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In Farbe. Heute trägt Theresa ein orangefarbenes Oberteil, ihr Lieblingskleid ist rot.

© Mike Wolff

Berlin in Mode: Straßenfeger

In Berlin ist Fashion Week. Aber was tragen die Leute abseits der Laufstege? Wir haben uns umgesehen und nachgefragt.

Theresa, 25, Schönhauser Allee

Heute trage ich mein orangenes Hippie-Teil. So ein typisches Arbeitsoutfit. Hauptsache: bequem und sportlich. Ich arbeite bei Zalando, ab und an bestelle ich mir da auch etwas. Meistens kaufe ich aber da ein, wo alle einkaufen: Bei H&M oder Zara. Inspiration hole ich mir gerne auch mal auf dem Flohmarkt. Oder ich schaue mir von Leuten auf der Straße etwas ab. Wichtig sind mir vor allem schöne Accessoires, die kleinen Dinge, die ein Outfit besonders machen. Da habe ich so vier, fünf Lieblingsteile. So wie die Kopfhörer hier. Am liebsten mag ich mein rotes Kleid, und dazu meine Lederboots, darin sehe ich am besten aus. Jetzt habe ich hole ich mir erst mal ein Sandwich bei Subway. Und genieße meine Mittagspause.

Mit Marke. Billigklamotten kommen Stefan nicht in die Tüte.
Mit Marke. Billigklamotten kommen Stefan nicht in die Tüte.

© Mike Wolff

Stefan 25, Bornholmer Straße/ Gesundbrunnen

Seit einem Jahr sitze ich in der JVA in Heiligensee. Zurzeit bin ich aber Freigänger, das heißt tagsüber gehe ich arbeiten. Und abends geht’s wieder zurück hinter Gitter. In der JVA dürfen wir anziehen was wir wollen. Sträflingskleidung wurde ja schon lange abgeschafft. Am liebsten trage ich Sneakers von Nike, da habe ich so ungefähr 30 Paar von. Ich stehe auf Markenkleidung. Mit Deichmann-Schuhen würde ich nicht rausgehen. Und auf gar keinen Fall würde ich was von H&M anziehen. Voll peinlich! Coole Sachen gibt’s von Jetlag, eine Hose kostet zwar siebzig Euro, aber das ist es mir auf jeden Fall wert, ist ja ein Statussymbol. Genauso wie meine Tattoos. Vor kurzem habe mir einen Clown auf die Wade stechen lassen, der sieht richtig schön böse aus, so wie der aus dem Film „Es“. Im Gesicht würde ich mich aber nie tätowieren lassen.

Hauptsache lässig. Rico läuft gerne in Jogginghosen rum.
Hauptsache lässig. Rico läuft gerne in Jogginghosen rum.

© Mike Wolff

Rico, 21, Gesundbrunnen

Wie ich meinen Style beschreiben würde? Keine Ahnung, Mann. So typischer Hip-Hop-Style eben. Chillig und lässig. Weite Sachen, die locker sitzen. Und Marken müssen es sein. LRG und so. Ist mir auch egal, wenn’s teuer ist. Ich will einfach gutaussehen. Hip-Hop ist ja nicht nur ein Style, das ist ja mehr ein Lebensgefühl. Leben und lachen. Mit Jogginghose laufe ich öfters rum. Am wichtigsten sind aber sowieso Schmuck, Ketten, Ohrringe. Die Tunnel in meinen Ohren will ich noch größer machen, ein paar Tattoos habe ich auch geplant. Und vielleicht

mache ich mir irgendwann mal Rastas. Das kommt richtig gut. Jetzt bau ich mir erst einmal einen Joint. Rauchst du mit? Peace, Mann!

Gut gemixt. Ihr Kleid kombiniert Nora mit Accessoires vom Trödelmarkt.
Gut gemixt. Ihr Kleid kombiniert Nora mit Accessoires vom Trödelmarkt.

