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Der Knopf einer Toilettenspülung in einem Flugzeug der Lufthansa auf dem Weg von Detroit nach Frankfurt. Die Anzeige des Wasservorrates war defekt.

© dpa

Wasserprobleme über dem Atlantik: Lufthansa-Flug rationiert Klospülung

Ein Wasserproblem hat einen Lufthansa-Flug aus den USA erschwert. Damit die Toiletten zumindest ihren einfachsten Zweck erfüllen konnten, wurden sogar die Getränke rationiert.

Welche Rolle spielt die Klospülung in der modernen Luftfahrt? Auf diese Frage können die Passagiere des Lufthansa-Flugs LH 487 von Detroit nach Frankfurt seit Dienstagabend eine recht genaue Antwort geben. Ihnen bescherte eine defekte Wasserstandsanzeige zunächst die Aussicht auf einen Abstecher nach New York - und nach einem Zickzack-Kurs über dem Nordosten der USA schließlich doch noch den ersehnten Flug über den Atlantik.

Grund für diesen „wirklich ganz außergewöhnlichen Flug“, wie es ein Flugbegleiter ausdrückte, war Folgendes: Die Besatzung habe befürchtet, zu wenig Wasser für den weiten Flug dabei zu haben, erklärte ein Lufthansa Sprecher. Es habe allerdings nur ein Problem mit der Anzeige gegeben. Dieses Problem bereitete freilich auch der Business- und First Class spürbare Unannehmlichkeiten. Dort reiste ein Teil des Who is Who der internationalen Autoindustrie von der Branchenmesse in Detroit zurück - darunter Volvo-Chef Håkan Samuelsson.

Nächtlicher Stopp in New York sollte Erleichterung bieten

Zwar ließen sich die menschlichen Hinterlassenschaften auf den Toiletten noch durch den Abfluss absaugen - ohne das gewohnte Nachspülen wollte die Besatzung ihren Gästen aber keinen 7 Stunden und 15 Minuten langen Interkontinentalflug zumuten. Also kündigte der Kapitän unter großem Bedauern der misslichen Umstände einen nächtlichen Stopp in New York an. Die dortige Lufthansa-Station kümmere sich bereits um Weiterreise und Übernachtungsmöglichkeiten.

Unter den Passagieren hätte wohl eine ganze Reihe den Nachtflug auch mit den Hygienebedingungen einer ranzigen Eckkneipe erduldet. Wenn dafür nur gewährleistet gewesen wäre, am Mittwoch deutscher Zeit wieder daheim bei den Liebsten zu sein oder einen Anschlussflug zu erreichen. Doch so wähnte sich mancher in der nicht ganz voll besetzten Maschine schon auf dem Weg zu einem Big-Apple-Abstecher, dessen Auslöser viel ungewöhnlicher wohl kaum hätte sein können.

Der John F. Kennedy Airport hatte bereits geschlossen

Doch nach der Wasserpanne über den Wolken und ihren Folgen für die Flugplanung machte noch ein weiterer Faktor fliegende Furore: der US-Behördenapparat. Rund 30 Minuten vor der geplanten Landung in New York wandte sich der Kabinenchef an die Schicksalsgemeinschaft an Bord des Airbus A330-300. Die Einwanderungsstellen am Flughafen John F. Kennedy hätten bereits ihre Pforten geschlossen, teilte er mit. Außerdem seien in New York keine Hotelzimmer mehr zu bekommen.

Und während der Kapitän schon mit der Flugsicherung über neue Routenpläne beriet, informierte der Kabinenchef über den aktuellen Wasserstand: Es werde nun doch der direkte Weg nach Frankfurt eingeschlagen. Kaffee und Tee könne die Besatzung aber nicht reichen, um die letzten Liter Wasser für die Sanitärabteilung zu schonen. Für Belustigung sorgte dafür das Zickzack-Muster, das der Kurs des Fliegers auf den Bordmonitoren zeichnete.

In der Maschine spielten sich zu diesem Zeitpunkt längst bemerkenswerte Szenen ab. Während in den 40er Reihen ein Junge „Ich muss mal groß“ plärrte, machten sich zwei deutsche Ingenieure weiter vorne Gedanken zum Wasserverbrauch eines mittelgroßen Airbus und versuchten, das Volumen des Tanks überschlägig zu berechnen.

Nach der Landung in Frankfurt mit am Ende nur zwei Stunden Verspätung griff der Kapitän hörbar zerknirscht noch einmal zum Mikro. „Ich kann Ihnen nur versprechen, dass wir das nächstes Mal deutlich besser machen werde“, sagte er. Der Lufthansa-Sprecher betonte, auch nach der Ankunft sei noch ausreichend Wasser an Bord gewesen. (dpa)

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