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UND ACTION. Kameramann Stefan Pulvermüller hat seinen Hund immer im Blick. Bulldogge Lotte ist seit fünf Jahren das Maskottchen des Sat-1-Frühstücksfernsehens. Täglich von halb sechs bis zehn hat sie prominente Spielkameraden, etwa die Moderatoren Simone Panteleit und Jan Hahn.    Foto: Kai-Uwe Heinrich

© Kai-Uwe Heinrich

HAUSFREUNDE: Lotte am Morgen

Die kleine, dralle Dänin füllt jede Rolle aus. Im Wortsinn.

Die kleine, dralle Dänin füllt jede Rolle aus. Im Wortsinn. Als Froschkönigin lag sie schon vor der Kamera, als Huhn oder Hai und als Schweinchen war sie ein echtes „babe“. Manchmal trägt sie Krone zur vornehmen Blässe. Rosa findet die Regie an ihr echt schick, schiebt ihr eine Schwimmbrille in Puder über die geröteten Augen oder lässt sie in rosé Tüll auf den roten Teppich. Das stört sie nicht, ihre hervor-

ragendste Eigenschaft ist Langmut. Meist darf sie in die Sendung, wie Gott sie schuf. Dann zoomt die Kamera ein Gesicht heran, das, speziell in Ruhe-

phasen, wie geschaffen ist für Close-ups: die zu Schlitzen geschlossenen Augen, der deftige Vorbiss, eine Zunge, die sich seitlich zwischen den Zähnen hindurch ins Freie schiebt, Speichel, der von dunklen Lippen rinnt. Genau dann spaltet ein Hund die Frühaufsteher-Nation. Eine zu vernachlässigende Minderheit denkt: Gott, ist dieser Köter hässlich! Die Mehrheit aber postet auf Facebook Fanpost und jubelt: „Lotte, Du bist echt geil! Du bist die Beste!“

Seit fünf Jahren ist die englische Bulldogge Lotte das Maskottchen des Sat-1-Frühstücksfernsehens, ein Studiohund unter Vertrag, ein angestellter Vierbeiner mit Tagesgage – kein Witz! Von sechs bis zehn Uhr täglich hat sie drei Wochen im Monat Fernsehleute um sich – Herrchen eingeschlossen. Stefan Pulvermüller, 45, ist Kameramann und der sympathische Urheber der Hundehysterie am frühen Morgen. Ein Zufall. Vor Jahren wackelte seine erste Bulldogge Helga öfter mal durchs Bild und gehörte ab sofort zum Inventar. Als sie zwölfjährig als alte Dame starb, war für ihn erst mal anderthalb Jahre Hundepause. Dann holte er Nachwuchs von der Nordsee: Lotte, wieder eine Bulldogge. „Ich mag diese kurznasigen Rassen“, sagt er. Vor allem aber imponiert ihm der Bulldoggen-Charakter: dickköpfig, aber anhänglich. Außerdem gutmütig und kein Kläffer. „Der perfekte Stadthund, der perfekte Familienhund“, sagt Stefan, der Single aus Mitte. Die Herr-und-Hund-WG funktioniert: Er muss um drei Uhr morgens raus, Lotte folgt pünktlich – auf den letzten Drücker, bevor sie losfahren ins Friedrichs-

hainer Studio. Dort kann Lotte vor laufender Kamera rumlaufen und rumliegen, wie sie will. Sie findet Spielkameraden wie Reese Witherspoon, der sie das Wasser aus dem Glas wegsoff oder Donald Suther-

land, dessen grünen Apfel sie fraß oder Kim Wilde, in deren Geburtstagstorte sie sich schmiss. In der Ecke steht ihre Box. Da kommt sie auch mal rein, wenn sie, wie seinerzeit, dem Schlagzeuger der Leningrad Cowboys die Trommlerstöcke klaut. Wer sie sich gefügig machen will, hat Leckerli dabei. Oder schickt ihr einen selbst gebauten Fressnapf mit Lotte-Konterfei, wie zwei Zuschauerinnen, die dadurch auf eine neue Geschäftsidee kamen und mit dem Napf plus Hundeporträt in Serienproduktion gingen. Kurz: Lotte macht ’nen Superjob. Sie lockert die Stars auf, bindet Zuschauer ans Format, hat sogar ihr eigenes Gewinnspiel und muss nie ihren Besitzer missen. Der geht, damit sie nicht vergisst, wie andere Hunde aussehen, mit ihr ins Auslaufgebiet nach Grunewald oder auf Urlaub in ihre Heimat. Und er spendiert ihr nur das beste Futter: Rindfleisch, kein ordinäres Nassfutter. Das hat einen ganz entscheidenden Vorteil: Sie muss in der Sendung nicht so viel pupsen. Susanne Leimstoll

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