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Schutzengel und Verstorbene, die uns sehen? Vielleicht...

© Illustration: Helene Köhler

Aberglaube oder Wunder?: Ich glaube fast an Schutzengel

Als Kind ist es nicht schwer, an unsichtbare Wesen zu glauben, die uns beschützen. Mit der Zeit wird das schwerer, findet Helene, 16.

Als ich ungefähr fünf Jahre alt war, kletterte ich auf einen hohen Baum und stürzte herunter, ohne mich ernsthaft zu verletzen. Danach erklärte ich allen, mein Schutzengel habe mich beschützt. Das war in meinen Kinderaugen ganz klar, denn was sonst hätte mich so beschützen können? Als jemand aus der Familie starb, unterhielt ich mich manchmal mit den Wolken, weil ich mir einbildete, der Verstorbene würde durch ein Wolkenloch vom Himmel auf die Erde hinunterschauen und mir zuhören. Schutzengel und Verstorbene waren dazu da, auf die aufzupassen, die lebten. Menschen zurückzuhalten, wenn sie eine Straße überqueren wollten, die ihren Tod bedeutet hätte. Sie an dem Tag krank werden zu lassen, an dem der Bus, mit dem sie sonst fuhren, einen Unfall baute. Den Lebensweg ebener zu machen.

Aber diese Vorstellung hat einen Haken: dass täglich tausend Dinge geschehen, vor denen die Menschen eben nicht beschützt werden. Dann noch an Schutzengel zu glauben, ist schwieriger als anzunehmen, dass das All nur eine Murmel ist oder die Welt noch tausend andere Farben in sich birgt, die wir nur nicht sehen können. Man kann doch nicht an etwas glauben, das tagtäglich widerlegt wird! Woran ich mehr glauben kann, ist die Anwesenheit von Verstorbenen. Manchmal habe ich das Gefühl, sie geben ihre Meinung dazu. Sind sie wirklich da, aber so wenig greifbar, dass man ihre Existenz hinterfragen muss? Wahrscheinlich ist es gut, nicht auf alles eine Antwort zu wissen.

Helene Köhler

Helene Köhler

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