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Panorama: Wer darf zuletzt?

Für die Sommerferien ist der August besonders attraktiv / Kultusminister beschließen neue Termine ab 2005

Kilometerlange Staus, ausgebuchte Flugzeuge und überfüllte Urlaubsorte an der See - um dieses jährlich wiederkehrende Chaos in den Sommerferien abzumildern, haben die Kultusminister am Donnerstag in Rostock neue Termine für die Sommerferien beschlossen. Ab dem Jahr 2005 wollen sie zu dem alten „rollierenden“ System zurückkehren, bei dem die Länder sich mit dem frühen Ferienbeginn abwechseln. Schon um den 20. Juni starten dann die ersten in ihre sechs Ferienwochen. Die letzten Ferientage verleben Bayern und Baden-Württemberger künftig Mitte September. Die Sommerferien verteilen sich so bundesweit wieder über einen zwei Wochen längeren Zeitraum als heute.

Klagen der Tourismusbranche

Mit ihrem Beschluss kippen die Schulminister die erst ab diesem Jahr geltende Ferienregelung aus dem Jahr 1999, mit der NRW aus der Rotation ausgeschert war – ohne die Regelung zu erproben. Hintergrund des Streits sind vor allem Klagen aus der Tourismusbranche. Sie kritisiert, dass in diesem Jahr kein Bundesland im Juni Ferien hat und damit die Hauptsaison kürzer ausfällt. Schleswig-Holstein ruft als erstes Land am 30. Juni die Ferien aus, gefolgt am 3. Juli von Berlin, Brandenburg und Hamburg, die sich in diesem Jahr über noch relativ leere Quartiere und Autobahnen freuen dürfen. Weiterer Hauptkritikpunkt ist, dass die drei großen Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern in diesem Jahr gleichzeitig in die Sommerpause gehen. Als Folge werden Überbelegungen in den Hotels und noch mehr Staus auf den Autobahnen erwartet als sonst. Schleswig-Holsteins Ministerpräsidentin Heide Simonis hatte schon im März ihren Amtskollegen Peer Steinbrück (beide SPD) aus Nordrhein-Westfalen auf ihre Sorgen um die Urlaubsorte an Nord- und Ostsee aufmerksam gemacht. Und Steinbrück hatte Abhilfe versprochen.

Bei Eltern und Lehrern dagegen gilt besonders der frühe Ferienbeginn ab Mitte Juni als wenig attraktiv. Wer seinen Urlaub mit der Familie in Deutschland verbringen will oder muss, fürchtet dann schlechtes Wetter im Gebirge wie an der See. Wenn es ab Anfang August aber richtig warm wird, müssen die Kinder wieder zur Schule statt ins Schwimmbad gehen. Auch die Lehrer machen Probleme mit Unterrichtsstoff und Versetzungszeugnisse in dem dann sehr kurzen zweiten Halbjahr geltend.

Bei dem jetzt ausgehandelten Kompromiss werden Bayern und Baden-Württemberg zwar – wie traditionell üblich – den späten Ferientermin beibehalten und NRW wieder mit den anderen Bundesländern „rollieren“. Die Süddeutschen haben aber auch Zugeständnisse gemacht. Ihre Ferien enden künftig später im September. Früher als am 20. Juni will aber auch NRW seine Ferien nicht beginnen. Vor dem katholischen Feiertag Fronleichnam soll der Ferienbeginn nach den Worten von NRW-Schulministerin Ute Schäfer auch dann nicht liegen. Für die Berliner ändert sich erst einmal gar nichts. Erst im Jahr 2008 werden die Sommerferien nicht wie bisher geplant Ende Juli, sondern bereits zwei Wochen beginnen. „Wir haben ja auch bisher rolliert und getauscht wie gewünscht“, heißt es aus der Senatsbehörde.

Im Juni nach Südeuropa

Auch in Nordrhein-Westfalen kann man mit der Einigung gut leben, versichert Schul- Pressesprecher Ralph Fleischhauer. „Wir werden eben die Herbstferien danach ausrichten.“ Mit Blick auf die regelmäßig wiederkehrenden Rangeleien um die Ferientermine meint Fleischerhauer, „Sie können es gar nicht allen Recht machen“, und tröstet: „Aber wer nach Spanien, Italien oder Portugal fährt, kann eigentlich auch mit den frühen Terminen gut leben.“ Dann sei es in Südeuropa noch nicht heiß und überfüllt, weil die dortigen Schulferien noch nicht begonnen haben. Abschließend müssen nun noch die Ministerpräsidenten auf ihrer Konferenz Ende Juni den Kompromiss von Wirtschafts- und Kultusministern billigen.

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