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Die Bergungsarbeiten an der Unglücksstelle hielten am Montag weiter an. Foto: dpa

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Panorama: Weiche falsch gestellt

Menschliches Versagen ist die Ursache des schweren Zugunglücks in Polen.

Ein Fehler des Fahrdienstleiters auf der Bahnlinie Warschau–Krakau hat höchstwahrscheinlich den Frontalzusammenstoß zweier Schnellzüge am Samstagabend verursacht. Der Fahrdienstleiter des Bahnhofs Stanzen, rund elf Kilometer nördlich des Unglücksortes, sei noch in der Nacht zum Montag festgenommen worden, gab die Staatsanwaltschaft bekannt. Der Bahnbeamte soll in den nächsten Tagen wegen „unbeabsichtigter Herbeiführung einer Katastrophe mit Todesfolge“ angeklagt werden. Dafür drohen in Polen acht Jahre Haft.

Laut Staatsanwaltschaft soll der Mann am Samstagabend versäumt haben, eine Weiche zurückzuschalten. Der Regio-Express Warschau–Krakau wurde deswegen kurz vor 21 Uhr auf das falsche Gleis geleitet. Dort prallte er fünf Minuten später frontal in einen aus der Richtung Krakau entgegenkommenden Zug. Dabei kamen 16 Reisende ums Leben, 57 Bahnpassagiere wurden zum Teil schwer verletzt. Noch steht die Identifizierung zweier Leichen aus. Nach Informationen des Krisenzentrums im schlesischen Katowice kämpften am Montag noch zwei der 57 Verletzten mit dem Tod. Der Zustand zweier weiterer Bahnpassagiere wurde als „sehr schwierig“ bezeichnet. Acht Passagiere konnten bis zum frühen Montagabend das Krankenhaus wieder verlassen.

„Der Gesundheitszustand des Fahrleiters lässt im Moment noch keine Einvernahme zu“, sagte Staatsanwalt Tomas Ozimek. Nach Informationen der Tageszeitung „Gazeta Wyborcza“ hatte der Fahrdienstleiter von Stanzen seinen Dienst erst wenige Stunden vor der Durchfahrt des Regio-Express Warschau–Krakau angetreten. Der Bahnbeamte galt als berufserfahren und solide. Erste Untersuchungen in der Nacht zum Sonntag zeigten, dass er nüchtern war. Der in der Nacht zum Sonntag ebenfalls festgenommene Fahrdienstleiter von Koslow – südlich der Unglücksstelle – soll bald wieder freigelassen werden.

In einem Interview mit der „Gazeta Wyborcza“ wies ein polnischer Fahrdienstleiter am Montag darauf hin, dass Personalabbau bei der polnischen Staatsbahn PKP immer öfter zu einer Überlastung des Bahnpersonals führe. So müssten viele Fahrdienstleiter gleichzeitig Fahrkarten verkaufen sowie Züge ansagen. Bei einem Durchschnittslohn von umgerechnet 500 Euro würden manche Mitarbeiter einer Zweitarbeit nachgehen. Übermüdung sei damit vorprogrammiert.

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