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Jugend und Datenüberwachung: Wer Sicherheit will, muss sich überprüfen lassen

Mal ehrlich: Wir wussten doch alle, dass man nichts ins Netz stellen darf, was nicht der Falsche lesen soll. Kira, 17 Jahre, fragt sich, warum sich jetzt alle aufregen

Gerade habe ich für meinen Vortrag über Phobien in der nächsten Woche etwas gegoogelt, eine What’s-App-Nachricht mit einem Bild an einen Kumpel verschickt, und gleich werde ich noch eine E-Mail schreiben. Das alles kann überwacht werden, ohne dass ich etwas davon bemerke. Aber wer interessiert sich denn wirklich für den Blödsinn, den ich verschicke?

Schon bevor die massenhaften Datenüberwachungen bekannt wurden, kannte jeder die Werbung, die nach Stichworten auf den jeweiligen Benutzer zugeschnitten wird, die Empfehlung für ähnliche Musik, die man unbedingt kaufen muss. Eigentlich müsste einem doch da schon auffallen, dass die eigenen Daten von anderen mitgenutzt werden könnten. So wirklich kann ich keinem glauben, dass er vor den Enthüllungen von Edward Snowden nicht wusste, dass sein elektronischer Datenverkehr mitgelesen werden könnte. Uns war doch allen klar, dass man im Internet nichts posten oder senden sollte, was unter keinen Umständen von anderen gelesen werden sollte. Es hieß schon immer, nichts kann wieder gelöscht und alles gesammelt werden.

Außerdem wünschen wir alle die Bekämpfung von Terrorismus und Kriminalität. Wir alle wollen Sicherheit im Netz, aber keiner die dafür notwendige Überwachung. Dass das nicht funktionieren kann, ist eigentlich selbstverständlich, dennoch wird es zu einem riesigen Skandal gemacht, von dem niemand gewusst haben will. Alle wollen von ihren Behörden beschützt werden, aber nicht einer möchte, dass dabei die eigenen Daten mit überprüft werden. Wenn wir nicht überwacht werden wollen, können wir auch keinen dafür verantwortlich machen, dass die zunehmende Kriminalität im Netz nicht bekämpft wird. Dass heute beispielsweise in die USA verschickte Pakete massenhaft geöffnet werden, stört offenbar keinen, obwohl es mindestens genauso die Privatsphäre einschränkt wie die Internetüberwachung. Die Datenüberwachung erinnert mich an den Beipackzettel von Medikamenten: Alle haben ihn in der Hand, aber kaum einer liest ihn. Hat einer die Seitenlagen Bedingungen von Amazon, iTunes und so weiter vor der Nutzung durchgelesen? Wohl kaum.

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