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Panorama: Waschen, legen, bellen

Kokos-Shampoo und Fönfrisur: In Hamburg hat der erste „Dog Wash“ in Deutschland eröffnet

Hamburg - Gestern hat Josef mal wieder im Matsch gespielt. Sein Herrchen findet, seitdem rieche er „sehr streng nach Hund“, und deshalb soll er jetzt gewaschen werden. Josef ist ein Bobtail mit grau-weißem Fell und verschiedenfarbigen Augen. Sein Herrchen heißt Michael und trägt einen rosafarbenen Pullover. Beide sind ein bisschen aufgeregt: Sie werden gleich „Dog Wash“ benutzen, Deutschlands erste Waschanlage für Hunde.

„Dog Wash“ ist ein zwei mal drei Meter großer Aluminiumkasten mit einer Plexiglasscheibe. Er steht an der Esso-Tankstelle an der Hamburger Reeperbahn, zwischen den Staubsaugern und der Einfahrt zur Autowaschstraße. Mit „Dog-Wash“ könne man seinen Hund „auf hygienische und angenehme Art sicher und zuverlässig pflegen“, verspricht die Info-Broschüre. Josefs Herrchen sagt, auf so etwas habe er schon immer gewartet. „Normalerweise schrubbe ich nach einer Hundewäsche vier Stunden lang das Bad.“

2002 wurde erstmals eine Anlage in Spanien aufgestellt, seitdem gibt es den Tölen-Reiniger auch in den Niederlanden, Irland, den USA und Kanada. In Großbritannien wäscht die Royal Air Force ihre Wachhunde in den Maschinen und in Irland hat sie Werner Bostelmann entdeckt. Bostelmann, 60, versteckt seine Augen hinter dunkel getönter Brille, über seinem Bauch baumelt eine Krawatte mit bunten Blumen. Er nennt sich „Distributor Germany“ und möchte die Hundewaschanlage gerne über ganz Deutschland verteilen. Seine Firma hat er letzten Herbst gegründet, davor war Lehrer. „Aber dann war ich ausgebrannt von den vielen schlecht erzogenen Kinder.“ Jetzt vertreibt er also Wasch-Maschinen für schlecht riechende Hunde.

Bei „Dog Wash“ können die Hundebesitzer wählen: Je nach Verschmutzungsgrad der Hunde gibt verschiedene Programme. Die Kurzwäsche für fünf Minuten kostet 4,90 Euro, die mittlere Reinigung 7,90 Euro und die 15-minütige Dauerwäsche 9,90 Euro. Entscheidend für die Dauer des Waschgangs ist nicht die Größe des Hundes, sondern die Länge seines Fells. Die Anweisungen für die Hundebesitzer sind klar: „Sie stellen zunächst den Hund auf die Waschplattform und sichern ihn durch eine Kette.“ Josef lässt sich willig in der Maschine anleinen und sein Herrchen geht über zu Punkt zwei: „Benässen und shampoonieren des Fells“. Aus der Düse spritzt ein weißer Schaum, angeblich enthält er ein speziell für diesen Zweck entwickeltes Shampoo: Mit den geeigneten Bestandteilen der Kokosnuss soll der Hund „gründlich und nachhaltig“ gesäubert werden. Die besondere Schaumformel ermögliche ein leichtes und gründliches Ausspülen, preist der Hersteller an. „Die meisten Hunde scheinen es zu mögen“, sagt Lars Schütze. Er betreibt die Tankstelle, die dafür bekannt ist, dass man nicht nur tagsüber Benzin, sondern nachts auch Hochprozentiges tanken kann, bevor man Gas gibt auf der Reeperbahn. Schon in der dritten Generation führt seine Familie den Laden. „Und immer offen für Innovationen“, sagt Schütze. 1963 hat sein Vater die erste Waschstraße Deutschlands eröffnet, sie hatten ganz früh die borstenfreien Autowäsche im Angebot, und er ist jetzt eben „Dog Wash“-Pionier.

Hinter Bobtail Josef hat sich mittlerweile eine kleine Schlange gebildet. Der Samstagnachmittag ist immer noch traditioneller Waschtag, früher für Kinder, später für Autos und nun anscheinend auch für Hunde. Eine Dame in einem sehr engen Oberteil herrscht ihren Yorkshireterrier in der Schlange an: „Hör auf, die anderen Hunde wollen nicht mit dir rammeln.“ Eine weißhaarige Endsechzigerin erzählt dem Umstehenden, dass sie schon zum dritten Mal hier ist, aber nur zum Zuschauen, denn einen eigenen Hund hat sie nicht.

Josef ist derweil im Waschgang Stufe drei angekommen: Ein Gebläse soll das Wasser aus dem Fell entfernen. Die Phase ist ein bisschen heikel, sagt Lars Schütze, besonders Kampfhunde könnten auf das Surren aggressiv reagieren. Vergangene Woche hat sich auch eine Hundepsychologin „Dog Wash“ angeschaut und bemängelt, dass der Fön zu laut sei. Josef erträgt das Surren mit stoischer Ruhe, vielleicht weil er kein Kampfhund ist. Michael würde ihm jetzt gerne noch das Fell kämmen, hat aber die Bürste vergessen. Die Hauptsache aber ist, so steht es in der Waschanleitung: „Ihr Hund ist jetzt befreit von Parasiten.“ Und Josef duftet jetzt auch noch ein bisschen nach Kokosnuss.

Stephanie Souron[Hamburg]

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