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Panorama: Ausflug zum Schloss Still-im-Land

Den Zauber von Paretz hat schon Fontane beschrieben: Claus-Dieter Steyer stellt sein Buch über Luises Sommerfrische vor.

„Das ist doch nur ein hässlicher grauer Kasten“, sagte die Kollegin aus der Bildbearbeitung empört, „das kann doch niemals ein Schloss sein!“ Wie könne der Reporter aus Brandenburg nur ein solch unattraktives Bild schicken und behaupten, es sei ein Schloss! Claus-Dieter Steyer muss immer noch lächeln, wenn er an diese Episode aus seiner Frühzeit als Brandenburg-Reporter denkt. Über das Schloss Paretz hatte er geschrieben und ein Bild des real existierenden Gebäudes dazugelegt. Aber im Jahre 1990 sah die ehemalige Sommerfrische der Königin Luise eben alles andere als frisch und königlich aus. Die DDR hatte gründliche Arbeit geleistet, um den Mythos der Königin Luise zu zerschlagen.

„Wenn sich damals Touristen in den Ort verirrten, haben sie das Schloss oft vergeblich gesucht – bis sie erfuhren, dass sie direkt davorstanden“, erzählt Steyer, der seit 1990 für den Tagesspiegel in Brandenburg unterwegs ist. Der gebürtige Sachse hat mehrere Bücher über Schlösser und Herrenhäuser in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern geschrieben, unter anderem über die Schlösser Neuhardenberg und Ribbeck. Er kann also vergleichen, wenn er sagt: „Kaum ein anderer königlicher Bau in ganz Ostdeutschland ist in der DDR-Zeit so stark verändert worden wie das Herrenhaus in Paretz.“ Die Rote Armee hatte das Schloss leer hinterlassen. Eine Bauernhochschule und später der VVB Tierzucht zogen ein, bauten um und bauten an, bis die Ausstrahlung des Schlosses für Jahrzehnte hinter Grauputz verschwand.

In seinem neuen Buch „Paretz – eine königliche Sommerfrische“ (bebra Verlag) erzählt Claus-Dieter Steyer die Geschichte des Ensembles von den Anfängen bis zu seiner spektakulären Renaissance in unseren Tagen. Kronprinz Friedrich Wilhelm und seine junge Gattin Luise suchten nach einem Landsitz und beauftragten den Baumeister David Gilly, ihnen im Haveldorf Paretz ein einfaches Schloss zu bauen: „Nur immer denken, dass Sie für einen armen Gutsherrn bauen“, soll Friedrich Wilhelm zum Architekten gesagt haben. Zwischen 1797 und 1805 verbrachten die beiden ihre Sommer hier, luden Gäste in ihr „Schloss Still-im-Land“ und genossen den „Zauber von Paretz“, wie Fontane 1871 schrieb.

Mit seinem Feuilleton über Paretz und Königin Luise löste Fontane einen Ansturm aus: Paretz wurde zu einem Ausflugsort mit zehn Gastwirtschaften. Dass das Schloss heute wieder ein beliebtes Ziel ist, war noch Mitte der 90er Jahre nicht absehbar. Eine Fachhochschule sollte einziehen. Dank des Engagements etwa des Vereins Historisches Paretz und einer Spende der Mäzenin Ruth Cornelsen konnten das Gebäude und seine Inneneinrichtung restauriert werden. Heutige Besucher und die Gäste des Tagesspiegel-Ausflugs mit Claus-Dieter Steyer können das Schloss mit seinen farbenfrohen Tapeten wieder in beinahe originalgetreuem Zustand bewundern. Oder, wie Steyer sagt: „Das königliche Paar könnte jederzeit wieder einziehen.“

BUCHVERLOSUNG

Wir verlosen Buchexemplare: Schicken Sie bis zum 26. Mai eine Karte an Der Tagesspiegel, Askanischer Platz 3, 10963 Berlin oder eine Mail an veranstaltungen@tagesspiegel.de, Stichwort: Paretz.

Claus-Dieter Steyer liest am Samstag, dem

15. Juni, in Schloss Paretz aus seinem Buch. Beginn 14 Uhr, Eintritt inklusive Schlossführung, Kaffee und Kuchen im „Gotischen Haus“ 24 Euro. Anmeldung siehe Infokasten.

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