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Rauch über Island. Am Mittwoch beruhigte sich der Vulkan. Fluggäste harrten wie hier in Hamburg dennoch stundenlang auf Ersatzflüge.

© dapd

Weisser Rauch über dem Grimsvötn: Wieder stranden Passagiere auf den Flughäfen

Die Vulkanasche brachte wieder Chaos auf den norddeutschen Flughäfen. Und es gibt Zweifel daran, ob das Flugverbot nötig war.

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Diesmal war sie nicht so störrisch, die Aschewolke aus Island. Sie kam, legte lahm und ging wieder. Das Chaos im Flugverkehr über Norddeutschland hielt sich an einen strengen Zeitplan. Um 11 Uhr wurden die Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld gesperrt, von den zeitweisen Sperrungen betroffen waren neben Bremen und Hamburg auch kleinere Regionalflughäfen, darunter die von Westerland auf der Nordseeinsel Sylt, von Rostock und Lübeck. Schon um die Mittagszeit verbreiteten sich Gerüchte, in Bremen und Hamburg dürfe wieder gestartet werden und am frühen Nachmittag würde es auch in Berlin weitergehen. Wozu es dann auch kam. Auch in Großbritannien und Irland wurde die Warnung vor der Wolke schon zurückgenommen. Für viele Passagiere indes war der erste Urlaubstag oder die Fachkonferenz schon unrettbar in der Asche untergegangen.

Denn obwohl der Betrieb auf den norddeutschen Airports nur für einige Stunden ruhte, waren die Folgen für den Flugverkehr gravierend: Hunderte Flüge wurden gestrichen, die Aschewolke durchkreuzte die Reisepläne von zehntausenden Passagieren. Wegen der Schließungen im Norden blieben in ganz Deutschland Maschinen am Boden, darunter in Frankfurt am Main, Stuttgart, Düsseldorf, Hannover und München. Reisende mussten auf Züge oder das Auto ausweichen. Abgesehen von Deutschland lief der Flugbetrieb in Europa weitgehend normal.

Die Lufthansa ließ wegen der zeitweiligen Schließung der vier großen Flughäfen etwa 150 Flüge ausfallen. Bei Air Berlin waren es 120 Flüge, für die 12 000 Fluggäste gebucht waren. In Berlin fielen 185 der insgesamt rund 700 Flüge aus, davon rund 25 in Schönefeld und rund 160 in Tegel. Zudem kam es auf beiden Airports zu zahlreichen Verspätungen. Die gecancelten Flüge konnten weitgehend nicht nachgeholt werden, sagte ein Sprecher. Wer es eilig hatte, musste sein Flugticket in ein Bahnticket umtauschen lassen. Die gab es allerdings nur direkt am Flughafen.

In Tegel bildeten sich deshalb lange Schlangen vor den Schaltern der Airlines. Am meisten Geduld wurde den Air-Berlin-Kunden abverlangt. Ihre Schlange erreichte Rekordmaße. Aber auch per Mietwagen gab es kaum eine Chance. „Im Moment sieht es katastrophal aus“, sagte ein Europcar-Mitarbeiter am Mittag. Viele Kunden würden ihre Autos nicht zurückgeben, weil ihre Flüge gestrichen wurden.

Im Satellitenbild des Deutschen Wetterdienstes zeigen Orange-Töne hohe Vulkanaschekonzentrationen. Saharastaub ist magentafarben, blau heißt wolkenfrei, beige heißt Wolken, Wolken mit Eisanteil sind in intensivem Rot.
Im Satellitenbild des Deutschen Wetterdienstes zeigen Orange-Töne hohe Vulkanaschekonzentrationen. Saharastaub ist magentafarben, blau heißt wolkenfrei, beige heißt Wolken, Wolken mit Eisanteil sind in intensivem Rot.

© AFP

Am Abend wurden auch Zweifel daran laut, ob das Flugverbot wirklich nötig war. Die „Financial Times Deutschland“ berichtete, die Entscheidung der bundeseigenen Deutschen Flugsicherung (DFS) habe auf einer viel dünneren Datenbasis beruht als von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) suggeriert. Die 52 Stationen des Deutschen Wetterdiensts könnten nur messen, ob sich Partikel in der Luft befinden, schreibt das Blatt. Die wesentliche Information, wie hoch konzentriert sie sind, könnten die Anlagen nicht erfassen. Das habe ein DWD-Sprecher bestätigt. Die Flugsicherung habe sich zudem in erster Linie auf Simulationen des Volcanic Ash Advisory Center in London gestützt. Deren Belastbarkeit sei jedoch umstritten. Eine Messung des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums (DLF) habe im April ergeben, dass die Prognosen des Zentrums in weiten Teilen unzutreffend waren.

Die Aschewolke des Grimsvötn sollte laut Deutschem Wetterdienst (DWD) in der Nacht zum Donnerstag nach Osten in Richtung Polen und Ostsee abziehen. Völlige Entwarnung ist jedoch noch nicht möglich. Als Service für Reisende hat die Verbraucherzentrale Berlin deshalb eine Service-Hotline unter 030/214 85-180 eingerichtet, die am Donnerstag von 12 bis 14 Uhr geschaltet ist. mit dpa

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