerung verärgerte eine ganze Reihe von Vertretern der Ost-CDU, die entweder die Einheit überhaupt nicht wollten oder erst Jahre später.

Als Ebeling im März 1990 im Kabinett de Maizière das Amt des Ministers für Wirtschaftliche Zusammenarbeit übernahm, setzte er sich ein Ziel: die Entideologisierung der Entwicklungspolitik. Deshalb kämpfte er - obgleich konservativ - für die Weiterführung der Projekte in Kuba. Er konnte sich nicht durchsetzen. Auch mit seiner Initiative, den ärmsten Ländern die DDR-Schulden zu erlassen, hatte er keinen Erfolg. Es wären immerhin, sagt er, rund 430 Millionen D-Mark gewesen. Nach einem kurzen Zwischenspiel bei der Konrad-Adenauer-Stiftung zog sich Ebeling wieder aus der Entwicklungspolitik zurück. Dafür kümmert er sich heute ehrenamtlich um die Schaffung von Arbeitsplätzen in der Uckermark.

Regina Villavicencio

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