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Panorama: Ein Tor zur Welt

In Berlin gibt es jetzt eine internationale Privatschule, deren Träger eine Aktiengesellschaft ist. Unternehmer ergriffen die Initiative

„Wenn ich meine Aufgaben erledigt habe, kann ich noch mehr Übungen machen, wenn ich will“, das gefällt Giovanna gut an ihrer neuen Schule. Statt kniffeliger Rätsel, die das Denken trainieren, gab es in ihrer alten Schule Bilder zum Ausmalen. Das hat die Achtjährige gelangweilt. „Schön ist auch, dass es nicht mehr so laut ist“, erzählt die Drittklässlerin, die jetzt mit 19 anderen Schülern in einer Klasse sitzt.

„Giovanna hat sich an ihrer alten Schule nur gequält“, berichtet Vater Marcello Castromari. Heute gehe sie gerne zur Schule. Für die Phorms School in Mitte sprachen die individuelle Förderung, der bilinguale Unterricht, die kleinen Klassen und auch die Lehrer. „Sie unterrichten mit Lust und Energie, haben Erfahrungen in anderen Länden gesammelt und mehr als nur Schule erlebt“, sagt Castromari. Den weiten Schulweg von Hermsdorf nimmt er in Kauf. Ihre Freundin hat Giovanna gleich mitgebracht.

Seit Beginn des Schuljahres ist der Bezirk Mitte um eine Schule in freier Trägerschaft reicher. Der Name Phorms, abgeleitet aus Form und Metamorphose, steht für das Konzept. Das Bildungsangebot will Rahmen und Basis für die Entwicklung der Schüler sein. „Unser Ziel ist, Bildung auf der Grundlage der besten Unterrichtsmethoden mit individueller Förderung anzubieten“, sagt die Vorstandsvorsitzende Béa Beste. Zum Konzept gehört die Überzeugung, dass jedes Kind besondere Talente besitzt, die es in der Schule zu entdecken und zu fördern gilt.

Unterrichtssprachen sind Deutsch und Englisch. In der Vorschule lernen die Kinder die englische Sprache spielerisch. Der Unterricht für die Jüngsten findet überwiegend in Englisch statt, in den Klassen eins bis vier rund 70 Prozent des Unterrichts. Ab der fünften Klasse beginnt eine weitere Fremdsprache. Das einkommensabhängige Schulgeld beträgt monatlich 201 bis 864 Euro.

Susanne Wengenmeier hat in Kanada studiert und als Lehrerin gearbeitet, in der Phorms School unterrichtet sie die Grundschüler. Mit Karten, auf die sie Verben und Gefühlsausdrücke geschrieben hat, übt sie mit den Kindern Vokabeln. Wenn die Schüler auf Deutsch fragen, antwortet sie auf Englisch. Auf dem interaktiven Writeboard, einer Tafel, die ähnlich wie ein Computer genutzt werden kann, zeigt sie den Kindern englische Filme, bei denen sie neue Wörter lernen. Der Unterricht ist nicht nach Fächern, sondern nach Themen gegliedert. Die Lehrer stellen für einen Zeitraum von ein bis vier Wochen entwicklungsgemäßes und fächerübergreifendes Lehrmaterial zu bestimmten Themen zusammen, beispielsweise Wasser, Ernährung oder Freundschaft.

Den Unterricht gestalten immer ein Lehrer und ein Erzieher. Die Inhalte basieren auf dem Berliner Rahmenplan und auf dem Cambridge International Curriculum, einem englischen Bildungsprogramm für Schulen im Ausland. Die Lehrer nehmen die Rolle eines Trainers ein, der die Schüler leitet und motiviert. Die Schüler lernen selbstständig oder in Gruppen. Der Unterricht beginnt in einer gleitenden Anfangsphase zwischen 8.30 und 9 Uhr und ist verpflichtend bis 13.30 Uhr. Die Pausen sind flexibel und richten sich nach der Konzentrationsfähigkeit der Schüler. Nach dem Mittagessen in der Aula, in der derzeit die Akustik verbessert und eine Bühne gebaut wird, kann man zwischen Sport-, Kunst- und Theatergruppe wählen. In Kuschelecken mit Decken und Kissen, in Sitzecken auf den Fluren und auf dem Hof gibt es die Möglichkeit, sich zurückzuziehen.

Öffnen will sich die Schule auch nach außen. Museumsbesuche, Stadterkundungen sowie Kooperationen mit Unternehmen sollen zum Schulbetrieb gehören. „Die Kinder sollen auch sehen wie eine Pizza gebacken wird oder ein Auto entsteht“, sagt Béa Beste. In unmittelbarer Nachbarschaft auf dem ehemaligen AEG-Gelände bieten sich dazu Institute der TU, Architekturbüros und der Künstler Ben Wargin an. Gefordert wird außerdem das Engagement der Eltern.

Die Schule, die mit der Vorschule beginnt und bis zum Abitur oder dem International Baccalaureate führen soll, betreut die Kinder von 7.30 bis 18 Uhr. Beraten wird sie von der International Educational Initiative, deren Mitarbeiter Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit und der Entwicklung von Schulen haben.

Einer der Berater ist Wilf Stout. Er hat eine internationale Schule in Frankfurt und in Südafrika aufgebaut und ist Bildungsadministrator der Universität Cambridge. International ist auch das Kollegium. Als Leiterin der Grundschule fungiert die Engländerin Celia Budge, die 30 Jahre Lehr- und Leitungserfahrung aus verschiedenen Ländern mitbringt.

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