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Panorama: Welle des Todes

Sumatra: 88 Menschen starben – als Folge der Abholzung?

Haustrümmer, weggerissene Brücken, Baumstämme, Schlamm – und dazwischen Menschen, die nach Überlebenden suchen, aber nur noch Leichen finden: am Fluss Bahorok im Norden der indonesischen Insel Sumatra glaubt niemand mehr, dass noch jemand lebendig geborgen werden könnte. Am Dienstagabend sind 88 Tote gefunden, 84 Menschen werden noch vermisst, höchstwahrscheinlich sind sie auch umgekommen. Dass unter den Toten zwei Touristinnen aus Deutschland sind, sei nicht sicher, sagte ein Diplomat dem Tagesspiegel: „Wir hatten die Information zwar aus Sumatra erhalten, hören jetzt aber von nur einem deutschen Opfer und auch diese Person ist noch nicht identifiziert."

Normalerweise plätschert der Bahorok friedlich durch Sumatras Leuser-Nationalpark. Am Wochenende schüttete es, in der Nacht zum Montag trat der Bahorok über die Ufer, eine Flutwelle schoss herab und riss alles nieder, was nicht aus Beton war. Am Rande des Parks, wo Touristen ihre Ausflüge in das Naturschutzgebiet starten, starben viele Menschen, weil der Bahorok nicht nur Wassermassen brachte.

Mit der Flut kamen Hunderte Holzstämme, die vieles zerstörten. Die Bäume waren im Leuser-Nationalpark gefällt oder durch von Abholzung begünstigten Erdrutschen mitgerissen worden. Im Leuser-Nationalpark ist es verboten, Bäume zu fällen. Aber seit Jahren hören und schauen bestechliche indonesische Beamte weg, wenn Kettensägen aufheulen und Baumstämme den Leuser-Park verlassen. „Mitten im Nationalpark steht eine Sägemühle, der lokale Gouverneur ist korrupt, ihn interessiert nicht Umweltschutz, sondern nur Geld", meint Hasjrul Junaid vom indonesischen Waldschutznetzwerk Skephi.

Umweltfreunde schwärmen vom Leuser- Park. Er ist so groß wie Zypern, in seinem Regenwald tummeln sich mehr Tier- und Pflanzenarten als in jedem anderen Gebiet Südostasiens, unter anderem Orang Utangs, Tiger, Elefanten und Nashörner.

Damit das so bleibt, unterstützt die EU den Leuser-Park seit 1995, bislang mit 32 Millionen Euro. Dass dort trotzdem abgeholzt wird, weiß man in Europa. Im Frühjahr flogen deutsche Parlamentarier vom Entwicklungsausschuss des Deutschen Bundestages mit einer Chartermaschine über den Park, um zu sehen, wie viele Bäume schon weg sind. „Es ist immer noch ein fantastischer Wald", sagte Rudolf Kraus, der Vorsitzende des parlamentarischen Entwicklungsausschusses, „aber an den Rändern sieht man Lücken durch Abholzung." Am Rand des Parks geschah jetzt die Katastrophe.

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