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Eine Industrie. Rund 50 000 Menschen arbeiten in den Erdbeerfeldern Südspaniens.

© dpa

Wasser: Bittere Erdbeeren

In Südspanien werden Erdbeerfelder aus tausenden illegalen Brunnen bewässert – und in Deutschland verkauft. Dabei leidet Südspanien schon lange unter Wassermangel.

Sie werden für unter zwei Euro das Pfund verkauft. Doch die Erdbeeren aus Spanien, die derzeit Supermärkten angeboten werden, sind eigentlich unbezahlbar. Sie kommen aus Südspanien und sind häufig mithilfe illegal gebohrter Brunnen produziert worden. Dabei leidet Südspanien schon lange unter Wassermangel. Das liegt am heißen Klima, vor allem aber an der legalen und illegalen Bewässerung von Erdbeerfeldern. Bis Mitte des Jahrhunderts rechnet die EU-Kommission wegen des Klimawandels zudem rund um das Mittelmeer mit massivem Wasserstress.

Das Geschäft mit dem „roten Gold“ ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in Südspanien. Rund 400 Millionen Euro setzen die Bauern jährlich mit Erdbeeren um. Rund 50 000 Menschen arbeiten in den Erdbeeren, die hier das ganze Jahr über produziert werden. Neun Zehntel der Produktion exportiert Spanien. Ein gutes Drittel davon wird in Deutschland verkauft, dicht gefolgt von Frankreich.

Seit den achtziger Jahren wird das Problem der illegalen Brunnen in Südspanien bereits öffentlich diskutiert. Doch passiert ist wenig, kritisiert die Umweltstiftung WWF, die gerade eine neue Studie zum Thema veröffentlicht hat. Insgesamt gibt es in Spanien rund eine halbe Million illegal gebohrter Brunnen; sie sind ziemlich gut dokumentiert. Die örtlichen Behörden wissen relativ genau, dass etwa die Hälfte der Bauern nicht für die Bewässerung der Erdbeerfelder bezahlt.

Allein im direkten Umfeld des Nationalparks Coto de Donana gibt es nach WWF-Angaben rund 2000 illegale Brunnen. In diesem Nationalpark leben die letzten iberischen Luchse. Außerdem rasten und überwintern dort hunderttausende Zugvögel. Seit Jahren sinkt der Grundwasserspiegel. Immer öfter trocknen die Zuflüsse im Sommer aus.

Wer nun glaubt, es wäre besser, zu marokkanischen Erdbeeren zu greifen, die ebenfalls immer öfter zu haben sind, irrt sich. In Marokko werden 80 bis 90 Prozent des genutzten Süßwassers für die Bewässerung der Exportlandwirtschaft verwendet. Ein Großteil der Zitrusfrüchte auf dem europäischen Markt kommt aus Marokko und nun auch noch Erdbeeren. Seit 1969 ist nach Angaben der Europäischen Umweltagentur (EEA) der Grundwasserspiegel in Marokko jedes Jahr um 1,5 Meter gesunken. Die Brunnen pumpen inzwischen Wasser aus bis zu 200 Metern Tiefe. Ähnliche Probleme gibt es auch in Griechenland und Italien. Dort sind sie aber schlechter dokumentiert.

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