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Kolumne: Was machen wir JETZT?: Auf Solopfaden wandeln

Bist du ein Teamplayer? Das fragte vor zwei Wochen Constanze Bilogan. Unser Kolumnist antwortet ihr heute.

Wer hat eigentlich gesagt, dass Soloalben immer scheiße sind? Bei Oasis und den Gallagher-Brüdern mag das ja so gewesen sein. Aber Brit-Pop ist tot, die schlimmen Neunziger vorbei. Heute, in der Post-Wonderwall-Welt, sieht das ganz anders aus: Solokünstler machen die besseren Alben, man muss den Egofuckern nur freien Lauf lassen. Jan Delay ist allein besser als bei den Beginnern, Peter Fox besser als Seeed – logisch! Und Klaas ohne Joko ist auch lustiger – Jokos dreckige Lache aus dem Off einzuspielen würde genügen, die Pointen vermasselt er eh.

Ständig wird uns eingetrichtert, wie wichtig Teamwork sei. Hier ein Gruppen-Brainstorming, da ein gemeinschaftliches Mindmapping. Und wenn es knarzt im Gefüge, dann geht’s zum Teambuilding in den Klettergarten oder zum Kanufahren, dann wird alles gut. Was für ein großer Quatsch! Denn es geht doch fast immer schief, wenn man versucht, die Gehirne mehrerer Menschen miteinander zu kombinieren. Anstrengender ist es sowieso. Bis ich dem anderen erklärt habe, was ich möchte, und der das auch verstanden hat, hätte ich die Aufgabe allein schon lange erledigt. Wenn jeder mitreden will, nervt das total. Nur keiner traut es sich zu sagen.

Das ist jetzt kein Plädoyer für eine Ich- Gesellschaft. Im Gegenteil: Man muss schon unterscheiden zwischen Egoisten und Egomanen. Egomanen sind selbstsüchtige Arschlöcher, die anderen nicht zuhören, sondern sie nur als Ich-Verstärker ihrer eigenen Eitelkeit missbrauchen. Narzissten, die vorm Spiegel onanieren. Egoisten, das sind wir alle, der große Rest. Wir Einzelkämpfer handeln meistens zu unserem eigenen Vorteil. Und manchmal, ganz zufällig, nützt es auch jemand anderem. Für uns ist das gut, weil wir eine Belohnung bekommen, nämlich Anerkennung, ein Schmatz auf die Wange oder ein schlichtes Dankeschön. Wirklichen Altruismus hingegen gibt es nicht. Selbst die 50 Cent drücken wir dem Zeitungsverkäufer in der U-Bahn nicht aus Mitleid in die Hand, sondern nur weil wir uns danach besser fühlen.

Die besten Ideen stammen ohnehin immer von Einzelnen. Je größer die Gruppe, desto schlechter die Ergebnisse. All die Zweifler und Bedenkenträger pfuschen nur rein. Wer selber nicht zu den Lautsprechern gehört, der kennt das. Man hat die bessere Idee, aber am Ende gewinnt der mit der größten Klappe. Auch deshalb ist Teamarbeit sinnlos. Du für dich. Ich für mich. Das bringt einfach mehr.

Constanze, was wolltest du immer werden?

Nächsten Mittwoch antwortet an dieser Stelle Constanze Bilogan.

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