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Panorama: „Ich bin zu 30 Prozent erwachsen“

Das Model Eva Padberg über die ganz großen Ferien, sich selbst aufblasende Isomatten – und darüber, wie es ist, verrucht zu sein

Eva, fährst du in die Ferien?

Ja, endlich. Nach Ibiza. Zum ersten Mal. Das wird cool, weil ich mit meinen Freunden ein Haus gemietet habe. Es hat Türmchen und sieht aus wie ein kleines Minischloss. Es gibt zwei ganz tolle Badezimmer mit kleinen Mosaikfliesen und herz und nierenförmigen Badewannen. Draußen dann der Pool.

Und warum ausgerechnet Ibiza?

Es ist warm dort. Du kannst grillen. Das ist Sommer für mich.

Was ist für dich ein perfekter Urlaub?

Einen perfekten Urlaub hatte ich vor zwei Jahren. Da war ich mit meinem Freund Niklas in Mexiko. Einfach der perfekte Strand, das perfekte Wasser. Du konntest Stunden am endlosen Strand lang laufen und es war niemand da.

Was nimmst du mit zum Strand?

Sonnencreme, ein Buch. Mehr nicht. War klasse in Mexiko. Das Essen auch.

Was gab’s denn?

Tortillas. Was ich nicht mag, ist dieses merkwürdige mexikanische Gewürz.

Wie schmeckt das?

Das schmeckt wie Petersilie. Selbst wenn die Mexikaner Gulasch machen: Das schmeckst du immer raus.

Gut, Petersilie auf dem Brötchen ist schlimm. Aber im Salat zum Beispiel?

Bah, ih.

Gibt es irgendein tragisches Erlebnis in deiner Kindheit mit Petersilie?

Wahrscheinlich. Wir hatten das in unserem Garten.

Magst du eigentlich Camping?

Im Prinzip schon. Aber letztes Jahr waren wir in Kroatien, als dort gerade Ferien waren. Das war schrecklich, weil dann alle campen gehen. Der erste Campingplatz war wie ein Flüchtlingslager. Da sind wir gleich wieder weg. Wir sind bestimmt noch drei oder vier Stunden rumgefahren im Land, um einen anderen Campingplatz zu finden.

Und wer ist zuerst durchgedreht?

Ich. Niklas bleibt da sehr ruhig. Wir sind dann weiter nach Italien.

Aber ist es im Zelt nachts nicht immer so ein bisschen eigenartig?

Das finde ich das Schöne. Draußen ist der Wind … das ist sehr gemütlich!

Und gehörst du zur Isomatten- oder Luftmatratzenfraktion?

Wir hatten sich selbst aufblasende Isomatten. Die sind nicht so gut wie Luftmatratzen, aber besser als Isomatten.

Du reist als Model ja auch viel beruflich. Fühlst du dich manchmal einsam auf Reisen?

Früher schon. Aber ich bin jetzt drüber hinweg. Das kommt so mit dem Erwachsen werden. Ich glaube, ich werde langsam erwachsen.

Zu wie viel Prozent bist du denn erwachsen?

Zu 30 Prozent, würde ich sagen.

Aha.

Verantwortungsmäßig kriege ich das alles noch nicht auf die Reihe. Ich brauche immer Leute, die sagen: Und das musst du unbedingt noch einschicken.

Wie, was einschicken?

Zum Beispiel Belege an die Agenturen.

Was sind das für Menschen, die gut Sachen abheften können und so?

Mein Vater ist ziemlich gut mit Sachen abheften. Zu Hause stehen zwei Ordner für mich. Da sind die ganzen Versicherungen abgeheftet. Ich habe darüber gar keinen Überblick. Ich muss das mal in Angriff nehmen.

Glaubst du, dass deine Generation politisch ist?

Ich glaube nicht. Weder meine Generation noch die meiner Schwester zum Beispiel.

Wie alt ist deine Schwester?

17. Ich interessiere mich nicht wirklich für Politik. Ich finde es aber schön, wenn was Neues passiert und wenn Menschen Politik machen, die einem einfach als Mensch schon sympathisch sind. Ich finde auch unseren Bundeskanzler sehr sympathisch, muss ich sagen. Also bei uns ist es eher so, dass unsere Generation sagt: Der Schröder ist ’ne coole Sau. Was da wirklich passiert, das ist uns eigentlich wurscht.

Warum glaubst du, dass das so ist?

Weiß ich nicht. Wir sind halt harmoniebedürftig. Wir haben keine Lust, irgendwie aufbrausend zu sein, weil uns das zu viel Arbeit ist oder weil wir faul sind. Wir sind natürlich sehr konsumorientiert.

Wählst du?

Ich habe noch nie gewählt.

Wie schaust du auf die Generation der 30-Jährigen?

Ich kenne Leute in dem Alter, die wohnen in Berlin, die machen ein paar Jobs und dann fahren sie drei Monate nach Thailand und kommen pleite zurück und sagen: Mami, hast du mal Geld. Aber ich glaube, dass ist auch so eine Generation, wo es in der Generation selbst ganz große Unterschiede gibt.

