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© Gamma/laif

Wellen: Monster der Meere

Immer öfter bauen sich Riesenwellen auf – für die Surfer sind sie ein Traum, für die Menschen am Strand sind sie lebensgefährlich.

Es war ein Traumtag. An dem Strand in der Nähe von San Francisco blickten die Zuschauer verzückt aufs Meer. Die Sonne schien, große Wellen brandeten an die Küste, ideal für den berühmten Surf-Wettbewerb „Mavericks“. Dann kam die ultimative Welle für die Surfer. Viele Meter hoch bäumte sie sich auf, eine große glatte Wand kam auf die Küste zu. Als die Ausläufer auf den Strand schwappten, hatten die Zuschauer keine Chance. Sie wurden zu Boden gerissen und herumgewirbelt. Viele von ihnen brachen sich die Knochen.

In Indonesien stürzte bei Yogyakarta an der Südküste Javas eine unverhofft auftretende Riesenwelle tonnenschwer auf sieben schwimmende Teenager und tötete sie.

Das waren keine Tsunamis. Das waren ganz normale Riesenwellen an ganz normalen, wunderschönen Tagen.

Diese Monsterwellen sind eine neue, völlig unterschätzte Gefahr. Selbst in der Nordsee, das weiß man jetzt, bäumen sich bis zu 25 Meter hohe und 300 Meter lange Monsterwellen auf. Das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung lädt ab morgen Forscher und Kulturwissenschaftler zu einer Tagung auf Sylt. Das Thema: Die zerstörerische Kraft des Ozeans auf die Wattenmeeranrainerstaaten.

„In unserer Freizeitgesellschaft wagen sich die Leute überall immer dichter an die Strände und immer weiter raus aufs Wasser, ohne dass sie die Gewalten ernst nehmen“, sagt Dr. Friedwart Ziemer, Experte beim GKSS-Institut für Küstenforschung in Geesthacht. So kommt es heutzutage zu immer mehr Beobachtungen von Riesenwellen. Zudem verschieben sich die Zugbahnen der Tiefdruckgebiete, deren Stürme das Wasser erst aufpeitschen, und immer andere Regionen der Welt sind betroffen.

Amerikanische Wissenschaftler warnen, dass die Wellen im nordöstlichen Pazifik offenbar deutlich höher geworden sind. Zwei Tiefwasserbojen maßen, dass sogenannte „Jahrhundertwellen“ zu Beginn der 70er-Jahre noch 10 Meter Höhe erreichten – jetzt sind es 14 Meter. Die wahrscheinliche Ursache seien natürliche oder menschgemachte klimatische Veränderungen, schrieben Peter Ruggiero von der Oregon State University und Kollegen im Fachblatt „Coastal Engineering“. Die Folge: stärkere Küstenerosion, höhere Überflutungsgefahr, größere Schäden auch an Bauwerken.

„Noch Anfang der 90er Jahre hat man Schilderungen von Kapitänen über diese Wellen als Seemannsgarn abgetan“, sagt Riesenwellenexperte Dr. Wolfgang Rosenthal von der Gauss GmbH an der Fachhochschule Bremen. Doch weil auch Mitarbeiter auf hoch erhobenen Bohrinseln plötzlich nasse Füße bekamen und ein Wirtschaftszweig bedroht schien, investierten die Länder Geld in die Meeresforschung. Laut Rosenthal, der beim GKSS das „Max Wave“-Projekt betreute, misst auch die Forschungsplattform „Fino“ 45 Kilometer nördlich von Borkum Monsterwellen. Er gibt zu bedenken: Die Messtechniken per Satellit und Radar sind besser geworden, auch das könnte ein Grund dafür sein, dass mehr große Wellen registriert werden.

Auf der Hawaii-Insel Maui, am Surfspot „Jaws“, bäumen sie sich fast 30 Meter hoch auf. Halsbrecherische Surfer reiten sie trotzdem ab. Jaws, das bedeutet Kiefer. Wellenreiter trainieren, minutenlang die Luft anzuhalten. Riesenbrecher verschlucken jedes Jahr weltweit rund 50 Schiffe. Container- und Kreuzfahrtschiffe werden aus Kostengründen immer breiter und länger gebaut, so dass sie nicht mehr mit Wellen mitschwingen können. Viele kentern in den riesigen Wogen.

Wie man sich am Strand schützen kann? Surfer haben einen Blick dafür. Wenn sich bei ruhiger See etwas länglich und parallel zum Ufer dunkel wölbt und immer näher kommt, kann das böse enden. Und bei aufgepeitschtem Ozean sollte man generell Sicherheitsabstand halten.

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