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HAUSFREUNDE: Rufus und Pia: Rot ist die Liebe

Ein ideales Paar, beide mit feuerrotem Haar. Wenn da nicht der Altersunterschied wäre.

Ein ideales Paar, beide mit feuerrotem Haar. Wenn da nicht der Altersunterschied wäre. Man könnte sagen, Pia Schneider liebt einen alten Kerl. Sie ist 37, er wird umgerechnet 90. Klar ist er noch immer rüstig. Aber neuerdings schläft er den halben Tag, zerrt sie beim Spaziergang nicht mehr so wild hinter sich her. Wenn er ruht, wird er peinlich, japst, schnarcht, rülpst, pupst. Er war immer stattlich, nun ist sein Rücken ein bisschen knochig. Er braucht Gehhilfen, ins Auto schafft er es nur mit Rampe. Auf dem Parkett rutscht er aus, segelt auch mal hin; demnächst muss er spezielle Schuhe haben. Die neue Schonkost bekommt ihm, die Pillen für Herz und Schilddrüse wirken. Schmerzmittel nimmt er nur mit Leberwurst, spuckt sie sonst wieder aus. „Ach, Ruuuufus!“ sagt Pia mit ganz viel Liebe in jedem U, umfasst den Kopf samt Schlappohren, küsst ihn auf die grau werdende Stirn, und er schlabbert dankbar. Alt werden ist nicht nur fürs Haustier schwer, auch für den Menschen, der dabei zusehen muss. „Ich hatte eine Phase, da hab’ ich jede Nacht gedacht, wieder ein Tag weniger mit ihm“, sagt Pia. Sie erzählt von früher. Rufus, geboren am 22. September 2000. Vater: Weimaraner, Mutter: italienische Dogge. Ein Neunerwurf in Lichterfelde. Sie wollte einen schwarzen Hund, einen, der groß wird und auf sie aufpasst. Dann kam der rote Rufus angewackelt, biss in ihren Schal, und es war um sie geschehen. Dass er später fast 70 Zentimeter bis zum Rist maß, hat sie dann doch überrascht. Rufus hat kein tadelloses Benehmen. Mal logiert er bei ihrer Mutter, dann kommt er verwöhnt nach Hause und will mit ins Bett. Rufus macht sitz, wenn er will, nicht, wenn er soll. Und er muss immer was vom Essen ab- haben. In seinem Job aber war und ist er top: als Bodyguard. „Ich hab’ mich immer total sicher gefühlt mit ihm, auch, als ich allein gewohnt habe“, sagt Pia. Lange Zeit war klar, wenn Rufus nicht mehr ist, muss sofort ein Nachfolger her. Das ist anders jetzt. Pia weiß: „Man muss die Trauer ertragen, nicht das Glück ersetzen.“ Susanne Leimstoll

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