Wie sehen Fotos von dir aus, die du cool findest?

Ich mag Inszenierungen. Ich habe letztens so eine Story gemacht, in einem Hotelzimmer in Frankreich. Ich war eine verruchte Frau, lag in Unterwäsche auf dem Bett und habe geraucht.

Und ist das angenehmer, weil du dann eine Rolle spielst?

Ja. Schon. Das war natürlich viel interessanter, als jetzt zwei Tage im Studio für einen Katalog fotografiert zu werden. Das wird irgendwann langweilig, weil du ja immer nur dasselbe machst. Wisst ihr?

Nö.

Ihr müsst euch das so vorstellen: wenn du einen Katalog fotografierst, muss die Jacke gut aussehen. Und das Mädel, was sie trägt, muss nett aussehen.

Die Reihenfolge?

Ja.

Glaubst du, dass du ein Gesicht mit hohem Wiedererkennungswert hast?

Nein.

Stehst du gerne im Mittelpunkt?

Ja. Obwohl: Bei unserem Musikprojekt war ich die Erste, die gesagt hat, dass ich das nicht auf der Bühne machen möchte. Und die Jungs haben dann gesagt, du machst das jetzt einfach. Und so bin ich dann da reingeraten. Mittlerweile mache ich es auch gerne.

Ihr produziert ja Techno…

Nee, Minimum-House. Also wir hatten das Problem, so vor zwei Jahren, dass die Szene in Thüringen sehr stillgestanden hat. Die Leute haben nur noch die ganz harten Sachen gehört und alles, was irgendwie anders war, fanden sie blöd. Wir waren halt die Ersten, die etwas verspieltere Beats gemacht haben statt des dumpfen Auf-die-Fresse-Techno. Es ist der Wahnsinn, wie viel Geld manche dafür kriegen, dass sie den Leuten eine Platte vorspielen.

Es ist auch Wahnsinn, wie viel Geld Leute bekommen, die fotografiert werden.

Ja, das ist auch wieder wahr.

Sparst du?

Na ja, ich würde also sagen, dass ich immer so die Hälfte zurücklege. Und das bleibt dann auf dem Sparbuch. Oder kommt in einen Fonds oder Aktien oder so. Das habe ich auch von meinem Vater, dass ich nicht gerne Risiken eingehe.

Hast du dir mal überlegt, dass du so wahnsinnig mehr Geld verdienst, als deine Eltern zum Beispiel?

Ja. Ich merke ja auch immer, wenn ich meiner Mutter sage, wir haben uns das und das gekauft. Sie sagt dann: Was, so viel Geld verdiene ich im ganzen Monat nicht.

Was nervt dich denn an deinen Eltern oder was ist dir peinlich?

Wenn meine Mutter anruft und ich gerade nicht reden kann. Und sie trotzdem immer weiter erzählt.Das kennt sie aber von mir. Sie weiß, dass ich relativ launisch sein kann.

Ja?

Ja. Mit Leuten, die mich sehr gut kennen, kann ich sehr launisch sein. Da lasse ich dann einfach meine schlechte Laune raus, was ich bei Fremden nicht tun würde. Dafür bin ich zu gut erzogen.

Nimmst du Gute-Laune-Musik mit in den Urlaub?

Ich nicht, aber die Jungs werden die eine oder andere Plattentasche mitnehmen.

Wie lange bist du mit Niklas zusammen?

Seit acht Jahren. Am 29. Juni hatten wir Jubiläum.

Acht Jahre sind eine lange Zeit.

Niklas und ich streiten eben nicht gerne.

Du bist wirklich sehr harmoniebedürftig!

Ja, wenn ich mal sauer auf ihn bin, dann guckt er mich so an, bis ich lachen muss. Ich finde es viel zu anstrengend, sich ständig zu streiten. Meine Familie ist ja auch so. Das ist alles sehr harmonisch bei uns. Meine Mutter küsst gerne alle.

Du bist ja schon früh ausgezogen.

Mit 18. Ich hatte dann noch lange mein Zimmer. Also im letzte Schuljahr, da habe ich sowieso immer bei Niklas geschlafen.

Wann war der erste Urlaub alleine?

Mit 17, zelten an der Ostsee.

Und dann gings los mit feiern?

Ich habe nie so viel getrunken, dass mir schlecht wurde.

Schwimmst du gern weit raus?

Nein. Ich bin eine ängstliche Autofahrerin und auch eine ängstliche Schwimmerin.

Wie muss ein Mann sein, der dich interessiert? Muss er dich beschützen können? Jetzt mal abgesehen davon, dass du mit Niklas zusammen bist.

So einen Mann darf nichts umhauen können. Und er dürfte mich nicht die ganze Zeit anhimmeln, auf einem Zahnstocher herumkauen und sich auf die Lippen beißen. Das ist wirklich das Allerschlimmste.

Die Fragen stellten Christoph Amend und Esther Kogelboom.

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