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Panorama: Kinder als Kunden

Klare Richtlinien für Werbung an Schulen gefordert

Die Verbraucherzentralen fürchten, dass Firmen an den Schulen zu viel für sich werben. „Werbung an Schulen ist mit dem öffentlichen Bildungsauftrag nicht vereinbar“, sagte die Vorsitzende des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen (vzbv), Edda Müller, am Montag in Berlin. Sie forderte die Kultusministerkonferenz auf, klare und bundesweit einheitliche Richtlinien zu verabschieden, wie Unternehmen an Schulen werben oder als Sponsoren auftreten dürfen.

Besonders scharf kritisierte der vzbv, dass in Berlin sogar Produktwerbung an Schulen erlaubt sei. „Wenn ein Unternehmen sich am Bau einer neuen Mensa beteiligt, darf es nicht sein, dass sie dann mit dessen Schriftzug gepflastert wird“, sagte ein VerbandsSprecher.

Bildungssenator Klaus Böger (SPD) wies die Kritik zurück. Es gebe keine offiziellen Richtlinien, was auch gut sei. Denn den Schulen sollte es auch künftig möglich sein, über Werbung zusätzliches Geld einzunehmen.

Auch der Schulstadtrat von Steglitz-Zehlendorf, Erik Schrader (FDP), sieht keine Notwendigkeit gesetzlicher Vorgaben: „Es muss in der Eigenverantwortung der Schulen bleiben, wie weit sie mit Unternehmen zusammenarbeiten. Allerdings ist doch klar, dass eine Schule nicht in Mercedes-Benz-Oberschule umbenannt wird, nur weil Mercedes eine Turnhalle finanziert hat.“ Auch werde es an dieser Schule gewiss nicht mit jedem Zeugnis einen Katalog der Automarke frei Haus geben. Schrader hält den „Aktionismus der Verbraucherzentrale für hysterisch“.

Durch eine gesetzliche Regelung müsse ja auch keine Projektwoche und kein Schulfest abgesagt werden, hieß es beim Verbraucherband, nur weil ein Computerhersteller die Software oder ein Getränkehändler ein paar Kisten Wasser spendiere. Es gehe ums Prinzip: „Die Politik muss endlich die Relevanz des Themas erkennen und handeln“, sagte Edda Müller.

Nach einer Studie der Verbraucherzentrale haben Werbung und Sponsoring an Schulen in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Da allein die Kaufkraft der Sechs- bis 13-Jährigen etwa 5,5 Milliarden Euro betrage, sei der Hintergrund klar: „Die Unternehmen wollen die Kinder als Kunden an sich binden“, so der vzbv.

Dem widersprach der Sprecher des Zentralverbandes der deutschen Werbewirtschaft, Volker Nickel: 2004 habe das Werbegeld für Berliner Schulen 255 Euro betragen. „Wir reden hier über Krümelanteile.“ Außerdem, so Nickel, sei „Werbung in Schulen ein Flop“. chr

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