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Panorama: Wenn die Polizei um 6 Uhr klingelt

Fahnder haben einen Ring von Software-Piraten ausgehoben – sie hatten Raubkopien von Microsoft als echte Ware vertrieben

Für gut ein Dutzend Softwarepiraten im gesamten Bundesgebiet begann die Woche am Montag als Alptraum. Pünktlich um 6 Uhr klingelten Polizeibeamte und Staatsanwälte an der Tür. Unter Federführung der Bochumer Schwerpunktstaatsanwaltschaft gegen Wirtschaftskriminalität gelang den Beamten ein nachhaltiger Schlag gegen Softwarepiraterie in Deutschland. Polizei und Bundeskriminalamt durchsuchten an 30 Standorten Firmenräume und Wohnungen. Fünf Verdächtige wurden bei dieser Großrazzia verhaftet, drei weitere festgenommen. Alle Festnahmen erfolgten in Nordrhein-Westfalen; zu Durchsuchungen kam es auch in weiteren Bundesländern.

Das Warenspektrum der jetzt aufgeflogenen Software-Piraten war variantenreich. Im Angebot der als Groß- und Zwischenhändler operierenden Geschäftsleute gab es unter anderem umverpackte Microsoft Original-CDs ebenso wie reine Raubkopien. Zum Teil seien Originale und Fälschungen gemischt und neu verpackt worden, so die Ermittler. Außerdem wurden einfache Versionen als höherwertige verkauft. Man habe sogar über CD-Presswerke verfügt.

Die beteiligten Staatsanwaltschaften ermitteln wegen Verstoßes gegen Urheber- und Markenrecht sowie wegen Betrugs. Neben Anzeigen geschädigter Kunden waren die seit Jahren laufenden Ermittlungen auch auf Betreiben des Hauptgeschädigten, des Software-Herstellers Microsoft, aufgenommen worden. Anwälte des Konzerns waren am Montag an mehreren Schauplätzen bei Durchsuchungen vor Ort, um Wertgegenstände und Vermögen der Beschuldigten beschlagnahmen zu lassen. Nach Informationen des Tagesspiegels ging Microsoft mit Rechtstiteln im Wert von 60,3 Millionen Euro in die generalstabsmäßig vorbereitete Aktion. Die vom Bundeskriminalamt offiziell genannte Schadenssumme von mindestens 16 Millionen Euro dürfte also deutlich untertrieben sein.

Neben Firmenausstattungen, Barvermögen und Konten hatte Microsoft es am Montag offenbar auch auf andere Objekte abgesehen, die den Beschuldigten das Dasein verschönert hatten. Luxusautos, darunter sogar ein Rolls-Royce Corniche, seien unter den sicherzustellenden Objekten hieß es. Solche Informationen wollte der Sprecher der Bochumer Wirtschaftsstaatsanwaltschaft Bernd Bienossek nicht kommentieren. Immerhin bestätigte er, dass ein wichtiges Ziel der Aktion die Sicherstellung von Vermögen der Software-Piraten gewesen sei, „damit klar ist, dass Verbrechen sich nicht lohnt", so Bienossek zum Tagesspiegel.

Die Kunden der dubiosen Softwarehändler konnten die Fälschung nicht unbedingt erkennen. Vor allem deshalb müssen die Festgenommenen mit Anklagen nicht nur wegen Verstoßes gegen Marken- und Urheberrecht, sondern auch wegen Betrugs rechnen. „Angesichts der Schadenssummen müssen sie mit Gefängnis rechnen", sagte ein Ermittler.

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