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Im Sommer will Constanze einen Roadtrip durch die Westküste der USA machen - und den interkulturellen Dialog suchen.

© privat

Kolumne: Was machen wir JETZT?: Das Abenteuer suchen

Wo machst du gern Ferien? Das fragte Björn Stephan letzten Mittwoch. Unsere Kolumnistin antwortet ihm heute.

Es gibt ja Leute, die schätzen das wohlige Gefühl von Heimat, wo auch immer sie sind – sogar im Urlaub. Sie möchten, dass ihre Muttersprache gesprochen wird, dass es das Jägerschnitzel XXL auf der Speisekarte gibt und deutsche Schlagerlieblinge in den Diskotheken ihnen den Auslandsaufenthalt erträglich machen. Sie erkennen ihre Landsleute gerne an der Einheitsverkleidung aus Kappe, offenem Hawaiihemd und weißen Tennissocken in Adiletten. So wird interkulturelle Verständigung erst gar nicht nötig. In südländischen Hoteltrabantenstädten wird fremde Kultur schmackhaft auf dem Plastikteller serviert, Animateure führen in einheimische Tänze ein, leichte Urlaubskost zum Pils mit Schirmchen.

Da ist mir doch die volle Breitseite Wildnis allemal lieber. Unberührte Natur, Einsamkeit, nur ich, mein Zelt und der röhrende Elch am Morgen. Besser, als mich im All-inclusive-Urlaub in Lloret de Mar mit weißen Wohlstandsbäuchen um den letzten Chicken Wing zu schlagen oder an ominösen Bars, nach Vorzeigen des blauen Bändchens, Abflussreiniger mit Bananensaft zu erhalten. Auch möchte ich kein morgendliches Zwangssportprogramm in Form eines Sprints zum überfüllten Strand, um mich todesmutig auf die letzte freie Plastikliege zu werfen, mein magentafarbenes Promotionhandtuch zu platzieren und die Liege nach dem Frühstück eh nicht mehr wiederzufinden. An Baden ist nach acht Pancakes, 17 Bratwürstchen und fünf Toasts sowieso nicht mehr zu denken, aber man nimmt eben, was man kriegen kann – ist ja eh alles umsonst!

Nein, ich brauche Urlaub, der nach Schweiß und Abenteuer riecht. Ich will mit Bären kämpfen, mit Kojoten um die Wette heulen und in Hotpants dicke Trucker anhalten, wenn mir im Death Valley der geliehene Ami-Schlitten unterm Hintern versagt. Deswegen mache ich dieses Jahr einen Roadtrip im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, wo jeder eine Knarre hat und man für das Bestellen eines Veggie-Burgers verhaftet werden kann. An der Westküste jage ich zwischen Seattle und Los Angeles der Freiheit hinterher, schlafe in Motels und weiß natürlich alles über gleichnamige Horrorfilme – Nervenkitzel eben. In Las Vegas bin ich Nummer 14 in „Ocean’s Fourteen“ und mit der Kohle heirate ich Elvis in der Wedding Chapel. Und beim Grillen am Long Beach gibt’s zwar kein Jägerschnitzel oder Pils, dafür aber interkulturelle Verständigung und Surfin’ USA.

Björn, bist du ein Teamplayer?

In zwei Wochen antwortet an dieser Stelle Björn Stephan.

Constanze Bilogan

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