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Auf diesem Gruppenbild trägt Sonja ein Nerd-Shirt. Sie ist die Zweite von links, schräg rechts über ihr sitzt John Green

© privat

Der Autor John Green auf Lesereise: Das Treffen der Nerdfighter

Zum ersten Mal ist John Green, der Autor von "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" in Deutschland auf Lesereise. Sonja Radde hat das Buch gelesen und wollte Green unbedingt live und in Farbe erleben. Hier erzählt sie, wie es sich anfühlt, ein Fan zu sein.

Wir saßen auf dem Boden. Es war noch eine knappe Stunde Zeit bis die Lesung beginnen würde, aber es kamen immer mehr Fans dazu und wir wollten gut sichtbar sein. Außerdem, was ist schon gegen Boden einzuwenden.

Die Kleberolle für die Namensschilder gingen rum, außerdem einige Exemplare von „The Fault in our Stars“ – der englischen Version von Greens Meisterwerk. Die meisten trugen außerdem T-Shirts mit dem Coversymbol des Buches - zwei Wolken auf türkisfarbigem Grund - oder, so wie ich, andere Fanshirts die nur echte Nerdfighter verstehen können. Wir unterhielten uns über Doctor Who, John und seinen Bruder Hank, ihren neuesten Videos und unsere Lieblingsbands – all das, worüber wie in unserem „normalen“ Umfeld viel zu wenig reden können.

Nerdfighteria, das ist nicht so einfach zu erklären.

John Green ist nicht nur Autor. Er ist auch ein großer Nutzer des Internets. Abwechselnd mit seinem Bruder stellt er regelmäßig Videos auf YouTube, gleichzeitig haben sie einen eigenen Online-Shop, in dem auch Poster, CDs und Shirts von anderen Internetkünstlern angeboten werden, und eine Wissenschaftsshow. Und sie haben einen Fanclub, die Nerdfighter, die einfach alle gerne ihre Videos schauen und seine Bücher lesen. Und sie haben einen Spruch, DFTBA –don’t forget to be awesome.

So saßen wir also da, warteten auf unser amerikanisches Idol, das sich wahrscheinlich sehr von den Idolen vieler anderer Jugendlicher unterscheidet. Wir redeten über Bücher, Musik und das Weltall, über Universitäten, darüber, wo wie herkommen und wie die Lesung wohl werden würde. Und wir hielten die Luft an, als ER dann endlich an uns vorbeigelaufen kam, uns kurz zuwinkte und sagte, wir könnten in einer halben Stunde reinkommen.

Die Lesung war gut. Ich saß in der zweiten Reihe neben Stefan, der ein royalblaues, von einer Nerdfighterin liebevoll selbstgestaltetes T-Shirt trug und in seinen Semesterferien Green hinterher reiste. John Green war so wundertoll wie immer. Leider musste alles, was er sagte und der Moderator fragte, gleich übersetzt werden und so dauerte alles dementsprechend länger. Auch wurde natürlich noch einmal eine kurze Inhaltsangabe gegeben – sein Buch handelt von Hazel, die in einer Selbsthilfegruppe für krebskranke Jugendliche Augustus kennen lernt. Die Beiden verlieben sich ineinander und reisen nach Amsterdam, um dort Hazels Lieblingsautor zu treffen, dessen Buch mitten im Satz aufhört und deswegen unbefriedigend für Hazel endet. Zum Schluss geht das Buch ein bisschen so aus wie man es vielleicht erwartet hatte, doch trotzdem ganz anders und vor allem viel schöner geschrieben – Hazel und Augustus sind nämlich nicht die typischen tapferen Jugendliche, die ihrer Zeit weit voraus sind, sondern ganz normal und sehr sarkastisch.

Nach dem Vortrag war noch kurz Zeit für ein paar Fragen und danach kam der spannendste Teil, das Signieren. Die Schlange füllte den ganzen Raum aus, und leider war John Green furchtbar in Eile. Trotzdem schaffte ich es noch, ihm mein mitgebrachtes Bild zu schenken und etwas Schokolade. Zum Tausch bekamen wir ein Gruppenbild, ich und einige andere noch ein Einzelbild und alle natürlich eine Signatur.

„Im Internet gibt es das Gerücht, Sie hätten alle 150 000 Vorbestellungen Ihres Buches signiert – stimmt das?“ wurde im Lesesaal gefragt. „Klar“, antwortete John Green und das Publikum lachte. Wir wussten das schon. „Ich hatte es versprochen, und obwohl es dann doch deutlich mehr Bestellungen wurden als erwartet, habe ich das natürlich eingehalten.“

Zum Schluss schnallte er sich seinen Rucksack um, zog die Bänder der Striemen fest und verschloss den Brustriemen vorne, so dass er wie ein Schuljunge aussah. „Make Friends“, rief er uns zum Abschied zu. Das taten wir auch. Freunde machen.

Sonja Radde

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