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GARTENFREUNDE: Schwein gehabt

Unser Heinrich wohnt in der größten Hundehütte vom Bau- markt. Er passt gerade so durch den Eingang.

Unser Heinrich wohnt in der größten Hundehütte vom Bau- markt. Er passt gerade so durch den Eingang. Wenn’s knapp wird und er mit einem Schnaufer den rundlichen Körper hi- neinzwängt, spätestens dann ist beim Füttern „FdH“ angesagt: „Friss die Hälfte“. Heinrich ist ein Minischwein. Der neunjährige Eber hat uns, also Lena Urzendowsky, ihre Mutter Nette und den Autor dieser Zeilen, als sein Schweine- rudel akzeptiert. Natürlich auch die Nachbarskinder, die ihn in seinem Gehege im Garten in Lichterfelde-West besuchen. Schließlich sieht er aus wie ein Glücksschwein. Seit wir ihn als Ferkel von einem Bauernhof erwarben, lieben wir Schwei- ne. Es muss mit Seelenverwandtschaft zusammenhängen. Schon als kleiner Kerl hat er uns gelehrt, was der Inbegriff für zappelnde Lebendigkeit, für Genießen ist. Auch wir fühlen uns buchstäblich sauwohl,wenn Heinrich sich in der Abend- sonne auf die Seite legt und seine zarte rosa Haut am Bauch und hinter den Ohren zum Kraulen darbietet. Er kommentiert das mit melodischen Seufzern und einem „Uch, uch, uch“ bevor er die Augen schließt und schnarcht. Wir haben von Heinrich gelernt, was „im Schweinsgalopp“ bedeutet, wenn er durch den Garten rennt. Und warum der Berliner sagt: „Ick globe, mein Schwein pfeift.“ Ja, wenn wir ihm früh nicht gleich seinen Flockenmix bringen, beschwert er sich lauthals pfeifend. Da lassen wir schon mal den Espresso stehen. Warum diese Tiere sprachlich ständig missbraucht werden, können wir gar nicht mehr verstehen. Heinrich ist schlau, läuft wie ein Hund an der Leine durch den Kiez und weiß, dass er sauber bleiben muss, wenn er mal ins Haus hereinschaut. Kurz, er ist meist nett, also wirklich kein „Schwein“. Und er bewohnt auch keinen Schweinestall. Er hat seine Kloecke, hält die Hütte sauber, polstert sie mit Stroh aus wie ein Vogel sein Nest. Nur wenn er mit dem Rüssel rabiat Beete umbud- delt, macht er sich unbeliebt. Dann heißt es aufpassen. Aber dafür hat er ja seine Grube zum Suhlen. Christoph Stollowsky

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