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Weltjugendtag in Australien: Papst trifft überraschend Missbrauchsopfer

Zwei Tage nach seiner öffentlichen Entschuldigung für den sexuellen Missbrauch von Kindern durch katholische Geistliche ist Papst Benedikt XVI. mit Missbrauchsopfern zusammengetroffen. Doch Opfergruppen setzen ihre Kritik fort.

Zum zweiten Mal binnen weniger Monate ist Papst Benedikt XVI. mit Missbrauchsopfern katholischer Priester zusammengetroffen. Wenige Stunden vor seinem Abflug aus Sydney traf er am Montag zwei Frauen und zwei Männer, die in jungen Jahren von Geistlichen sexuell missbraucht worden waren. Der Papst hatte sie zu früher Stunde zu einer privaten Messe in einer Kapelle der St.Mary's-Kathedrale eingeladen und sich persönlich ihre Leidensgeschichte angehört und sein tiefes Mitgefühl ausgedrückt. Er bedankte sich anschließend bei den 8000 Freiwilligen des Weltjugendtages, ehe er das Flugzeug zur Heimreise nach Rom bestieg.

"Durch seine väterliche Geste wollte der Heilige Vater erneut sein tiefes Mitgefühl für alle demonstrieren, die sexuell missbraucht worden sind", teilte der Vatikan nach der überraschenden Zusammenkunft mit. Das erste Treffen dieser Art hatte bei seinem USA-Besuch im Frühjahr stattgefunden. Es galt als historischer Schritt für eine Versöhnung zwischen der Kirche und den Opfern. Viele Diözesen hatten die Skandale jahrelang vertuscht. Allein in Australien sind mehr als 100 Priester wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt worden.

Das Treffen in Sydney wurde zunächst geheim gehalten. Die zwei Frauen und zwei Männer sprachen anschließend nicht mit der Presse. Der Papst hatte die Missbrauchsskandale schon bei einer Messe mit australischen Bischöfen am Samstag scharf verurteilt und den Opfern sein Mitgefühl ausgesprochen. Einige Opferverbände forderten aber ein persönliches Treffen und würdigten die päpstliche Geste am Montag.

Kritik von Opferguppen

Andere setzten ihre Kritik an der Kirche fort. "Ich fürchte, sie haben nur Leute ausgesucht, die kein Problem haben mit der Art, wie die Kirche mit den Missbrauchsfällen umgeht", sagte die Sprecherin der Opfergruppe "Broken Rites", Chris MacIsaac. "Opfer, die damit nicht einverstanden sind, haben auch ein Recht, gehört zu werden." Anthony Foster, der Vater zweier missbrauchter Mädchen, der in der Hoffnung auf ein Treffen mit dem Papst extra von Großbritannien nach Australien geflogen war, zeigte sich enttäuscht. Dass der Papst ihn nicht empfangen habe und Opfer-Aktivisten nicht im Vorfeld über das geplante Treffen mit Missbrauchsopfern informiert worden seien, zeige einen "Mangel an Mitgefühl".

Die Erzdiözese von Sydney erklärte, die Teilnehmer an dem Treffen am Montagmorgen seien von der für die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen zuständigen Kirchenkommission ausgewählt worden. Das Treffen des Heiligen Vaters mit Missbrauchsopfern zeige das Bemühen der Kirche "denjenigen Heilung und Gerechtigkeit zu bringen, die durch sexuellen Missbrauch so schrecklich verletzt wurden."

Am Samstag hatte sich der Papst öffentlich für den sexuellen Missbrauch von Kindern durch katholische Geistliche entschuldigt. Die Opfer sollten "Mitgefühl und Fürsorge" erhalten, die Täter müssten verurteilt werden. Kritikern ging die Entschuldigung des Papstes nicht weit genug. (jam/dpa/AFP)

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