© Mike Wolff

Nora, 24, Heidelberger Platz

Mode interessiert mich total, ich blättere gerne mal in Magazinen. Aber wenn sich alles nur noch um Mode dreht, finde ich’s ätzend. Gerade bin ich auf dem Weg zur Humboldt-Uni, ich studiere da Geschichte und Englisch im Master. So wie heute geh ich eigentlich immer zur Uni. Ich mag’s wenn’s stilvoll ist, und schick. Richtig wichtig sind mir Schmuck und Accessoires in guter Qualität. Die Ohrringe und die Kette sind von einem Trödelmarkt in Schottland. Meine Mutter hat sie mir geschenkt, als ich meinen Bachelor bestanden habe. Das Kleid ist von Topshop, das habe ich mir gekauft, als ich ein halbes Jahr in England war. Irgendwann will ich mal Lehrerin werden und unterrichten. In die Schule würde ich genauso gehen wie jetzt. Nur der Rock sollte vielleicht ein bisschen länger sein.

Gut behütet. Auf sein Cap verzichtet Faris nie.
Gut behütet. Auf sein Cap verzichtet Faris nie.

© Mike Wolff

Faris, 25, Sonnenallee

Es gibt ein Teil, das ich immer trage. Das ist mein Basecap. Wegen der grauen Haare, weißt du? Ansonsten lege ich Wert auf bequeme Klamotten. Und zu teuer darf’s auch nicht sein. Das Hemd hat fünf Euro gekostet, das T-Shirt zehn, die Hose auch. Ich bin nicht so ein Ku’damm-Shopper. Meistens kaufe ich bei einem Outlet-Store ein. Oder bei C&A und H&M. Wenn die Leute mich sehen, denken sie manchmal: Das ist so ein Bad Boy. Ich bin aber gar kein Styler. Eher so ein bisschen gammelig und versifft. Ich renne gerne einfach mal mit einem Jogginganzug rum, von Nike oder Adidas. Nur wenn ich mit meinen Jungs in einen Club gehe, mache ich mich richtig schick. Schwarze Hose, schwarzes Hemd. Aber leider kommen wir fast nie rein.

Mit Durchblick. Franzi gilt in der Schule als Trendsetterin.
Mit Durchblick. Franzi gilt in der Schule als Trendsetterin.

© Mike Wolff

Franzi, 19, Ostkreuz

Was ich gar nicht leiden kann, ist wenn die Leute mich schräg anschauen. Nur weil ich so aussehe, wie ich aussehe. Ich kleide mich gerne extravagant, aber die Blicke, die ich auf mich ziehe, genieße ich gar nicht. In der Schule bin ich schon ein Trendsetter, aber dass ich das letzte Mal da war ist bestimmt schon ein halbes Jahr her. Na, ja jetzt  sind zum Glück Sommerferien. Klamotten kaufe ich überall, bei Zara, Tally Weijl, egal. Ich finde, jeder sollte so rumlaufen, wie er Bock hat. Ist doch scheiße, wenn alle aussehen wie aus dem H&M Katalog. Meine Haare hatte ich erst rot gefärbt, dann dunkel, dann wieder hell. Jetzt hab ich sie einfach so gelassen. Meine Mutter sagt: Mach doch! Aber meinen Vater gefällt das gar nicht. Wenn wir zusammen unterwegs sind, sagt der immer, ich laufe zehn Meter hinter dir. Mindestens.

Bühne frei. Viola (links) und Lilikoi mögen es extravagant und treten in Burlesque-Shows auf.
Bühne frei. Viola (links) und Lilikoi mögen es extravagant und treten in Burlesque-Shows auf.

© Mike Wolff

Viola, 27 (links), und Lilikoi, 23, Greifswalder Straße

Wir sind noch ein wenig verpennt, gerade aufgestanden, und jetzt auf dem Weg zu einem Fotoshooting. Deshalb haben wir uns auch so aufgestrapst. Aber eigentlich laufen wir jeden Tag so rum. Wir beide machen nämlich Burlesque-Shows, treten in Klubs auf. Performance-Art, Cabaret, Tanzen, manchmal auch Striptease. Eigentlich kommen wir aus Australien, zurzeit leben wir aber in Neukölln. Mode ist in unserem Business alles. Wir sind richtige Fashion-Icons, tragen gerne sexy Kleider, Burlesque-Style eben, Tattoos, alles was so dazu gehört. Anregungen holen wir uns in speziellen Magazinen und Blogs. Und unsere Kostüme kaufen wir in Vintage-Stores. Oder wir schneidern sie einfach selbst.

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