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vatikan

© dpa

Weihnachtsmesse: "Kinder gehen uns alle an"

Katholische und evangelische Würdenträger fordern in ihren Weihnachtsansprachen mehr Einsatz für Familie und Kinder. Der Berliner Bischof Huber nimmt Eltern und Gesellschaft gleichermaßen in die Verantwortung.

Wo Kinder vernachlässigt würden, müsse die Gesellschaft eingreifen, forderte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Berliner Bischof Wolfgang Huber. Die Botschaft, dass Gott als Kind zur Welt gekommen sei, enthalte die Aufforderung, sich den Kindern in der Gesellschaft mit besonderer Aufmerksamkeit zuzuwenden. Dies sei Aufgabe nicht nur von Ämtern und Behörden, sondern von jedem Einzelnen.

"Die Bilder von vernachlässigten Kindern haben uns aufgeschreckt", sagte der Berliner Bischof in der Christvesper am im Berliner Dom. Die Politik habe pünktlich zu Weihnachten Aktionen angekündigt. So sollten die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen von Kindern amtlich kontrolliert werden. Und das Kindeswohl gehe demnach dem Sorgerecht der Eltern vor.

Bischof Huber erinnert an Bundeswehrsoldaten

Huber betonte: "Man muss es aber auch umgekehrt sagen: Die Pflicht der Eltern zur Fürsorge geht allem anderen vor." Eltern stünden in einer bleibenden Verantwortung. "Von seinen Kindern kann sich niemand scheiden lassen - und von seinen Eltern auch nicht." Die Fürsorge für Kinder sei aber nicht nur die Privatangelegenheit der Eltern. Sie obliege auch nicht nur Jugendamt und Schule, Ärzten und Erzieherinnen. "Kinder gehen uns alle an. Sie brauchen unseren besonderen Schutz. Ihr Wohl und ihre Würde stehen im Mittelpunkt."

Zugleich erinnerte er an die Bundeswehrsoldaten im Auslandseinsatz, von denen er einige im Dezember im Kosovo besucht habe: "Im Einsatz für den Frieden feiern sie das Fest der Liebe ohne ihre Lieben. Familie und Freunde sind fern. Aber ich möchte ihnen zusichern, dass ihnen viele Menschen in Deutschland verbunden sind, im Gebet und mit dankbarem Respekt."

"Kinder zu lieben, ihnen Geborgenheit und Herzenswärme zu schenken, scheint uns etwas Selbstverständliches", sagte Christoph Kähler, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen und stellvertretende EKD-Vorsitzender in seinem Weihnachtswort. "Umso mehr erschrecken uns Nachrichten von Müttern (und Vätern), die sich ihrer Kinder entledigen, die sie töten, die Liebe infrage stellen - und damit ihr eigenes Leben." Kähler forderte Begegnungsstätten, wo Menschen offen über ihre Not sprechen können, ohne gleich zu Problemfällen zu werden.

Kirchen wollen Engagement gegen Kinderarmut

Nach Ansicht von Hannovers Landesbischöfin Margot Käßmann sollte sich die Kirche stärker gegen Kinderarmut engagieren. "Wir überlegen, ob man nicht so etwas wie einen Bildungsfonds auflegen muss", sagte sie. Der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Frank Otfried July, erinnerte daran, dass Gott Armut erlebt habe. Deswegen sei die Benachteiligung und Chancenungleichheit von Kindern aus sozial schwachen Familien kein Thema, das die Kirchen aus aktuellem Anlass aufgenommen haben. Es gehöre vielmehr zum Grundton von Weihnachten.

Auch die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen sprach auch die Situation der Kinder in der Gesellschaft an. "Bei allen Diskussionen, wie wir heute Kindern gerecht werden und ihnen angemessen und heilsam Zukunft ermöglichen, haben wir darauf zu achten, dass Gottes Heil und Gottes Frieden auf Erden allen Kindern und allen Menschen seines Wohlgefallens zu Teil wird, so weit es in unserer Macht steht." Die Kinder bräuchten einerseits staatliche Fürsorge und gesellschaftliche Akzeptanz, aber andererseits auch ganz persönliche Zuwendung und Liebe. "Kinder dürfen kein Armutsrisiko bedeuten, brauchen unser aller Schutz, nicht nur zu Weihnachten."

Kritik an "Weihnachts-Inszenierung"

Die Bischöfinder nordelbischen Landeskirche hat sich in ihrer Predigt an Heiligabend gegen die völlige Inszenierung des Weihnachtsfestes gewandt. "Weihnachten ist nicht nur gefühlig, lieblich, heimelig, gemütlich, nicht nur etwas für feine Familienidylle und festliche Christvespern. Weihnachten meint mehr, zielt tief in unser Herz und unseren Kopf, zeigt uns Gottes Gegenwart in allem Gefährdetsein, in Armut und Elend, in Einsamkeit und Angst", sagte sie in der Hamburger St. Michaeliskirche. "Wir dürfen nicht ständig ausblenden, was uns stören könnte, nicht in eine Scheinwelt fliehen wollen. Weihnachten ist kein Märchen nur. Weihnachten ist Realität. Gott ist nahe, er zuckt nicht zurück vor Armut, Not und Schuld."

Zum dritten Mal seit seiner Wahl zum Papst feiert Benedikt XVI. Weihnachten im Vatikan. Erster offizieller Höhepunkt ist die Christmesse an Heiligabend im Petersdom. Zu der traditionellen Mitternachtsmesse werden auch diesmal wieder Tausende von Gläubigen und Touristen aus aller Welt erwartet. Am Morgen des Weihnachtstages (Dienstag) verkündet das katholische Kirchenoberhaupt die Weihnachtsbotschaft. Anschließend spendet Benedikt den Segen "Urbi et Orbi" (der Stadt und dem Erdkreis) und verliest in vielen Sprachen Weihnachtsgrüße. (mist/ddp/dpa)

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