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Panorama: Weltumrundung: Aus der Traum - zum sechsten Mal

Das Wetter hat dem amerikanischen Ballonfahrer Steve Fossett einen Strich durch die Rechnung gemacht: Nach rund der Hälfte der Strecke brach der Millionär aus Chicago am Freitag über Südamerika seine Solo-Fahrt um die Erde ab. Zwölf Tage zuvor war der 57-Jährige in Australien gestartet und hatte bereits den Pazifik und die Anden überquert.

Das Wetter hat dem amerikanischen Ballonfahrer Steve Fossett einen Strich durch die Rechnung gemacht: Nach rund der Hälfte der Strecke brach der Millionär aus Chicago am Freitag über Südamerika seine Solo-Fahrt um die Erde ab. Zwölf Tage zuvor war der 57-Jährige in Australien gestartet und hatte bereits den Pazifik und die Anden überquert. Dann das Aus: "Die Entscheidung ist gefallen, dass der Ballon landen soll", teilte Fossetts Bodenteam in St. Louis mit. Deswegen sei Fossett etwa 145 Kilometer vor der Atlantikküste im Süden Brasiliens gelandet.

Schwere Gewitter

"Wir dachten, wir hätten es überwunden", sagte Sprecher Liam Otten über das Wetter, nachdem schon am Vortag zwei Gewitter dem Abenteurer zu schaffen gemacht hatten. Dann sei aber auch schlechtes Wetter über dem Atlantik gemeldet worden, und die Entscheidung zum Abbruch der Reise sei deswegen getroffen worden. Bis zum Freitag hatte Fossett rund 20 000 Kilometer geschafft. In rund 6000 Metern Höhe ließ er sich über Südamerika mit einer Geschwindigkeit von 35 Kilometern pro Stunde vorantreiben. Für die Überquerung des Atlantiks nach Südafrika war mit etwa vier weiteren Tagen gerechnet worden, weitere vier bis fünf Tage waren für den Flug über den Indischen Ozean eingeplant.

Zuvor hatte Fossett in einer turbulenten und riskanten Fahrt die Anden überquert. Dabei war der 57-Jährige in heftige Gewitter-Turbulenzen geraten, die seinen Ballon ordentlich durchgeschüttelt hätten, hieß es. Das Wetter hatte sich offenbar regelrecht gegen den Abenteurer verschworen. Blitze zuckten um ihn herum, der Sturm wütete bei eisigen Temperaturen, leichter Schneefall und Vereisung machten dem Amerikaner zu schaffen. Erinnerungen wurden an die dramatischen Stunden wach, als 1998 ein Sturm den Ballon zerriss und Fossett Tausende Meter lebensgefährlich ins Meer abstürzte.

Bei dem Bemühen, einem zweiten Unwetter auszuweichen, habe Fossett für elf Stunden die Unterstützung der argentinischen Luftwaffe in Anspruch nehmen müssen, teilte die Kontrollstation mit. Die Experten vom Stützpunkt Resistencia, 770 Kilometer nördlich von Buenos Aires, hätten den Ballon auf ihren Radarschirmen verfolgt und die Kontrollstation mit den Fahrtdaten versorgt, so dass der Ballon in über 9000 Metern Höhe mit viel Glück einem zweiten Schlechtwetter-Gebiet ausweichen konnte.

Wie bei seinen vorhergehenden Rekordversuchen hatte Fossett auch bei dieser Tour mit extrem widrigen Umständen zu kämpfen: Wegen unerwarteter Flauten war er auf der ersten Hälfte seiner Reise bereits viel langsamer als erwartet vorangekommen. Fossett war am 4. August in Australien gestartet und wollte die Erdumrundung eigentlich in 15 Tagen schaffen.

Der ehemalige Börsenmakler und Abenteurer aus Chicago verfolgt seinen Ballonfahrertraum seit zehn Jahren. Bislang war er dabei vom Pech verfolgt. Eine Bruchlandung in einem Feld in Indien brachte ihm 1997 den zweifelhaften Ruf des Bruchpiloten der Ballonfahrerzunft ein. Doch Fossett ließ sich nicht unterkriegen. Sein Durchhaltevermögen hatte er schon öfter erfolgreich unter Beweis gestellt, zum Beispiel bei der Besteigung des Mount Everest oder beim 1860 Kilometer langen Hundeschlittenrennen in Alaska und dem Durchschwimmen des Ärmelkanals.

Zeitrekord als Trostpreis

Ein Rekord bleibt Fossett als Trostpreis: Bereits am Mittwoch war er nach zehn Tagen, drei Stunden und 29 Minuten länger als je ein einzelner Ballonfahrer vor ihm in der Luft gewesen. Die Ehre der allerersten Weltumrundung im Ballon kann Fossett ohnehin nicht mehr einheimsen: Das gelang dem Schweizer Bertrand Piccard und dem Briten Brian Jones vor zwei Jahren. Die beiden waren im März 1999 in 20 Tagen um die Welt gefahren und hatten dabei 40800 Kilometer zurückgelegt.

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