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Weltraumspaziergang: Rekordleistung im All

Die russischen Kosmonauten Fjodor Jurtschichin und Oleg Kotow haben in der Nacht zum Donnerstag trotz eines verspäteten Ausstiegs aus der Internationalen Raumstation ISS das vorgesehene Programm voll erfüllt.

Berlin/Moskau/Houston - Eigentlich sollte der "Weltraumspaziergang" zur Montage von fünf Meteoritenschutzblechen am russischen Service-Modul "Swesda" und zur Verlegung eines neuen Kabels für das Satellitennavigationssystem GPS um 20:20 Uhr deutscher Zeit beginnen. Doch dann verzögerte er sich um 45 Minuten, weil in der Schleusenkammer erst der Druck verringert werden musste, wie russische Nachrichtenagenturen und die US-Raumfahrtbehörde Nasa berichteten. Doch bereits gegen 22:05 Uhr legten die Männer eine zehnminütige Pause ein, weil sie zu diesem Zeitpunkt quasi den Rückstand wieder aufgeholt hatten. Um 2:30 Uhr - zehn Minuten später als geplant - kehrten sie in die Raumstation zurück, wo sie von ihrer amerikanischen Astronautenkollegin Sunita Williams erwartet wurden.

Das neue Antennenkabel dient der Vorbereitung auf den europäischen automatischen Frachter ATV, der im Herbst erstmals die ISS ansteuern soll. Die Bleche für den Meteoritenschutz gehen hingegen auf eine Bitte der Amerikaner zurück, die in dieser Frage höhere Sicherheitsstandards als die Russen haben. Moskau hat in den 36 Jahren, in denen es nunmehr Raumstationen betreibt, noch kein Leck durch einen Meteoriten oder Weltraummüll zu verzeichnen gehabt. Nur einmal, 1997, prallte ein automatischer "Progress"-Frachter, der außer Kontrolle geraten war, gegen ein Modul der MIR-Station und durchlöcherte es. Die russisch-amerikanische Besatzung mit Wassili Ziblijew, Alexander Lasutkin und Michael Foale sperrte daraufhin in aller Eile das Modul ab und setzten trotz des Zwischenfalls den Flug fort.

Erster Ausstieg für beide Kosmonauten

Für Jurtschichin und Kotow war der Ausstieg eine Premiere, denn keiner von ihnen hat bislang Erfahrungen mit einem solchen komplizierten Manöver. Das Flugleitzentrum (FLZ) in Koroljow bei Moskau hatte ihnen deshalb am Montag eine dreistündige "Generalprobe" verordnet. Dabei mussten die Kosmonauten die rund 130 Kilogramm schweren "Orlan-M"-Außenbordskaphander anlegen, auf Funktionstüchtigkeit überprüfen, eine halbe Stunde mit ihnen durch die Station marschieren und sie dann wieder ausziehen. Auf der Erde hatten die Russen das Außenbordmanöver zuvor ausführlich im "Aquakosmos", einem riesigen Schwimmbecken im Kosmonautenausbildungszentrum "Juri Gagarin" ("Sternenstädtchen"), trainiert. Beide Männer hatten schon im April Aufsehen erregt, als sie mit einer "Sojus"-Kapsel zur ISS geflogen, ohne vorher praktische Erfahrungen mit dem Raumschiff sammeln zu können. Es war dies das erste Mal, dass die Russen eine solche Premiere wagten. Der Kosmosneuling Kotow fungierte dabei als Kommandant und Jurtschichin, der bereits einmal mit einem US-Shuttle unterwegs war, als Bordingenieur.

Bereits in der nächsten Woche steht den beiden Russen ein neuer Ausstieg bevor. Dabei werden sie weitere Meteoritenschutzbleche sowie Container mit biologischen Mustern für das Experiment "Biorisk" an der Außenhaut anbringen. Während Jurtschichin und Kotow noch bis Oktober auf der Umlaufbahn bleiben, nähert sich für Williams, die im Dezember zur ISS gekommen war, ihr Einsatz dem Ende. Am 8. Juni soll nach der bisherigen Planung die US-Raumfähre "Atlantis" zur ISS starten und die Astronautin zur Erde holen. Ihren Platz als zweiter Bordingenieur nimmt dann ihr Landsmann Clayton Anderson ein. (Von Gerhard Kowalski, ddp)

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